
Die Brexit-Hardliner hatten die historische Chance, ihren Traum von der vermeintlichen Unabhängigkeit Großbritanniens zu verwirklichen. Sie haben sie nicht wahrgenommen, sondern stimmten mehrheitlich gegen den von Premierministerin Theresa May mit Brüssel ausgehandelten Deal. Was für eine Farce. Wieder einmal haben die Europaskeptiker gezeigt, dass sie unfähig sind, Verantwortung für ihre Entscheidungen zu übernehmen. Anders kann ihr Abstimmungsverhalten beim historischen Votum nicht verstanden werden. Die Möglichkeit, dass der EU-Austritt ganz vertagt wird, ist damit genauso gestiegen wie die Wahrscheinlichkeit, dass es zu einer weitaus softeren Form der Scheidung kommt.
Die Frage darf erlaubt sein, ob die lautstarken Schreihälse es ernst meinen mit ihren Forderungen nach einem Bruch mit der Union. Oder gefallen sie sich nicht vielmehr in der Rolle der Brextremisten, die angeblich für alle Europaskeptiker eintreten, aber die Realität vor allem und auf beinahe bemerkenswerte Weise ausblenden?
Was, wenn das Königreich tatsächlich aus der Gemeinschaft scheidet und das Land unsanft in der Wirklichkeit landet? Es würde schmerzhaft werden für die Briten. Dass dieser Schritt nicht nur wirtschaftlichen Schaden anrichtet, sondern auch sicherheitspolitische Konsequenzen hat, dürften insgeheim auch viele der Brexit-Cheerleader wissen. Allein wenn die Scheidung ausfällt, können sich die Hardliner auch in den nächsten Jahren als Märtyrer im Zeichen des EU-Skeptizismus präsentieren, weiterhin das Opfer spielen und klagen über die angeblich so schreckliche EU.
Mehr noch: Politiker wie Ex-Außenminister Boris Johnson oder der überkandidelte Wortführer Jacob Rees-Mogg dürften auf der konservativen Karriere-Leiter nach oben klettern – als Dank für den Bärendienst, den sie diesem Land erwiesen haben. Es wäre absurd, aber nicht abwegig. Zu hoffen bleibt, dass nicht nur die konservative Parteibasis, vornehmlich europaskeptisch eingestellt, sondern auch die Brexit-Wähler im Land realisieren, dass ihre vermeintlichen Helden Scharlatane sind.
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