
Aktivisten der Umweltschutzorganisation Greenpeace haben im Hafen von Brake gegen den Import von Soja-Tierfutter protestiert. Bei der Aktion am frühen Sonntagmorgen malten sie mit weißer Farbe auf den Rumpf eines ankommenden Frachters die Worte „Climate Crime“ (Klimaverbrechen). Außerdem besetzten sie bis zum Nachmittag zwei Ladekräne der J. Müller Weser GmbH, die für den Umschlag der Ladung im Hafen Brake zuständig ist. Ziel des Protests war das Schiff „Hiroshima Star“, das in Brasilien aufgebrochen war und Sojamehl geladen hatte.
Die Aktion in der Wesermarsch begann gegen 3.30 Uhr morgens: Die Aktivisten fingen den Frachter bei Nordenham mit Schlauchbooten ab. Anschließend belagerten sie für mehrere Stunden das Schiff. Im Hafen von Brake hängten sie außerdem ein Banner mit mahnenden Botschaften auf. Die Polizei sei zu Beginn der Aktion von der Besatzung des Frachters informiert worden, sagte ein Sprecher der zuständigen Polizeiinspektion. Die J. Müller Weser GmbH habe den Aktivisten dann eine Frist gesetzt, die Ladekräne zu verlassen und so auf eine Strafanzeige zu verzichten. Bis 11 Uhr hätten sie dafür Zeit gehabt. Da allerdings nur wenige der Aktivisten auf das Angebot des Terminal-Betreibers eingingen, habe die Polizei dann mit der Räumung begonnen. „Der Einsatz lief ohne jeglichen Widerstand. Spezialkräfte wurden eingesetzt, da durch die Höhe die Räumung gefährlich ist“, berichtete der Polizeisprecher. Insgesamt sei der Einsatz gewaltfrei abgelaufen: „Die Aktivisten wollen keinen Ärger mit der Polizei, sondern nur Aufmerksamkeit.“
Das Gespräch mit den Protestierenden sei konstruktiv gewesen, sagt Uwe Schiemann, Geschäftsführer der J. Müller Weser GmbH. „Wir haben den Aktivisten zugestanden, ihre Aktion für eine gewisse Zeit durchzuführen und auf eine Strafanzeige zu verzichten.“ Da darauf aber nicht eingegangen worden sei, habe man eine Anzeige stellen müssen, damit die Polizei die Kräne schließlich räumen konnte. Insgesamt sei mit gegenseitiger Wertschätzung kommuniziert worden. Ein Schaden sei dem Unternehmen nicht entstanden. Lediglich einige Arbeiter mussten nach Hause geschickt werden. Zu den Forderungen von Greenpeace sagte Schiemann nichts: „Die kenne ich nicht.“
Insgesamt waren an der Aktion laut eines Greenpeace-Sprechers 39 Menschen beteiligt. 17 Aktivisten seien auf sieben Booten unterwegs gewesen, zwölf auf die Kräne geklettert, zehn zusätzliche Demonstranten zur Unterstützung auf dem Gelände gewesen. Beteiligt haben sich Umweltschützer vor allem aus Deutschland, aber auch aus Österreich, Schweden, Dänemark und Ungarn. Der Sprecher bestätigte, dass die Räumung durch die Polizei auf beiden Seiten friedlich und die Kommunikation mit dem Terminal-Betreiber positiv verlief.
Anlass des Protestes sei die Tagung des Weltklimarats in Genf, hieß es in einer Presseerklärung von Greenpeace. Noch bis kommenden Donnerstag erarbeiten Wissenschaftler dort einen Bericht zum Thema Landnutzung und Klimaschutz. Der Anbau von Soja, das zu 90 Prozent als Tierfutter verwendet werde, habe einen maßgeblichen Anteil an den Treibhausgasemissionen. Greenpeace fordert deshalb den Fleischkonsum bis zum Jahr 2050 zu halbieren sowie ein Verbot von Soja-Importen aus nicht nachhaltigen Anbauflächen und ein Gesetz für eine bessere Transparenz der Lieferketten.
Laut Greenpeace stamme das Soja des Frachters von Anbauflächen in Südamerika, für die Wälder und Savannen zerstört würden. „Es ist eine absolute Katastrophe, dass in Zeiten der Klimakrise wertvolle Ökosysteme geopfert werden, um unseren Hunger nach Fleisch zu stillen“, sagt Dirk Zimmermann, Greenpeace-Agrarexperte. Wälder würden vernichtet, um stattdessen Soja zu pflanzen. Das werde wiederum später als Futtermittel in der deutschen Landwirtschaft verwendet. Dabei würden die Wälder und Savannen benötigt, um Kohlenstoffdioxid zu binden.
Wegen des weltweit wachsenden Fleischkonsums habe sich die Soja-Produktion in Brasilien in den vergangenen zwei Jahrzehnten mehr als vervierfacht. Die auf Massentierhaltung ausgerichtete industrielle Landwirtschaft sei für zwei Drittel der Waldzerstörung in Südamerika verantwortlich. Das Ergebnis sei eine Erosion von Böden und Wüstenbildung.
+ + + Dieser Artikel wurde am 4. August um 19.57 Uhr aktualisiert + + +
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