
Die Widersprüchlichkeit könnte kaum größer sein: Obwohl es in Deutschland derzeit so viele ausgebildete Ärzte wie noch nie gibt, fehlen im ländlichen Raum niedergelassene Hausärzte. In Niedersachsen sind aktuell mehr als 400 von insgesamt rund 5100 Hausarztsitzen unbesetzt – Prognosen zufolge werden in den nächsten zehn Jahren mehr als 1000 weitere Hausarztstellen altersbedingt frei werden. Mehr als jeder fünfte heute noch praktizierende Mediziner fällt weg.
Die niedersächsische SPD ist sich der mangelnden hausärztlichen Versorgung im ländlichen Raum bewusst und hat konkrete Maßnahmen auf den Weg gebracht – das ist auch bitter notwendig, denn wir steuern auf dem Land auf einen handfesten Versorgungsnotstand zu. Die SPD-geführte Landesregierung hat eine Reihe von Maßnahmen – wie die Einrichtung von zusätzlichen Medizin-Studienplätzen, die Unterstützung der Einrichtung von Behandlungseinrichtungen, in denen Arbeitsmöglichkeiten für junge Mediziner geschaffen werden sowie eine Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf durch zusätzliche Betreuung – vorgesehen.
Bedauerlicherweise wird die von der SPD, Gesundheitsministerin Carola Reimann und von den kommunalen Spitzenverbänden befürwortete Einführung einer Landarztquote derzeit von der CDU in Niedersachsen abgelehnt – und das, obwohl sie beispielsweise in Nordrhein-Westfalen von der Union unterstützt wird. Klar ist: Die Quote ist kein Allheilmittel, sie sollte aber angesichts des sich verschärfenden Ärztemangels eingehend geprüft werden.
In Nordrhein-Westfalen und Bayern hat sich die regierungspolitische Erkenntnis durchgesetzt, dass die Einführung einer Landarztquote ein wichtiger Baustein zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung ist. In NRW werden zunächst 7,6 Prozent der Medizinstudienplätze außerhalb des Vergabeverfahrens an Bewerber gehen, die sich vertraglich verpflichten, nach Ausbildungsende für zehn Jahre in einer unterversorgten Region als Hausarzt zu arbeiten. In Bayern sollen ab dem Wintersemester 2020/21 bis zu 5,8 Prozent aller Medizinstudienplätze je Semester für Studenten reserviert werden, die später als Hausärzte auf dem Land arbeiten wollen. Eine angemessene medizinische Betreuung ist zentraler Bestandteil der Daseinsvorsorge, die der Staat garantiert und die seine Bürgerinnen und Bürger von ihm erwarten dürfen. Es ist die Aufgabe aller, die dem Gemeinwohl verpflichtet sind, sich konstruktiv für Lösungen einzusetzen, dieses Vertrauen in seine Wurzeln zu stärken.
Unser Gastautor
sitzt seit 2017 für die SPD im niedersächsischen Landtag und arbeitet im Sozial- und Gesundheitsausschuss. Der Abgeordnete aus Loxstedt ist verheiratet und hat zwei Kinder.
job4u ist die regionale Plattform, wenn es um Lehren und Lernen geht. Neben dem WESER-KURIER, der Handelskammer und der Handwerkskammer Bremen machen sich hiesige Firmen für junge Leute stark.