
Mit Mitte 30 doch noch an die Uni? Es ist nicht lange her, da galt das als ungewöhnlich, wenn nicht einigermaßen irre. Warum freiwillig den sicheren Job schmeißen und noch mal die Hochschulbank drücken? Warum Brüche im Lebenslauf riskieren, wenn es ohne geht?
Heute sind Menschen, die erst eine Ausbildung machen und später ein Studium draufsatteln, längst keine Exoten mehr. Die Zahl derer, die ohne Abi an deutschen Hochschulen studieren, ist so hoch wie nie.
Es ist nur richtig, dass das Abitur nicht länger das einzige Ticket in den Hörsaal ist. Arbeitnehmer müssen auch mit 30, 40 oder 50 die Chance haben, sich weiterzuentwickeln. Das entspricht nicht nur dem Wunsch nach einer individuellen Lebensgestaltung, es orientiert sich auch an der beruflichen Wirklichkeit. Kaum jemand macht heute noch vier Jahrzehnte den gleichen Job. Und kaum ein Job wird in 20 Jahren noch der sein, der er heute ist. Berufe verändern sich. Wer seinen Job weiterhin gerne machen soll, muss die Möglichkeit haben, sich mit ihm zu verändern.
Die oft angeführten Bedenken, Nicht-Abiturienten könnten die Qualität der Lehre trüben, sind dabei wenig überzeugend. Wer mit Studierenden spricht, hört Gegenteiliges. Sie kriegen, was es an Hochschulen nicht genug geben kann: Einblicke in die Praxis.
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Ein Gutteil der Abuturienten in Bundesländern wie Bremen oder Berlin hat ohnehin Defizite was Rechtschreibung und Mathematik betrifft. Vom Naturwissenschaften mal gar nicht zu reden.
Warum soll ein Versicherungssachbearbeiter dann nicht auch mit 35 ein Laberfach wie Sozialpädagogik, Soziologie oder Politik studieren?
Das wäre wirklich nicht mehr zeitgemäß.
Ein armer Mensch braucht heute ein Studium, um zu überleben. Die Harz 4 Anträge, die Anträge auf Pflegeleistungen, Anträge auf Wohngeld, die Beantragung eines Kitaplatzes und der Abschluss eines Kontos und eines Handyvertrages sind heute so komplex ....... dies versteht im Ansatz nur ein Studierter.
Ein Studium in Sozialpädagogik, Soziologie, Politik usw. ist heute wohl eine Art Hilfe zur Selbsthilfe für den Behörden-Dschungel, um armen Menschen die Teilhabe in Augenhöhe im Prozess der Armut zu ermöglichen.
Ich halte diesen Karriereweg ohnehin für diejenigen empfehlenswert, die sich mit 16 oder 17 Jahren weniger für das Abitur als viel mehr für das praktische Berufsleben interessieren, um so über den Praxisweg, mit entsprechender Lebenserfahrung, zum Fachabitur und zur Fachhochschulreife zu kommen.
Allemal besser als Abitur zu machen, irgendetwas zu studieren und mit 25 Jahren festzustellen, daß es doch nicht das Richtige ist und dann mit leeren Händen dazustehen.
Ihre Kommentare sind es auch nicht, nur meckern, keinerlei Substanz.
Ich finde es hat nur Vorteile nicht den geraden Lebenslauf von der Ausbildung bis zur Rente zu gehen. Dazu gehört für mich auch, nach einer "klassischen" Ausbildung studieren zu können oder einen zweiten Beruf zu erlernen. Das erweitert den eigenen Horizont ungemein.
Außerdem halte ich ein gewisses Maß an Lebenserfahrung, bevor es an die Uni oder FH geht, für wichtig.
Warum sollte es jemandem ohne Abitur nicht möglich sein eine Uni oder FH zu besuchen ?
Habe auch zwei Berufe, einen handwerklichen und einen sozialen. Die kann man wunderbar miteinander verknüpfen.
Das sehe ich auch so, insbesondere seit der Einführung von Bachelor/Master erfordert ein Studium höchste Selbstdisziplin und ich sehe nicht, dass ein normales Gymnasium (unabhängig ob in Bremen oder Niedersachsen) diesbezüglich ausreichend vorbereiten kann.
Eine Ausbildung und ein paar Jahre Berufserfahrung machen da schon einen großen Unterschied. Außerdem macht es die Finanzierung wesentlich leichter - nach einer kaufmännischen Ausbildung im Großhandel und ein, zwei Jahren Vollzeit lassen sich auch in Bremen ca. 4.000€ brutto / Monat verdienen. Bis 25 kann man sich so etwas zur Seite legen und mit einem gewissen Polster ins Studium gehen.