
Es kommt auf jede Impfung an, jeden Tag, so früh wie möglich, noch dringlicher, seit sich hochansteckende Mutationen verbreiten. Das gilt insbesondere für die sogenannten vulnerablen Gruppen – mehr als 50 000 Frauen und Männer sind hierzulande in den vergangenen Monaten mit oder an Covid-19 gestorben. Eine Impfung hätte sie womöglich retten können.
Ebenfalls steht außer Frage, dass überprüft werden muss, wer wie dafür verantwortlich ist, wenn Menschen auf Impfdosen warten müssen – zumal, wenn anderes vereinbart worden ist. Es mag sein, dass die EU, dass die Bundesregierung oder der Bundesgesundheitsminister Fehler gemacht haben. Es wäre nicht das erste Mal, dass die Situation falsch eingeschätzt worden ist. Das ist unglücklich, aber womöglich auch darauf zurückzuführen, dass es keinerlei Erfahrungen mit Massenimpfungen bei wenig Impfstoff gibt.
Die Folgen sind unersprießlich: Die „Deutsche Welle“ titelt „Der Impfstoff-Krieg“. Die EU-Kommission streitet mit Astra-Zeneca und der britischen Regierung, die erst vor einem Jahr aus der EU ausgetreten ist, wohlgemerkt. Die britische Tageszeitung „Daily Express“, nie zimperlich im Umgangston gegenüber dem Festland, schreibt beziehungsweise schreit: „Wartet bis ihr dran seid! Egoistische EU will unseren Impfstoff.“
Das Virus habe der europäischen Gemeinschaft geschadet, hieß es noch vor einigen Wochen. Wachsender Nationalismus wurde beklagt, Alleingänge jeder Art, Versäumnisse bei einer gemeinsamen Corona-Strategie. Gerade beim Beschaffen von Impfstoff wollte es die EU-Kommission besser machen, sich nicht auseinanderdividieren lassen, „Impfstoff-Nationalismus“ verhindern, Böses ahnend. Die Erweiterung auf „EU first“ ist allerdings nichts anderes – sofern das Bewusstsein besteht, dass eine Pandemie weltweit Unheil bringt.
Für die meisten europäischen Staaten spielt Geld beim Einkauf von Abermillionen Impfdosen keine Rolle. Dass das keine Selbstverständlichkeit ist, zeigen die internationalen Impfquoten: Isreal steht laut der Erhebungen von „Our World in Data“ mit mehr als 53 Prozent an der Spitze aller Nationen. Das hat indes seinen Preis, Israel bezahlt für den Impfstoff angeblich doppelt so viel und gibt Impfdaten an die Unternehmen ab.
Deutschland rangiert auf Platz 8. Die Liste der Staaten, in denen noch gar nicht geimpft wurde, ist lang. Der Nachrichten-Sender NTV fragte Anfang des Monats: Wird in Afrika erst 2024 geimpft? Wie das IPG-Journal (IPG steht für Internationale Politik und Gesellschaft) Mitte Januar berichtete, sollten dieser Tage die ersten 100.000 Impfdosen Nigeria erreichen – ein Land, in dem rund 200 Millionen Menschen leben.
Gelegentlich kann das Kurzzeitgedächtnis behilflich sein, um Angelegenheiten neu zu sortieren und über die eigenen Ansprüche nachzudenken. Im Sommer verwies die Nachrichtenagentur KNA darauf, dass die Weltgesundheitsorganisation in 11 bis 17 Monaten mit einem „sicheren und effektiven“ Impfstoff gegen das Coronavirus rechne. Die „Frankfurter Rundschau“ berichtete Ende Mai: „Expertenschätzungen zufolge kann es noch Monate, wenn nicht Jahre dauern, bis ein Corona-Impfstoff auf den Markt kommt. Doch für den Virologen Hendrik Streeck scheint auch dieses Zeitfenster zu optimistisch.“ Auch gegen das HI-Virus, hieß es weiter, seien mehr als 500 Impfstoffe konstruiert worden. Davon seien laut Streeck wenige getestet worden, keiner habe funktioniert.
Am 27. Januar wurde der erste Corona-Fall in Bayern gemeldet. Am 26. Dezember wurde die erste Deutsche geimpft, Edith Kwoizalla, 101 Jahre alt. Manchen ist dieses Tempo bekanntlich nicht ganz geheuer: Laut einer Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ will sich jeder Fünfte aktuell vorerst oder gar nicht impfen lassen. Mit anderen Worten: Es ist erstaunlich, dass bereits mehrere Impfstoffe auf dem Markt sind. Dass bis Freitag laut Bloomberg weltweit mehr als 87,1 Millionen Impfdosen verabreicht wurden, ist nichts als eine Sensation – obgleich sie nicht komplett an Deutsche gingen.
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teils am hungertuch,
sie dürsten nach touristen.