
Die Zahl der jungen Menschen in Deutschland, die ohne Abitur studieren, ist so hoch wie nie. Seit 2010 hat sie sich verdoppelt, wie eine Erhebung des CHE Centrums für Hochschulentwicklung zeigt.
Demnach waren es 2016 fast 57.000 Personen, die ohne allgemeine Hochschulreife oder Fachhochschulreife studierten. Sie qualifizierten sich durch zuvor erworbene Berufspraxis über den sogenannten dritten Bildungsweg. Dabei kann etwa die Note der Meisterprüfung die Abiturnote ersetzen.
Mehr als die Hälfte der Studienanfänger ohne Abitur wählt laut CHE ein Fach aus den Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, jeder Fünfte studiert Ingenieurwissenschaften. Doch auch in Fächern mit beschränkter Zulassung wie Medizin und Pharmazie ist ein Studium möglich. So haben 700 von insgesamt 107.000 Medizinstudenten kein Abitur. Knapp zwei von drei Studierenden dieser Gruppe entscheiden sich für eine Fachhochschule oder eine Hochschule für angewandte Wissenschaften. Männer sind mit 55 Prozent etwas stärker vertreten als Frauen. Fast jeder Zweite ist laut CHE-Erhebung älter als 30 Jahre.
Die meisten Studierenden ohne Abitur gibt es in Hamburg (4,6 Prozent), Nordrhein-Westfalen (4,2 Prozent) und Berlin (3,6 Prozent), die wenigsten im Saarland (0,8 Prozent). Bremen liegt mit 1,4 Prozent auf Rang neun und macht damit – wie schon im Vorjahr – einen Platz gut. 2016 stieg die Zahl der Studienanfänger ohne Abitur erstmals auf mehr als zwei Prozent, im Bundesvergleich kletterte Bremen damit auf Rang sieben. Besonders beliebt bei Studienanfängern sind die Apollon Hochschule für Gesundheitswirtschaft, die Hochschule Bremen und die Hochschule für Künste. Auch die Absolventenquote entwickelt sich gut: 2016 machten 42 Studenten ohne Abitur ihren Abschluss, 2015 waren es 31.
Ulrich Berlin, Sprecher der Hochschule Bremen, bewertet die Entwicklung positiv: „Wir begrüßen, dass immer mehr Menschen ohne Hochschulzugangsberechtigung zu uns finden.“ Um den Bedarf an Fachkräften decken zu können, sei es wichtig, neben dem klassischen Modell von Schule, Abitur und Studium flexible Weiterbildungsmöglichkeiten zu schaffen.
Die generelle Option, auch ohne Abitur ein Studium zu beginnen, gibt es in Deutschland seit 2009. Der Anteil dieser Studierenden liegt bei insgesamt zwei Prozent.
job4u ist die regionale Plattform, wenn es um Lehren und Lernen geht. Neben dem WESER-KURIER, der Handelskammer und der Handwerkskammer Bremen machen sich hiesige Firmen für junge Leute stark.