
Ein Anti-Gaffer-Video aus Osnabrück wird zum Hit im Internet. Wer hätte das gedacht? Ist unsere Gesellschaft vielleicht doch nicht so abgestumpft, unempathisch und egoistisch geworden, wie im Falle von Gaffern und Hobby-Paparazzi oft beklagt wird? Es ist leider zu vermuten, dass die falschen Personen sich diesen Kurzfilm anschauen.
Schaut man in den Blätterwald oder schmeißt die Suchmaschine an, dann vergeht kaum ein Tag, an dem man nicht um Fassung ringt: In Bremervörde nimmt ein Schaulustiger einen Polizisten in den Schwitzkasten, weil der ihn am Filmen eines tödlichen Unfall-Dramas hindern will. In Heidenheim filmt ein Gaffer einen sterbenden Motorradfahrer – anstatt helfend einzugreifen. Und in Baden-Baden fordern Schaulustige einen suizidgefährdeten Mann wortreich dazu auf, vom Hoteldach zu springen. Die Smartphones waren schon gezückt.
Solch ein Verhalten ist schamlos. Dahinter steckt ein verstörender Egoismus und Voyeurismus, der in unserer Gesellschaft überhandnimmt. Weder gut gemeinte Videos, noch Appelle an charakterlichen Anstand und Rücksichtnahme auf Unfallopfer werden solche Menschen stoppen. Bußgelder und Strafen müssen schmerzen. Im Bremervörder Fall ist der Täter zu vier Monaten Gefängnis verurteilt worden – ohne Bewährung. Ein richtiges Signal.
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