
Um Bremen kommt es immer häufiger zu Staus, in deren Folge sich oft Autolawinen durch die Stadt wälzen. Kritisiert wird dann gerne das Baustellenmanagement des Verkehrsressorts, verbunden mit dem Vorwurf, Radfahrer seien die begünstigten Verkehrsteilnehmenden. Dabei wird nur allzu gerne verkannt, dass immer mehr Baustellen das Ergebnis jahrelanger Vernachlässigung der Instandhaltung des Straßennetzes mit all seinen Teilen sind, also Autofahrbahnen und Brücken, aber eher noch stärker Fuß- und Radwege.
Dagegen werden Unsummen in den Neubau immer weiterer Fernstraßen gesteckt. Der immense Sanierungsbedarf an Autobahnen und Hauptverkehrsstraßen hat aber auch ganz viel damit zu tun, dass das Verkehrsaufkommen stetig weiter anschwillt und der Anteil des Güterverkehrs immer größer wird. Schwertransporte auf den Straßen werden zur Regel, obwohl die Bauwerke dafür nicht ausgelegt sind.
Dabei sind die Kapazitätsgrenzen wichtiger Fernstraßen ebenso erreicht wie die Belastungsgrenzen von Städten wie Bremen. Echte Antworten auf diese Probleme sind gefragt. Und die können nur in einer radikalen Umsteuerung der Verkehrspolitik liegen. Wir brauchen nicht immer noch mehr Autobahnkilometer, sondern Investitionen in die Mobilitätsnetze von morgen.
Eines der größten Zukunftsprobleme ist der Klimawandel. Bislang hat der Verkehrssektor keinen Beitrag zur Senkung der Kohlendioxidemissionen geleistet. Das wird er auch nicht, solange es keine Abkehr von der deutschen Automobilhörigkeit gibt. Jeder Kilometer mit dem Fahrrad oder der Straßenbahn entlastet die Straßen und die Menschen, die an diesen Straßen leben. Also zumeist diejenigen Bevölkerungsgruppen, die sich einen überdimensionierten SUV genauso wenig leisten können wie ein Haus im Umland, um dann während des Arbeitstages mit dem fahrenden oder parkenden Auto innerstädtische Straßen verstopfen. Verkehrspolitik mit Lösungsorientierung bedeutet massiven Ausbau der Infrastruktur für Radfahrer und ÖPNV. Und das geht nur zulasten des für das Auto bereitgehaltenen Anteils am öffentlichen Straßenraum.
Ebenso dringlich ist ein radikales Umsteuern beim Güterverkehr. Der Fernverkehr gehört auf die Schiene. Das prognostizierte Wachstum im Lkw-Transport wird sonst zum Kollaps des Verkehrssystems führen. Bremen und Bremerhaven haben gute Ausgangsbedingungen, denn rund 50 Prozent des Verkehrs von und zu den Bremischen Häfen werden bereits mit der Bahn abgewickelt. Hierauf müssen die Investitionsanstrengungen konzentriert werden.
Unser Gastautor
ist Geschäftsführer des BUND-Landesverbandes Bremen, Mitglied des Bremer Zukunftsrats und im Unterweserraum langjährig umweltpolitisch tätig.
job4u ist die regionale Plattform, wenn es um Lehren und Lernen geht. Neben dem WESER-KURIER, der Handelskammer und der Handwerkskammer Bremen machen sich hiesige Firmen für junge Leute stark.