
Erneut fördert ein Datenleck Brisantes aus dem Schattenreich des Weltfinanzsystems zutage. Ähnlich wie die Panama Papers im vergangenen Jahr zeigen die Paradise Papers, wie weltweit Prominente aus Wirtschaft und Politik mit Steueroasen und Briefkastenfirmen ihre Profite auf Kosten der Allgemeinheit weiter steigern. Ein Überblick in Fragen und Antworten:
Was sind die Paradise Papers?
Ein internationales Journalistennetzwerk hat interne Daten über Steuerschlupflöcher und Briefkastenfirmen ausgewertet. Dabei handelt es sich um Dokumente zweier Finanzdienstleister sowie um die Unternehmensregister aus 19 Steueroasen. Die Informationen wurden dem International Consortium of Investigative Journalismus (ICIJ) zugespielt. Mit der Stärke dieses Verbundes weltweit führender Medien machten sich die Journalisten gemeinsam an die Aufgabe, die 13,4 Millionen Dokumente zu durchforsten.
Um welche Finanzdienstleister handelt es sich?
Im Mittelpunkt steht die Kanzlei Appleby, die sich auf Geschäfte mit Steueroasen und Offshore-Firmen spezialisiert hat. Sie arbeitet von der Insel Bermudas aus, die als Steueroase bekannt ist. Weitere Unterlagen stammen von Asiaciti Trust aus Singapur. Dieses Unternehmen kennt sich bestens mit Trusts aus. Dies sind Firmenkonstruktionen, deren Eigentümer für Außenstehende kaum erkennbar sind. Das Treiben zielt also auf Anonymität. Häufig ist dies die Basis, um ganz legal Steuergesetze zu umgehen und die eigene Steuerzahlung auf ein Minimum zu reduzieren.
Ist Appleby eine Briefkastenfirma?
Nicht direkt. Die Kanzlei hilft aber allen, die es in den Steuerwüsten der normalen Staaten mit normalen Steuersätzen nicht mehr aushalten und ihre Geschäfte lieber in Steueroasen mit Steuersätzen von Null oder knapp darüber ansiedeln. Für diesen Beratungsservice zahlen Konzerne und vermögende Einzelpersonen üppige Honorare. Appleby rühmt sich, führender Anbieter in der Offshore-Branche zu sein. Offshore meint, dass die Aktivitäten meist abseits der Küsten auf kleinen, abgelegenen Inseln stattfinden. Zu den mehr als 470 Appleby-Angestellten gehören Rechtsanwälte sowie Steuer- und Unternehmensberater. Sie stehen ihren Klienten auch in vielen anderen Lebensfällen zur Seite, etwa wenn diese ein Testament aufsetzen lassen wollen oder sich scheiden lassen.
Was unterscheidet diese Veröffentlichung von den Panama Papers?
Im Grunde ähneln sich beide Recherchen in vielerlei Hinsicht. Bei den Panama Papers konnte das Recherche-Netzwerk auf Daten der dort angesiedelten Anwaltskanzlei Mossack Fonseca zugreifen. Das neue Leak führt diesmal nicht nur zu Superreichen, Politikern und Sportlern, sondern auch zu großen Konzernen. Den Angaben zufolge zeigen die Daten von Appleby, wie unter anderem Nike, Apple, Facebook, Wal-Mart, die Allianz, Siemens, McDonald’s und Yahoo die Dienste des Offshore-Spezialisten zur Profitmaximierung nutzten und nutzen. Im Grundsatz ist bekannt, wie wenig Steuern diese Unternehmen mit riesigen Gewinnen bezahlen. Wertvoll sind die Veröffentlichungen dennoch, weil sie konkret werden und einzelne Personen und Firmen benennen.
Welche Prominente tauchen in den Dokumenten auf?
Mehr als 120 Politiker aus fast 50 Ländern sind laut „Süddeutscher Zeitung“ betroffen. Dazu kommen reiche Kapitalanleger, Unternehmer und Sportler. Am bekanntesten ist zweifelsohne Queen Elizabeth II. Die britische Königin ist indirekt beteiligt (siehe unten stehenden Bericht). Politisch brisant sind die Publikationen für US-Handelsminister und Trump-Freund Wilbur Ross. Er ist den Angaben zufolge über eine Kette von Briefkastenfirmen auf den Kaimaninseln an der Reederei Navigator beteiligt. Diese verdient gut mit Aufträgen des russischen Energiekonzerns Sibur, der von Leuten aus dem Umfeld des russischen Präsidenten Wladimir Putin gesteuert wird. In den Skandal ist auch U2-Sänger Bono verwickelt. Der Frontmann der irischen Rockband hat über Firmen in Malta und in Guernsey in ein Einkaufszentrum in Litauen investiert, wie aus den Enthüllungen hervorgeht. Bono sei demnach an der Betreiberfirma eines 3700 Quadratmeter großen Gebäudekomplexes mit Einzelhandelsgeschäften in der nordlitauischen Stadt Utena beteiligt.
Sind auch deutsche Prominente dabei?
Die Unterlagen führen den Berichten zufolge zu dem Glücksspiel-Unternehmer Paul Gauselmann, der mithilfe der laschen Gesetze auf der Isle of Man am hierzulande überwiegend verbotenen Online-Glücksspiel mitverdient haben soll. Der frühere Kanzler Gerhard Schröder fragte laut den Angaben als Aufsichtsrat des russisch-britischen Energieanbieters TNK-BP den Rat von Appleby an. Die Firma konnte jedoch nicht helfen, da sie sonst in Interessenskonflikte mit einem anderen Kunden geraten wäre. Schröder sei wenig später von seinem Posten zurückgetreten, heißt es weiter. Unangenehm könnte es für die Erben des Pharmaunternehmers Curt Engelhorn werden. Sie könnten laut dem Recherche-Netzwerk mehr Steuern hinterzogen haben als bislang eingeräumt.
Welche Dimension haben die zwielichtigen Geschäfte auf den Schattenfinanzplätzen?
Schätzungen zufolge verlieren die Staaten weltweit jedes Jahr mehr als 500 Milliarden Dollar an Steuereinnahmen, weil internationale Konzerne ihre Gewinne in für sie günstige Regionen verlagern. In den Offshore-Zentren haben Reiche laut dem Netzwerk Steuergerechtigkeit ein Vermögen zwischen 21 und 32 Billionen Dollar angehäuft.
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das Schild ist mir noch nicht aufgefallen auf der Gegenseite. Aber auch dort kann es mit den (vorzugsweise) Schülern morgens ...