
Genau hinschauen, Problemfälle lokalisieren, gezielt ansetzen – so beschreibt Niedersachsens CDU-Agrarministerin Barbara Otte-Kinast ihr Rezept gegen die dramatische Überdüngung der Äcker und Felder und die daraus resultierende Nitrat-Belastung von Gewässern und Trinkwasser-Quellen. Bitte was? Die Problemfälle sind doch seit Jahren bekannt; die Ressortchefin braucht sich nur die Karten der ihr unterstellten Landwirtschaftskammer anzuschauen. Leuchtend rot tauchen dort die sieben Sünder-Landkreise mit hohen Gülle-Überschüssen auf; dort sind die sowieso schon großzügigen Stickstoff-Grenzwerte ihr Papier nicht wert.
Es sind die Regionen im Westen des Landes mit ihrer industriellen Massentierhaltung, mit Schweine- und Rinderfabriken, mit riesigen Geflügel-Batterien. Die Böden dort können längst nicht mehr die Unmengen an flüssigen und festen Hinterlassenschaften der Nutztiere aufnehmen; selbst der Gülle-Export in die Ackerbau-Gegenden im Osten des Landes schafft das Problem nicht aus der Welt.
Statt einer weiteren Analyse mit einer neuen Datenbank und Gerede vom „effizienten Einsatz des Wirtschaftsdüngers“ braucht es dringend eine Reduzierung der Tierbestände. Wenn ein Landwirt seine Gülle nicht ordnungsgemäß los wird, muss er sich eben von einem Teil seiner Ställe trennen. Vor einem Jahr hatte Ministerin Otte-Kinast eben dies noch gefordert, passiert ist seitdem nichts. Nicht einmal die angekündigten Risikogebiete mit schärferen Vorschriften hat die SPD/CDU-Koalition benennen können oder wollen. Der Druck der Agrarlobby war wohl zu groß.
Natürlich haben Einschnitte finanzielle Folgen für Landwirte und letztlich auch die Verbraucher. Aber verseuchte Wasservorräte sind langfristig viel teurer – von gesundheitlichen Gefahren ganz zu schweigen.
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