
Geschätzt 80.000 intersexuelle Menschen leben in Deutschland. Menschen, die weder dem weiblichen noch dem männlichen Geschlecht zugeordnet werden können, weil sie Merkmale von beiden Geschlechtern aufweisen. Das sind 80.000 Menschen, denen bei ihrer Geburt ein bürokratischer Stempel, männlich oder weiblich, aufgedrückt wurde, der in vielen Fällen nicht zu ihrem eigenen Selbstverständnis passt.
Einzige Alternative für die Betroffenen seit 2013: Eine Lücke bei der Geschlechtsangabe im Geburtenregister zu lassen, quasi als Eingeständnis, nicht der Norm anzugehören, sondern einer Gruppe, die anders ist und sich gesellschaftlich festgelegten Schubladen nicht zuordnen lässt. Stigmatisierung auf dem Papier also, oder schlimmer noch: Viele Intersexuelle müssen ungefragt medizinische Eingriffe über sich ergehen lassen – oft mit schlimmen körperlichen und psychischen Folgen.
Ein drittes, nun vom Bundesverfassungsgericht gefordertes Geschlecht, zum Beispiel mit der Bezeichnung „inter“ oder „divers“, ist für die Betroffenen ein wichtiger Schritt in Richtung gesellschaftlicher Akzeptanz. Vielfalt und Menschsein bedeutet mehr als Mann- oder Frau-Sein. Jeder Schritt, der dieses Bewusstsein fördert, ist es wert, gefeiert zu werden, egal, wie groß die Gruppe ist, die davon profitiert.
Es ist grundsätzlich überfällig, Unterscheidungen zwischen normal und anders in Bezug auf das Geschlecht zu streichen. Ein normal – das gibt es einfach nicht. „Die Begriffe übernatürlich, unnatürlich und widernatürlich sind Zeichen mangelnder Naturkenntnis“, stellte Magnus Hirschfeld, wichtiger Vertreter der deutschen Sexualwissenschaft, schon im vergangenen Jahrhundert fest. Bis heute ist diese Botschaft nicht in allen Köpfen angekommen. Vielleicht kann schon ein kleines Wort auf einem Stück Papier einen weiteren Beitrag dazu leisten.
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Die einen machen schlechte Politik, können diese aber als gute Politik darstellen. Und werden dafür ...