
Deutschland exportiert wie ein Weltmeister – auch in Sachen Müll. Jährlich exportiert die Bundesrepublik rund eine Million Tonnen Kunststoffabfälle. Darunter befinden sich überwiegend Abfälle aus Gewerbe und Industrie sowie Verpackungsabfälle aus dem Gelben Sack. Der Müll geht vor allem in Länder mit einem deutlich schlechteren Abfallmanagement-System.
Das ist frei nach dem Motto „Aus den Augen, aus dem Sinn“. Denn nur der exportierte Verpackungsmüll muss recycelt werden. Bei den restlichen fast 90 Prozent des exportierten Mülls ist völlig unklar, wo er in den Zielländern verbleibt und ob er recycelt wird. Es gibt keine Kontrolle, kein Monitoring. Eine schlechte Lösung, da die meisten der betroffenen Länder über unzureichende Verwertungssysteme verfügen.
Allein nach Malaysia gelangten vergangenes Jahr 182.000 Tonnen deutscher Plastikmüll und damit noch einmal rund 40 Prozent mehr als das Jahr zuvor. Dabei ist Südost-Asien ein Brennpunkt. Die Hälfte des Eintrags von Plastikmüll in die Weltmeere stammt aus fünf asiatischen Staaten. Da ist es absurd, dass auch Deutschland große Mengen Plastikmüll nach Südost-Asien exportiert.
Ohne funktionierende Entsorgungsinfrastruktur landet der Müll oft auf unkontrollierten Deponien. Ein starker Regenschauer oder ein Sturm genügen, und die Abfälle verseuchen die Erde oder werden ins Meer gespült – eine Gefahr für Mensch und Natur. 150 Millionen Tonnen PET & Co. sind bereits heute in den Ozeanen und richten dort Schaden an. Wale und Meeresschildkröten verheddern sich in Netzen, Seevögel fressen Plastikteile und verhungern mit vollem Magen.
Plastik kann über Hunderte von Jahren in der Umwelt verbleiben. Wir müssen uns deshalb darauf konzentrieren, dass Plastik gar nicht ins Meer gelangt und die Plastikflut schon an der Quelle stoppen. Das heißt: weniger Plastikmüll zu erzeugen. Am längeren Hebel sitzt aber die Politik. Sie muss sich dafür einsetzen, dass auch in der Industrie weniger Plastikmüll produziert und in Deutschland recycelt wird.
Statt andere Länder mit deutschem Plastikmüll zu fluten, sollte durch weitere Unterstützung beim Müllmanagement dafür gesorgt werden, dass diese Länder ihre eigenen Verpackungsabfälle recyceln können. Ein internationales Abkommen gegen den Eintrag in die Meere kann eine Lösung dieses Problems deutlich voranbringen. Sicher ist: Wir stoppen die Plastikflut nur, wenn alle mitziehen – die Politik, die Wirtschaft und die Verbraucher.
Unsere Gastautorin
ist seit 2011 Fachbereichsleiterin Meeresschutz beim WWF. Vesper studierte Biologie in Bremen und Amsterdam mit den Schwerpunkten Meeresbiologie und Ökologie.
job4u ist die regionale Plattform, wenn es um Lehren und Lernen geht. Neben dem WESER-KURIER, der Handelskammer und der Handwerkskammer Bremen machen sich hiesige Firmen für junge Leute stark.
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