
Auf den ersten Blick wirkt es paradox: Einerseits hat die Bundesregierung beschlossen, die Luftverkehrsteuer, die höchste Abgabe dieser Art in Kontinentaleuropa, mit Verweis auf Klimaschutzziele deutlich zu erhöhen. Andererseits tragen Länder und Kommunen durch Subventionen für über ein Dutzend Regionalflughäfen dazu bei, die Luftverkehrsnachfrage künstlich anzuheizen.
Im Unterschied zur Bahn trägt der Luftverkehr in der Summe seine Infrastrukturkosten selbst, die großen Flughäfen erzielen sogar (mit der traurigen Ausnahme von Berlin) hohe Gewinne. Da die Kosten eines Flughafens jedoch größtenteils fix sind, also auch bei sehr geringen Passagierzahlen anfallen, sind die Verluste pro Passagier gerade bei den kleinsten Flughäfen sehr hoch. Kassel-Calden mit etwas mehr als 100.000 Passagieren ist hier ein oft zitiertes Beispiel.
Vom Luftverkehrswachstum der vergangenen Jahre haben die meisten Regionalflughäfen nicht profitieren können, vielfach liegen die Passagierzahlen sogar niedriger als vor zehn Jahren. Relativ stabil konnten sich Flughäfen in größeren Städten wie Bremen oder Dresden entwickeln, die einen gesunden Mix aus wirtschaftlich bedeutsamen Verbindungen zu Umsteigeflughäfen und touristischen Flügen aufweisen. Allerdings werden Letztere von der höheren Luftverkehrsteuer besonders getroffen und bei den Zubringern fordern Umweltschützer schon seit Langem eine Verlagerung auf die Schiene.
In jüngster Zeit sind mehrere Fluggesellschaften aus dem Markt ausgeschieden, die insbesondere kleinere Flughäfen bedienten. Zudem haben „Billigflieger“ ihr Angebot zu den größeren Flughäfen verlagert, da dort höhere Ticketpreise die Kostenunterschiede mehr als ausgleichen. Eine Trendumkehr zugunsten der Regionalflughäfen ist nicht erkennbar.
Den stärksten Effekt haben jedoch die EU-Regeln zur Begrenzung von Subventionen. Bereits in der Vergangenheit wurden Staatshilfen von der EU untersagt, etwa in Zweibrücken, wo es danach zur Insolvenz kam. Strengere Regeln sind bereits beschlossen, eine Übergangsfrist läuft bis zum Jahr 2024. Allerdings ist nicht zu erwarten, dass alle defizitären Flughäfen verschwinden. Die Bestimmungen der EU bieten Spielräume und ermöglichen Ausnahmen. Gerade bei regionalen Prestigeprojekten ist davon auszugehen, dass die politischen Entscheidungsträger alles unternehmen werden, diese am Markt nicht überlebensfähigen Flughäfen zu erhalten. Klimaschützer und Steuerzahler sehen dies zu Recht kritisch.
Unser Gastautor ist Professor für Volkswirtschaftslehre und Verkehrsökonomie an der Hochschule Worms. Er forscht unter anderem zu Wettbewerbs- und Umweltthemen des Verkehrs.
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