
Die Bremer Krankenhäuser müssen durch den Ausbau bestimmter Behandlungsfelder auf Veränderungen in der Bevölkerungsstruktur reagieren. Weil es immer mehr ältere Menschen gibt, wird der Bedarf an Leistungen etwa in der Kardiologie, Gefäßchirurgie, Strahlenheilkunde und Altersmedizin überdurchschnittlich zunehmen. Das ist eine der wichtigsten Aussagen des Krankenhausrahmenplans für die Zeit bis 2021. Mit dem Entwurf dieses Dokuments wird sich der Senat am Dienstag befassen.
Der Krankenhausrahmenplan ist Grundlage für die Kapazitätsplanung sowohl der kommunalen als auch der freien Kliniken der Hansestadt. Aufgestellt wird er von der Bremer Gesundheitsbehörde. Auswirkungen hat er allerdings auch auf das niedersächsische Umland, denn rund ein Drittel der Patienten in den Bremer Kliniken kommt von dort – vorzugsweise aus den Landkreisen Diepholz, Osterholz und Verden. Auf einzelnen medizinischen Fachgebieten stellen Umland-Patienten sogar die Mehrheit, etwa in der Augenheilkunde (rund 60 Prozent) oder in der Kinderkardiologie (77 Prozent). Dass Bremen für die Region auch auf medizinischem Sektor eine „Oberzentrumsfunktion“ hat, wird deshalb im Entwurf für den neuen Krankenhausplan auch deutlich unterstrichen.
Wie aus dem Papier hervorgeht, war in den vergangenen Jahren ein bundesweiter Trend im Gesundheitswesen auch in Bremen erkennbar: Die Zahl der Behandlungsfälle steigt, die Zahl der Belegungstage pro Krankenhausbett ist dagegen rückläufig, weil die Verweildauer der Patienten stetig abgenommen hat. Ist diese Entwicklung schon an ihr Ende gekommen?
Die Krankenhausplaner der Gesundheitsbehörde sind sich da nicht sicher. Möglicherweise sei „ein gewisser Sättigungsprozess beziehungsweise eine untere Grenze der Verweildauer erreicht“, heißt es im Entwurf des Krankenhausrahmenplans. Unwägbarkeiten gibt es auch bei der Frage, wie viele potenzielle Patienten überhaupt langfristig in Bremens Krankenhäusern zu versorgen sein werden. In dem Papier werden unterschiedliche Bevölkerungsprognosen durchgerechnet, der Korridor reicht von 581 000 bis 603 000 Bremern im Jahr 2035, abhängig vom Ausmaß der Zuwanderung in Stadt und Umland.
Doch ganz gleich, wo sich die Einwohnerzahl letztlich einpendelt – am Anstieg des Durchschnittsalters kommt die Krankenhausplanung nicht vorbei. Insbesondere in der Geriatrie, also der Altersmedizin, sei „mit einem deutlichen Nachfrageanstieg zu rechnen“, heißt es. Was das für die Kliniken bedeutet, darüber müssen sich nun deren Träger mit den Krankenkassen unterhalten. Die Ergebnisse sollen anschließend mit der Gesundheitsbehörde abgestimmt und als „Landeskrankenhausplan 2018 bis 2021“ in eine endgültige und verbindliche Form gegossen werden.
Eine wichtige Stimme hat sich bereits artikuliert. Die „Krankenhausgesellschaft der Freien Hansestadt Bremen“ (HBKG), in der sowohl die Häuser des städtischen Klinikverbundes Gesundheit Nord (Geno) als auch freigemeinnützige Kliniken wie das Gröpelinger Diako oder das Rote-Kreuz-Krankenhaus organisiert sind, meldet punktuelle Kritik an dem Entwurf für den Krankenhausrahmenplan an.
So vermisst die Krankenhausgesellschaft Aussagen zur Bildung von Zentren, an denen bestimmte medizinische Versorgungsangebote konzentriert sind. Es werde „die Chance vertan, die krankenhausplanerische Entscheidung über Zentren als gestaltende Aufgabe des Landes wahrzunehmen“, schreiben HBKG-Vorsitzender Jürgen Scholz und Geschäftsführer Uwe Zimmer. Nichts Greifbares bietet das Papier aus ihrer Sicht auch zum Thema Notfallversorgung, einem zurzeit viel diskutierten Thema. Hintergrund ist hier die zunehmende Überlastung der Notaufnahmen durch Patienten, die dort eigentlich fehl am Platze sind.
Dieser Kritik schließt sich der Bremer Klinikberater Hans-Georg Güse an, er geht allerdings noch weiter. Dem Papier fehle es insgesamt an Ansätzen, die in die Zukunft weisen. Der Entwurf des Krankenhausrahmenplans sei „strukturkonservativ bis auf die Knochen“ und begnüge sich weitgehend mit der Stabilisierung des Status quo der Bremer Kliniklandschaft. Auch die Ärztekammer hat sich mit dem Papier der Gesundheitsbehörde auseinandergesetzt. Präsidentin Heidrun Gitter hält eine bessere Vernetzung von ambulanter und stationärer Versorgung für geboten.
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