
Am Ende war es wie der Marathonlauf bei der Leichtathletik-WM in Qatar: Da quälten sich Menschen fürs Publikum, aber kaum einer wollte ihnen dabei noch zusehen. Bei der SPD schinden sie sich nun seit einem halben Jahr, um eine neue Parteispitze zu finden. Nun ist sie fast da – es fehlt noch der Segen des Parteitages am kommenden Wochenende. Aber Erleichterung, gar Euphorie? Es ist wohl eher Erschöpfung, die sich breit macht in der ehrwürdigen ältesten deutschen Partei. Dafür ist auch die interne Wahlbeteiligung von mickrigen 54 Prozent ein Anzeichen.
Dabei ging es doch um viel: Um die ganze Richtung, um einen Ausweg aus einer als bodenlos erscheinenden Krise, also um die Zukunft – nicht zuletzt auch jene der ungeliebten Großen Koalition. In der hat man zwar so viele Akzente gesetzt, dass die konservative Kanzlerin in den eigenen Reihen in Erklärungsnot kam, aber profitiert in Form von Prozentpunkten hat die SPD nicht. Ganz im Gegenteil: Die Talfahrt ging ungebremst weiter, selbst in Hochburgen wie Brandenburg und Bremen.
Einer, dessen Bilanz trotz einer unfreiwilligen Länder-Groko vergleichsweise glänzend ist, mochte sich um den Top-Job der Partei gar nicht erst bewerben: Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil. Nun also Norbert Walter-Borjans, Ex-Finanzminister von NRW, begleitet von der schwäbischen Bundestagsabgeordneten und IT-Expertin Saskia Esken. Ein Ruck nach links, zweifellos, und einer zurück. Zurück in Zeiten, als die Union noch die Hauptgegnerin war und nicht Seniorpartnerin in einem Dauerbündnis. Zwei Jahre nach der krachend verlorenen Bundestagswahl könnte nun jene Kurskorrektur kommen, die damals ausblieb, was in die dritte Groko führte – mit den bekannten Folgen.
Allerdings haben jene Genossinnen und Genossen, die nun ein linkes Duo auf den Schild heben, 2017 genau so mehrheitlich den jungen linken Groko-Gegner Kevin Kühnert abblitzen lassen. Und noch am Freitag lag das „Groko-Duo“ Olaf Scholz/Klara Geywitz laut ZDF-Politbarometer sehr deutlich vor den nun Gewählten – allein bei den SPD-Anhängern, wohlgemerkt. Aber Sympathisanten und Basis haben es ja auch nicht leicht. Ein mitreißender Charismatiker wie Gerhard Schröder ist weit und breit nicht in Sicht. Und bei aller ausgestellten Gender-Korrektheit und Quotenhuberei blieben die Kandidatinnen Nebendarstellerinnen der männlichen Prominenz. Die wirklich starken Frauen der SPD bleiben lieber Bundesministerin oder Regierungschefin in Mainz und Schwerin.
Das Zwangsbündnis Not leidender ehemaliger Volksparteien ist ja auch bei der Union reichlich unbeliebt, die ihre Kurskorrektur längst eingeleitet hat. Mehr Unterscheidbarkeit tut der Parteiendemokratie sicher gut. Das ist das Beste, was man am Votum der SPD-Basis finden kann.
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Authentisches Yoga hat mit Sport absolut nichts zu tun. Dieser Artikel ist sehr bedenklich auf ...