
Das Ringen um die Bodenschätze in der Tiefsee hat begonnen. Zwar gibt es noch keinen kommerziellen Abbau der begehrten Rohstoffe, aber die Claims sind abgesteckt. Auch Deutschland ist dabei, wenn auch in überschaubarem Umfang. Bereits seit 2006 hält die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe bei der Internationalen Meeresbodenbehörde (ISA) eine Lizenz für die Exploration von Manganknollen im Nordpazifik. Die faustgroßen Knollen liegen in Tiefen von 4000 bis 6000 Metern und enthalten neben Mangan vor allem Eisen.
Doch interessanter sind andere Rohstoffe am Boden der Tiefsee. Etwa Kobalt und Lithium, die in Handys gebraucht werden. Oder die verschiedenen Metalle der Seltenen Erden, die in Schlüsselindustrien wie Chipherstellung oder Spezialgläsern zum Einsatz kommen. Sie alle sind auf dem Markt stark gefragt, doch nur sehr aufwendig und kostenintensiv zu gewinnen. Hier kommt der Bergbau am Meeresboden als Alternative ins Spiel. Staaten, Konzerne, Hightech-Unternehmen und Investoren wollen dabei sein. Deep Green, einer der Spitzenreiter in der neuen Branche, rechnet vor: Die pazifischen Erkundungsflächen des Unternehmens enthalten genug Metall, um potenziell mehr als 250 Millionen Elektroautos elektrifizieren zu können. Goldgräberstimmung.
Umweltorganisationen wie der WWF und Greenpeace, auch viele Meeresforscher, sind alarmiert. „Wir wissen von der Tiefsee weniger als vom Mond.“ Das ist in der Tat so. Über die bizarr anmutenden Bewohner und vor allem über die komplexen Öko-Prozesse in den Tiefen der Meere weiß die Forschung vergleichsweise wenig. Auch deshalb birgt Tiefsee-Bergbau im großen Stil immense Risiken: große Sedimentwirbel und Trübungswolken im Wasser, veränderte Nährstoffkreisläufe, globale Auswirkungen auf die Fischerei. Ein Kernproblem ist dabei die sogenannte Trägheit des ozeanischen Systems in der Tiefe. Vieles passiert dort quasi im Zeitlupentempo. Anders gesagt: Was einmal kaputt geht, droht unumkehrbar dahin zu sein.
Und zu allem Überfluss kommt der Klimawandel als problematischer Faktor hinzu. Seit jeher sind Ozeane und Klima eng miteinander verzahnt. Nun befürchten Experten, dass durch den Tiefsee-Bergbau mehr gebundenes Kohlenstoff freigesetzt werden könnte. Der Meeresboden könnte dann nicht mehr die Funktion einer Kohlendioxidsenke erfüllen – und würde wohl die Erderwärmung beschleunigen.
Angesichts all dieser Unwägbarkeiten ist die Zeit für industrielle Großprojekte in der Tiefe einfach noch nicht reif. Die Lösung wäre ein Moratorium. Solch einen Aufschub fordern auch die großen Umweltverbände. Der könnte genutzt werden, um die Forschungsdefizite zu mindern und effektive Schutzkriterien aufzustellen. Letzteres wäre eigentlich die Arbeit der Internationalen Meeresbodenbehörde. Zu vielen Fragen rund um die Ausbeutung des Meeresbodens wollte die ISA im vergangenen Jahr einen „Mining Code“ (Bergbau-Kodex) vorlegen, doch es kam zu Verzögerungen. „Die Interessen von 167 Staaten unter einen Hut zu bekommen, ist gar nicht so einfach“, heißt es dazu von der ISA. Hinzu kommen die Interessen von Unternehmen, Konsortien und Investoren.
Die ISA hat vor 15 Jahren rund 30 Interessengruppen jeweils eine Lizenz für die Erkundung des Tiefensee-Bergbaus gegeben. Die gesamte Fläche der im Nordpazifik liegenden Testgebiete ist dreimal so groß wie die von Spanien. In diesem Jahr laufen die Lizenzen aus. Manche der Inhaber drängen auf die Erlaubnis, endlich mit dem Abbau der Bodenschätze loslegen zu können.
Das lässt die Chance sinken, wirklich ein internationales Moratorium auf den Weg zu bringen. Auch wenn es unter dem Aspekt von Natur-, Umwelt- und Klimaschutz großen Sinn machen würde. Doch dem stehen schwergewichtige Interessen gegenüber. Sie sind wirtschaftlicher, auch machtpolitischer Art. Das gilt besonders für neue Tiefsee-Ressourcen, die für die Schlüsselindustrien wichtig sind. China hat im Handelsstreit mit den USA diese Karte schon mal ausgespielt: Peking drohte Washington mit einer Drosselung des Exports.
job4u ist die regionale Plattform, wenn es um Lehren und Lernen geht. Neben dem WESER-KURIER, der Handelskammer und der Handwerkskammer Bremen machen sich hiesige Firmen für junge Leute stark.
Der Selbsttest ist damit deutlich günstiger als der Schnelltest in den Testzentren, Apotheken und Arztpraxen, hat aber eine ...