
Weiter, immer weiter – bis nach New York. Ihr Kampfgeist ist unglaublich, ihr Glaube daran, die Welt retten zu können, unerschütterlich. Auch wer nichts übrig hat für Greta Thunberg, muss zugeben: Es gibt nur wenige Menschen, die so hartnäckig sind wie die 16-Jährige. Eine Ikone ist sie jetzt schon. Bedingungslos hat sie sich dem Klimaschutz verschrieben; aus der fixen Idee einer hochbegabten schwedischen Schülerin, die mit einem Pappschild vor dem Parlamentsgebäude in Stockholm protestierte, ist ein dichtes Netz von Aktivisten hervorgegangen. Der Druck auf Politik und Wirtschaft, der dadurch entstanden ist, hat die Klimarettung zum Top-Thema befördert.
Für Thunberg nur ein Anfang, sie agiert inzwischen global. Deshalb ist sie nach New York gesegelt, wird dort am 21. September dem Jugend-Klimagipfel der Vereinten Nationen ihren Stempel aufdrücken und gleich darauf dem UN-Klimagipfel der Staats- und Regierungschefs vor der UN-Generalversammlung am East River ins Gewissen reden. Doch bevor die alle angeflogen kommen, nutzt Thunberg die Zeit geschickt, um ihre Fridays-for-Future-Bewegung noch bekannter zu machen. Überhaupt vermarktet sie sich mit Haut und Haar für ihre Herzenssache. Die Segelfahrt über den Atlantik war eine clevere Promotion-Tour für den Klimaschutz.
Die mit Inbrunst geführte und medial ausgeschlachtete Debatte darüber, ob nicht ein Linienflug in die Staaten deutlich ökologischer gewesen wäre als Gretas Aufsehen erregender Törn mit einer Hightech-Segelyacht, passte da perfekt ins Konzept. Alles richtig gemacht, Greta! Wir sind zwar inzwischen mehr als gesättigt von ihrer Botschaft und möchten ihr zurufen: Wir haben verstanden, es reicht jetzt! Doch klar ist auch, dass Thunberg nicht aufhören kann und wird, weil es eben noch nicht reicht. Geredet wird jetzt zwar viel über das Klima, gehandelt wird weiterhin kaum.
„If I can make it there, I'll make it anywhere“, singt Frank Sinatra in „New York, New York“. Thunberg ist im Big Apple also genau richtig. Überhaupt passt ihre Geschichte ins gelobte Land. Vom Tellerwäscher zum Millionär, vom Nobody zum Weltstar – sie hat letzteres geschafft. Donald Trump sollte ihr dafür eigentlich Respekt zollen. „Hören Sie auf die Wissenschaft“, hat sie ihm nach ihrer Ankunft in New York zugerufen.
Doch auf wen hört Trump schon? Ein Treffen mit ihm hält Thunberg deshalb richtigerweise für Zeitverschwendung. Und doch sind sich die beiden Gegenspieler unfreiwillig ein wenig ähnlich. „Wir Kinder tun oft nicht das, was ihr Erwachsenen von uns verlangt. Aber wir ahmen euch nach“, hat Thunberg in einem Interview gesagt. Und hinzugefügt: „Und weil ihr Erwachsenen euch nicht für meine Zukunft interessiert, werde ich eure Regeln nicht beachten.“ In der Tat, den Regelbruch beherrschen beide perfekt. Fragt sich nur, wer am Ende erfolgreicher damit sein wird.
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