
Erleben wir in Deutschland eine Wiederbesinnung auf die Natur und auf den ländlichen Raum? Der Erfolg von Zeitschriften wie „Landlust“ und von Büchern über das Seelenleben der Bäume und Tiere spricht dafür. Für viele Menschen, die auf dem Land leben, stellt sich die Situation jedoch oft anders dar. Sie wohnen an den schönsten Orten des Landes, fühlen sich aber abgehängt – digital, politisch, wirtschaftlich und kulturell. Sie haben vermehrt den Eindruck, dass gesellschaftliche Debatten auf ihrem Rücken ausgetragen werden.
Es liegt in unser aller Interesse, die wachsende Kluft zwischen Stadt und Land zu schließen. Aus meiner Sicht gibt es vier Aufgaben, die wir angehen müssen.
Erstens: Wir müssen die Leistungen des ländlichen Raumes wieder wertschätzen. Denn es sind die Menschen in der Land- und Forstwirtschaft, die vielfältige Nahrungsmittel und alternative Rohstoffe produzieren. Die Blühstreifen anlegen und Bäume pflanzen und so Arten- und Klimaschutz betreiben. Wer Wald und Acker nur als Erholungsraum wahrnimmt und vergisst, dass hier auch produziert und gewirtschaftet wird, sieht nur eine Seite der Medaille.
Zweitens: Der Schutz unserer natürlichen Lebensgrundlagen geht uns alle an. Beispiel Bienensterben: Der Schutz der Artenvielfalt kann nicht allein Aufgabe der Landwirtschaft sein – man denke nur an den großen Flächenverbrauch durch Siedlungs-, Industrie- und Verkehrsflächen und an die hohe Lichtverschmutzung. Auch durch unser Konsumverhalten tragen wir Verantwortung. Artenschutz und Tierwohl kosten Geld, das der Verbraucher über den Preis zu zahlen bereit sein muss.
Drittens: Familienbetriebe müssen gestärkt werden, denn sie kümmern sich ums Land. Eigentümer übernehmen Verantwortung für sich und die nächste Generation. Und doch fragt sich kaum ein Spaziergänger, wer eigentlich die Wanderwege und Ackerrandstreifen anlegt, oder wer den Wald nach den Sturm- und Dürreschäden „aufräumt“. Es sind die vielen land- und forstwirtschaftlichen Familienbetriebe, die den ländlichen Raum pflegen und erhalten.
Viertens: Investitionen machen den ländlichen Raum attraktiver und entlasten Städte. Dazu gehören Investitionen in Nahverkehr, Schulen und medizinische Versorgung genauso wie in eine verlässliche Internetverbindung. Nur so hat die kommende Generation eine Zukunft auf dem Land. Das nützt allen: Wer auf dem Land lebt und arbeitet, entlastet Ballungsräume, etwa beim Wohnen und Verkehr. Lassen Sie uns diese Aufgaben angehen. So können wir den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken.
Unser Gastautor
ist seit 20 Jahren Geschäftsführer des Verbands Familienbetriebe Land und Forst, dem rund 2000 Mitgliedsbetriebe angehören und der sich für den Erhalt der Wirtschaftskraft des ländlichen Raums einsetzt. Der 64-Jährige ist Jurist und war zuvor in einer Privatbank tätig.
job4u ist die regionale Plattform, wenn es um Lehren und Lernen geht. Neben dem WESER-KURIER, der Handelskammer und der Handwerkskammer Bremen machen sich hiesige Firmen für junge Leute stark.
take the drama out of it.