
Die Worte haben gesessen. Annegret Kramp-Karrenbauer hat kürzlich den drei Kandidaten für den CDU-Vorsitz eine scharfe Rüge erteilt. Die Parteichefin auf Abruf sprach von einem „zerstörerischen Wettbewerb“, den Armin Laschet, Friedrich Merz und Norbert Röttgen sich gegenwärtig böten und der auch auf die CDU zurückfalle. AKKs verbale Ohrfeige war eine eindringliche Ermahnung der drei Christdemokraten. Beileibe nicht das erste Mal: Bereits Ende Oktober hatte sie mit ähnlichen Worten ein faires Miteinander der Kandidaten eingefordert.
Es war nur wenige Tage nach den Attacken von Friedrich Merz gegen seinen Konkurrenten Armin Laschet und das „Partei-Establishment“, die ihn angeblich mit der Verlegung des Parteitags um seinen sicheren Sieg bei der Wahl des neuen CDU-Chefs bringen wollten. Nach der tagelangen Ego-Show des früheren Fraktionsvorsitzenden wurde der Ton zwar zivilisierter, aber keineswegs herzlicher. Immer wieder kommt es zu Nickligkeiten und kleinen Seitenhieben.
Vor allem Laschet und Merz zeigen vor der Entscheidung um den Vorsitz, die für den 16. Januar ins Auge gefasst wird, Nerven. Das hat auch mit dem Fahrplan bis zur Wahl zu tun. Die Bewerber präsentieren sich im Soloformat „CDU-Live“ noch vor Weihnachten den Parteimitgliedern, zudem sind zwei öffentlich im Internet übertragene Debattenrunden aller drei Kandidaten geplant.
Noch mehr hat die Unruhe aber auch mit den jüngsten Umfragen zu tun. Womit wohl keiner gerechnet hatte: Röttgen kann seinen beiden Konkurrenten auf den letzten Metern noch gefährlich werden. Der frühere Bundesumweltminister, der zu Beginn der Kandidatenschau mit drei Prozent Zustimmung komplett abgeschlagen schien, hat mächtig aufgeholt. Laut einer aktuellen Umfrage des „ARD-Deutschlandtrend“ halten ihn 22 Prozent der CDU-Anhänger für den geeignetsten Bewerber. Damit rückt Röttgen auch an Merz heran, der auf 39 Prozent der Stimmen kommt. Laschet verliert hingegen immer mehr an Zuspruch und kommt nur noch auf 15 Prozent.
Der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen hat vor allem durch seinen Schlingerkurs in der Corona-Pandemie an Boden verloren. Gleichzeitig hat Röttgen mit seinen sehr ruhig und sachlich vorgetragenen Einschätzungen zur Außenpolitik an Statur gewonnen. Vor allem nach Joe Bidens Sieg bei der US-Wahl ist seine Expertise gefragt. Merz kann zwar klar seinen ersten Platz behaupten, nicht zuletzt durch die Unterstützung von Junge Union und Wirtschaftsflügel. Sein Problem: Er findet in Teilen der Funktionärsebene vergleichsweise wenig Gefolgschaft. Und letztendlich entscheiden die 1001 Delegierten des Parteitags über den neuen Vorsitzenden.
Für Laschet könnte es noch übler kommen. Die SPD-Fraktion in Düsseldorf wittert „Influencer-Marketing in der Staatskanzlei“. Es geht um ein Geschäft aus dem April. Johannes „Joe“ Laschet, Sohn des CDU-Politikers und ein bekannter Modeblogger, ist seit Jahren mit der Bekleidungsfirma Van Laack im Geschäft. Das Unternehmen hat, nach einem persönlichen Anruf von Armin Laschet beim Firmeninhaber, einen lukrativen Auftrag aus der Staatskanzlei für Masken und Krankenhaus-Kittel bekommen. Die waren bekanntlich im April rar, so argumentiert die Staatskanzlei, damals habe man alle Kontakte in die Wirtschaft aktivieren müssen. Das kann man so sehen. Andererseits bleibt bei solchen Geschäften schnell ein Geschmäckle hängen.
Alle drei Kandidaten haben allerdings auch ein gemeinsames Problem: Bislang ist es keinem gelungen, echten Enthusiasmus zu entfachen. Auch deshalb gibt es in Reihen der Christdemokraten immer wieder Gedankenspiele, doch noch den heimlichen Kandidaten Nummer vier aus dem Hut zu zaubern: Gesundheitsminister Jens Spahn. Der beteuert zwar, der verabredeten Duo-Lösung mit Laschet treu bleiben zu wollen. Allerdings gilt Spahn als überaus ehrgeizig und ist in seiner bisherigen politischen Karriere auch schon mal hohes Risiko gegangen. Eine Last-Minute-Kandidatur von ihm wäre nach der gefühlten Endlosspirale in der CDU-K-Frage ein echter Coup.
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