
Wer hat das Format zur Führungskraft? Diese Frage stellt sich gerade nicht nur die SPD – in ihrem Fall gleich doppelt, weil ja ein Vorsitzenden-Duo gesucht wird – sondern auch die CDU. Zwar haben die Christdemokraten eine Vorsitzende, und die ist noch nicht einmal ein Jahr im Amt. Doch Annegret Kramp-Karrenbauer hat nach furiosem Auftakt und vielen Vorschusslorbeeren viel Renommee eingebüßt und muss kämpfen, will sie ihren Status als potenzielle Kanzlerkandidatin der Union nicht gleich wieder verspielen.
Im Moment ist sie auf dem besten Wege, genau dies zu tun. Auffällig ist: Immer mehr in der CDU scheinen mit ihrer Arbeit nicht zufrieden zu sein. Und außerhalb der Partei zündet AKK ebenfalls nicht, wie ihre schlechten Popularitätswerte belegen. Daran konnte bisher auch ihre Entscheidung nichts ändern, neben der Parteiführung das Amt der Verteidigungsministerin zu übernehmen. Kramp-Karrenbauer fremdelt sichtlich auch mit diesem neuen Job.
CDU-Chefin ja, Kanzlerkandidatin nein – so denken immer mehr in der Union. Zentrales Indiz dieser Entwicklung ist die von der Jungen Union angestoßene Debatte über eine Urwahl. Käme es so, wäre das für AKK eine Demontage. Das erste Zugriffsrecht auf die Kanzlerkandidatur gebührt bei der CDU traditionell der Person an der Parteispitze. Eine Urwahl wäre für die ehrgeizige Saarländerin daher so etwas wie ein Misstrauensvotum. Eine Mitgliederbefragung zur Kanzlerkandidatur – unter der Führung von AKKs Vorgängerin Angela Merkel undenkbar. Sie hatte die nach vorne drängende Männerriege in ihrer Partei immer gut im Griff. Doch bei der Bewerbungstour um den CDU-Vorsitz haben sich vor einem Jahr neben AKK eben auch Friedrich Merz und Jens Spahn warmgelaufen – mit nachhaltigen Folgen, wie jetzt festzustellen ist. Und Armin Laschet, der mächtige NRW-Landeschef und amtierende Ministerpräsident lauert ebenfalls auf seine Chance. In der CDU rumort es – der Kampf um die Macht hat gerade erst begonnen.
Bei der SPD stellt sich die K-Frage zwar nicht, dafür ist die Neubesetzung des Chefsessels im Willy-Brandt-Haus umso drängender. Ein Führungsduo soll es werden, gerade ist in München mit der letzten von insgesamt 23 Regionalkonferenzen der Bewerbungsmarathon quer durch Deutschland zu Ende gegangen. Was recht gemütlich begann, endete zunehmend rauer. Besonders im Fokus des Gerangels: Finanzminister Olaf Scholz. Dessen Regierungserfahrung wird aus dem Feld der Mitbewerber immer aggressiver als Bürde interpretiert. Gesucht, so zeichnet es sich ab, wird in der SPD ein Führungsduo, dass weder durch ein Regierungsamt noch durch zu lange Mitarbeit im Parteivorstand vorbelastet ist. Die SPD bereitet sich auf die Zeit nach der Großen Koalition und damit auf einen Neustart vor.
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