
Es war an einem Abend im März vergangenen Jahres, als erstmals Beiträge in den sozialen Medien Verwunderung in der Downing Street auslösten. Eine Frau namens Carrie Symonds, ihres Zeichens Kommunikationschefin der konservativen Partei, feierte ihren 30. Geburtstag. Es floss der Alkohol, wie üblich auf großen Festen, Bilder wurden gepostet, ebenfalls wie üblich.
Überraschend für das Team der Regierungschefin Theresa May waren aber die anwesenden Gratulanten, darunter nämlich auch Boris Johnson, damals noch Außenminister des Königreichs sowie der amtierende Innenminister Sajid Javid und Gesundheitsminister Michael Gove. „Was um Himmels willen machten sie da? Tauchten sie regelmäßig auf Kindergeburtstagen auf? Es schien sehr seltsam“, erinnerte sich ein ehemaliger Mitarbeiter gegenüber Medien. Ein halbes Jahr und ein Rücktritt von Johnson später war klar: Carrie Symonds und der fast 24 Jahre ältere Politiker sind ein Paar.
Die Ehe von Johnson mit seiner zweiten Frau Marina Wheeler ist nach 25 Jahren vorbei, angeblich bereits seit einiger Zeit. Demnächst soll die Scheidung auch offiziell beurkundet sein. Vier Kinder gingen aus der Beziehung hervor, nur unwesentlich jünger als Symonds. Die neue Frau an Johnsons Seite aber wird mittlerweile vom Boulevard als künftige „First Lady“ des Vereinigten Königreichs gehandelt. Denn Boris Johnson ist der Favorit im Rennen um das Amt des Parteichefs der Tories und damit die Nachfolge von Premierministerin Theresa May.
Dass Johnson bald seinen lebenslangen Traum verwirklichen und tatsächlich in die Downing Street ziehen könnte, schieben zahlreiche Beobachter auf seine Freundin. Carrie Symonds ist Kommunikationsprofi, gilt als „PR-Guru der Tories“. So sei es ihr Verdienst, dass der wortgewaltige Konservative, der seine blonde Mähne zum Markenzeichen gemacht hatte, nun gekämmter daherkommt, außerdem deutlich abgenommen hat.
Noch auffallender aber ist, dass Johnson, berühmt für seine zahllosen Peinlichkeiten, Pannen und Provokationen, sich seit Monaten keine Ausfälle mehr geleistet hat. Offenbar auf Rat von Symonds hält sich der europaskeptische Wortführer im derzeitigen Wahlkampf dezent zurück, will mit Sachthemen und staatsmännischem Auftreten, selbst beim Streitthema Brexit, punkten anstatt mit Scherzen. Die Strategie könnte ihn ins höchste Amt des Landes befördern.
Es wäre nicht das erste Mal, dass Symonds ihm zum Erfolg verhilft. Bereits im Jahr 2012 war die Politikberaterin maßgeblich daran beteiligt, dass Johnson erneut zum Bürgermeister der Hauptstadt London gewählt wurde. Das brachte ihr nicht nur Anerkennung. Ihr steiler Karriereaufstieg wurde insbesondere nach Bekanntwerden der Beziehung zum konservativen Schwergewicht gehässig kommentiert. Sie sei „ein Mädchen für ältere Männer“, ätzte ein Ex-Kollege von ihr im Herbst 2018.
Dabei reden die meisten Bekannten vor allem mit großem Respekt von der „Feministin“ Symonds, die im vergangenen Jahr eine erfolgreiche Kampagne gegen die vorzeitige Haftentlassung des ehemaligen Taxifahrers und Serienvergewaltigers John Worboys anstieß. Sie selbst wurde 2007 Opfer von Worboys, als der sie in seinem Taxi mit gepanschten Drinks zuerst ohnmächtig gemacht und dann missbraucht hatte.
„Gesellig, intelligent, ehrgeizig, willensstark und attraktiv“, beschrieben Kollegen sie in der „Daily Mail“. Sie habe sich aufgrund von Talent und Fleiß in der Politszene „schnell einen eigenen Namen gemacht“. Aufgewachsen im Südwesten Londons besuchte die Tochter des Mitbegründers der Zeitung „The Independent“, Matthew Symonds, und einer Medienanwältin Privatschulen und studierte im Anschluss Theaterwissenschaften und Kunstgeschichte an der renommierten Universität Warwick.
Symonds, die sich auf Instagram wegen ihrer hohen Wangenknochen „Apples“ nennt, arbeitete als Beraterin für Gove und Javid, bevor sie zur Kommunikationschefin der Tories berufen wurde. Seit Herbst 2018 ist die überzeugte Umweltschützerin bei Bloomberg für die PR eines Ozean-Schutzprogramms verantwortlich. Kaum zufällig hat nun auch Johnson den Kampf gegen den Klimawandel als Wahlkampfthema entdeckt.
Derweil hat im Rennen um das Amt des Parteichefs der britischen Konservativen und Premierministers ein weiterer Kandidat seine Bewerbung zurückgezogen. Gesundheitsminister Matt Hancock teilte mit, er werde nicht mehr weiter an dem Auswahlverfahren teilnehmen. Er hatte bei einer ersten Wahlrunde in der Fraktion mit 20 Stimmen am Donnerstag ein enttäuschendes Ergebnis eingefahren. Hancock hatte sich gegen einen EU-Austritt ohne Abkommen ausgesprochen. Einziger verbliebener Bewerber, der ebenfalls einen No-Deal-Brexit unbedingt verhindern will, ist nun Außenseiter Rory Stewart.
Drei Kandidaten waren an der Hürde von 17 Stimmen gescheitert. Im Rennen verbleiben nun noch sechs Kandidaten. Weiter ausgesiebt wird am Dienstag, wenn 33 Befürworter aus der Fraktion für ein Weiterkommen notwendig sind. Bis Ende kommender Woche soll die Zahl der Kandidaten dann auf zwei reduziert werden, die sich einer Stichwahl unter den rund 160 000 Parteimitgliedern stellen sollen. Wer Mays Nachfolger wird, soll in der Woche ab dem 22. Juli feststehen.
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