
Die alten Wunden sind wieder aufgeplatzt. Sie eitern wieder. So lässt sich wohl beschreiben, was die katholische Kirche in Deutschland derzeit erlebt. Denn die Vorabveröffentlichung einer Studie zeigt, wie groß das Problem des Sexuellen Missbrauchs und seiner fehlenden Aufarbeitung ist und wie stark es weiterhin vor den Katholiken liegt. Vier Prozent aller in den letzten Jahrzehnten in der Kirche tätigen Priester sind als Missbrauchstäter aktenkundig geworden. Was noch viel schlimmer wiegt: Es gab auch noch Fälle nach 2010, also nach den Enthüllungen am Berliner Canisius-Kolleg, die damals den Stein des Anstoßes für den Skandal bildeten. Freilich, in den letzten Jahren hat sich viel getan. Mit dem Trierer Bischof Stefan Ackermann hat die Kirche einen Missbrauchsbeauftragten eingesetzt. Verglichen mit manchem Verein, mit mancher anderen gesellschaftlichen Institution hat man viel Zeit und Mühe in das Thema Prävention investiert. Dort ist die Kirche mittlerweile vorbildlich unterwegs.
Diesen Weg muss die Kirche nun konsequent weitergehen. Das gilt vor allem für den Umgang mit den Missbrauchsopfern. Hier ist die Kirche nach wie vor noch weit zurück. Längst nicht alle Geistlichen haben begriffen, dass der Missbrauchsskandal keine von außen geführte Kampagne, sondern vielmehr das Aufdecken einer verbrecherischen Realität ist, die sich im Innersten der Glaubensgemeinschaft abgespielt hat. Missbrauchstäter sind Verbrecher. Ihre Vorgesetzten, die darauf verzichteten, diese Menschen einer staatlichen Strafverfolgung zuzuführen, sind es ebenso. Sie sind zu Mittätern geworden. Überdenken muss die Kirche vor allem den Umgang mit den Missbrauchsopfern. Eine Anerkennungszahlung von 5 000 Euro, die man vor einigen Jahren vereinbart hatte, bleibt ein Tropfen auf den heißen Stein. Hier sollte man sich großzügiger zeigen. Zu Beginn jeder katholischen Messe beten die Christen um die Vergebung ihrer Schuld. Doch Vergebung setzt aber immer auch tätige Reue voraus. Und das gilt gerade für den Missbrauchsskandal.
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