
Der Corona-Lockdown wird bis zum 28. März verlängert, kann aber in einigen Bereichen abhängig von regionalen Inzidenzwerten auch gelockert werden: Das haben die Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten der Länder zusammen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Mittwoch beschlossen. Kern der Regelungen soll ein mehrstufiger Plan für Öffnungen sein.
„Wir stehen vor einer neuen Phase der Pandemie“, sagte Merkel nach der Sitzung. Bremens Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) sprach von der „Einsicht, dass wir nicht dauerhaft in einem Lockdown bleiben können ohne ein Signal der Hoffnung“. „Sonst gehen uns die Menschen stiften“, sagte er. „Wir haben hart um den richtigen Weg gerungen.“
Anders als ursprünglich geplant können künftig Öffnungen schon ab einem Inzidenzwert von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen möglich sein. Die Beschlüsse sehen für diesen Fall landesweite oder regionale Öffnungen „des Einzelhandels mit einer Begrenzung von einer Kundin oder einem Kunden pro 10 Quadratmeter für die ersten 800 Quadratmeter Verkaufsfläche und einem weiteren für jede weiteren 20 Quadratmeter“ vor.
Möglich werden auch die Öffnung von Museen, Galerien, Gedenkstätten, zoologischen und botanischen Gärten. „Ich scheue mich zu sagen, dass es eine klare Perspektive ist, aber es ist eine Perspektive“, sagte Bovenschulte über die einzelnen Stufen des Plans. Ursprünglich hatte Merkel Lockerungen erst ab einer Inzidenz von 35 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner akzeptieren wollen.
Die Steigerung des Impftempos, bei der spätestens von April an auch die rund 60.000 Hausärzte mitwirken sollen, und eine Vielzahl von Schnell- und Selbsttests sind aus Sicht der Politiker Grundlage dafür, dass Deutschland erste Schritte in Richtung Normalität machen kann.
Teil der vorgesehenen Lockerungen sind auch die Kontaktbeschränkungen. Vom 8. März an soll sich ein Haushalt wieder mit einem weiteren treffen dürfen, maximal mit fünf Personen (Kinder im Alter bis 14 Jahre zählen nicht mit). Ebenfalls inzidenzunabhängig sollen bundesweit Buchhandlungen, Blumengeschäfte und Gartenmärkte für eine beschränkte Zahl an Kunden öffnen dürfen. Bei einer Inzidenz unterhalb der 100er-Marke wäre ab kommenden Montag das für Bremen vom Senat bereits beschlossene Einkaufen mit Termin bundesweit möglich.
Dass für den Breitensport größere Öffnungen erst ab einem Inzidenzwert von unter 50 vorgesehen sind, sei für ihn eine herbe Enttäuschung, sagt Andreas Vroom, Präsident des Bremer Landessportbundes. „Ich halte das für ein fatales Signal“. Zwar sollen Gruppen von bis zu zehn Kindern unter 14 Jahren laut dem Entwurf ab einem Inzidenzwert von unter 50 Sport im Außenbereich treiben können – für Andreas Vroom ist das viel zu wenig. „Wir wollen einen generellen kontaktfreien Outdoorsport, der völlig unabhängig ist von Inzidenzwerten“, erklärt er und fügt an: „Sport ist für mich wichtiger als Blumen kaufen oder sich die Haare schneiden zu lassen.“
Während ihrer nächsten Sitzung am 22. März wollen die Kanzlerin und die Länderchefs über das weitere Vorgehen in der Hotellerie und Gastronomie beraten. Fünf Tage später beginnen in Bremen und Niedersachsen die Osterferien. „Eine bodenlose Frechheit“, sagte Detlef Pauls, Bremer Chef des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes Dehoga, „wenn es wirklich so kommt, und erst Ende März entschieden wird, ist das Ostergeschäft für uns gelaufen“. Weniger Sorgen um gelungene Ostertage machen sich die evangelische und die katholische Kirche. Beide sind froh, dass sie im Unterschied zum vergangenen Jahr wieder Gottesdienste feiern dürfen, wenn auch mit starken Einschränkungen. „Aber das hat sich in den vergangenen Monaten eingespielt“, sagt Sabine Hatscher, Sprecherin der Bremischen Evangelischen Kirche.
Dass durch den Lockdown immer mehr Menschen psychisch an ihre Grenzen stoßen und der Frust über die Corona-Maßnahmen bei vielen wächst, belegen verschiedene Umfragen. Das bestätigt auch Christoph Sülz, Vorstandsmitglied der Psychotherapeutenkammer Bremen. „Seit dem Herbst haben wir eine neue Gruppe von Menschen am Ende ihrer Kräfte“, sagt er, „darunter viele Eltern, Beschäftigte in Pflegeberufen und in ihrer Existenz Betroffene wie Angestellte in Kurzarbeit.“ Nötig seien eine möglichst klare Kommunikation der Politik und eine hohe Verbindlichkeit der Schritte.
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Das sind die wirklichen Zahlen, ...