
So ist er, der Söder Markus. Kurz vor Ostern Tagen setzte er mit Baden-Württembergs Landesvater Winfried Kretschmann einen Brandbrief auf, mahnte einen „einheitlichen Geist“ der Bundesländer bei der Bekämpfung der Corona-Krise an. Das ständige Hin und Her der Länder würde die Lage nur verschlimmern. Wenige Tage später geht der bayerische Ministerpräsident im Alleingang bei den Russen einkaufen und schließt einen Vorvertrag über den Kauf von 2,5 Millionen Dosen des Impfstoffs Sputnik V ab. Vorbei an EU und Bund. Zudem dürfen die Bayern bald wieder ein bisschen häufiger einkaufen gehen. Bei Inzidenz-Werten zwischen 100 und 200 soll künftig Terminshopping mit Test erlaubt sein. Das ist ein glatter Verstoß gegen die geltenden Beschlüsse der jüngsten Ministerpräsidenten-Runde. Schwamm drüber.
Es sind nicht die ersten Extratouren des bayerischen Regierungschefs in der Corona-Krise. Ob kostenlose Corona-Massentests für alle, ob Einführung der FFP2-Maskenpflicht oder die Forderung nach einer Impfpflicht für Pflegepersonal – stets war Söder seinen Amtskollegen eine Nasenlänge voraus. Doch Sputnik-Deal und die Aufweichung der sogenannten Notbremse sind nicht nur Ausdruck von dessen Spaß am Spiel mit der Macht. Denn Bayern, von der CSU gern als bundesdeutsches Musterland herausgestellt, schwächelt in Sachen Corona. Weite Teile des Freistaats weisen Inzidenzen von weit über 100 aus, bei den Erstimpfungen liegt Bayern mit deutlichem Abstand hinter Bremen und anderen Ländern, in manchen ländlichen Regionen kommen die Impfzentren nicht so recht in Schwung.
Insofern ist der Sputnik-Vertrag ein typischer Söder-Coup. So lieben die Bayern ihren Landeschef: mal hemdsärmelig-burschikos, dann wieder schlitzohrig und gewitzt – und immer flexibel, wenn es die Lage erfordert. Dann umarmt er sogar Bäume. Dass Söder im aktuellen Fall nun einmal mehr seinen Beitrag zur Unübersichtlichkeit des bundesdeutschen Flickenteppichs leistet, werden die Menschen ihm verzeihen. Was viel wichtiger ist: Der Kauf der 2,5 Millionen Impfdosen ist ein dicker Punkt im unionsinternen Ringen um die Kanzlerkandidatur.
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