
Nach dem Mitgliedervotum nun auch der erwartete Segen des Parteitags – die SPD hat endlich wieder eine gewählte Führung. Mit der Bestätigung von Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans als neues Spitzenduo wollen die Sozialdemokraten nun die bleierne Zeit der Kandidatensuche und die Schockstarre nach den Rücktritten von Andrea Nahles und Martin Schulz überwinden. Die Sehnsucht nach Selbstfindung ist spürbar bei den Delegierten, sie erwarten jetzt nach der großen Suche viel neuen Schwung und neues Selbstbewusstsein.
Entsprechend hoch ist der Erwartungsdruck, der auf Esken und Walter-Borjans lastet. Ihr Wahlergebnis, nicht überwältigend aber auch nicht schlecht, ist ein ehrlicher Ausdruck der Stimmungslage. Der Beifall war lang für die beiden Überraschungssieger, die nun eine Partei zurück in die Spur bringen müssen, die alles andere als mit sich im Reinen ist. Das zeigt dieser Parteitag.
Es ist ein sehr kalkulierter Aufbruch. Der Ausstieg aus der Koalition? Nur noch Ultima Ratio. Die Forderung nach einer sofortigen Aufgabe der schwarzen Null im Bundeshaushalt? Aus dem Leitantrag gestrichen. Die Kampfabstimmung bei der Stellvertreterwahl? Abgesagt. Bevor die SPD wirklich richtig Ernst macht mit ihrer angekündigten klaren Kante, ist vieles vom Establishment der Partei schon wieder glatt und rund geschliffen worden.
Wohin also steuert die SPD? Eher in Richtung weiter-so oder eher nach links? Esken und Walter-Borjans werden es sehr schwer haben, ihre Versprechungen aus der Zeit der Regionalkonferenzen hinüberzuretten ins Willy-Brandt-Haus in Berlin. Sie reden zwar immer noch von einem möglichen Ausstieg aus der Groko, aber längst stehen die Zeichen auf Durchhalten. Und klar wird schon jetzt: Dieses Führungsduo hat keine große Zukunft.
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