
Seit 2011 umkreist die chinesische Raumstation "Tiangong 1" unseren Heimatplaneten. Jetzt geht die Mission zu Ende. Das Raumlabor wird an Ostern abstürzen. Beim Eintritt in die Erdatmosphäre verglüht die Station nicht vollständig. Mehrere Tonnen an Trümmerteilen werden die Erdoberfläche erreichen.
Für Deutschland besteht aber keine Gefahr, von Trümmern getroffen zu werden, wenn die Station voraussichtlich am Karsamstag und spätestens am Ostermontag in die Atmosphäre eintritt und zerfällt. Das berichtete Holger Krag von der Europäischen Raumfahrtagentur Esa in Darmstadt.
Denn Deutschland, sowie auch die Schweiz und Österreich, liegen nördlicher als das Gebiet, über dem die Trümmer des 8,5 Tonnen schweren und zwölf Meter langen Raumlabors eintreten können. Laut dem Esa-Experten umfasst das Absturzgebiet einen erdumspannenden Gürtel von 43 Grad südlich bis 43 Grad nördlich des Äquators. Damit kann es alle Kontinente - bis auf die Antarktis - und alle Ozeane treffen. Auf dem 43. Grad nördlicher Breite liegt etwa die südfranzösische Stadt Marseille.
Weil die mögliche Absturzregion viel Wasser und Wüsten umfasst, sei es fraglich, ob sich nach dem Absturz überhaupt Teile von "Tiangong 1" - übersetzt "Himmelspalast" - finden ließen. "Es fällt auch nicht alles auf einen Fleck, sondern verteilt sich über eine Schleppe von 1000 bis 1200 Kilometern", erläuterte Krag. "Die Wahrscheinlichkeit für ein Individuum von einem Trümmerteil verletzt zu werden, ist so hoch wie die Möglichkeit von einem Blitz zweimal in einem Jahr getroffen zu werden."
Etwa 1,5 bis 3,5 Tonnen von "Tiangong 1" würden voraussichtlich den Eintritt in die Atmosphäre überstehen, sagte Krag. Wenn die Raumstation in ihrer Umlaufbahn auf etwa 100 Kilometer Höhe sinke, werde sie aufgrund der Dichte der Erdatmosphäre innerhalb kurzer Zeit abgebremst. Das Objekt zerfällt und in der entstehenden Reibungshitze verglüht der größte Teil, nur Elemente aus Titan und Edelstahl normalerweise nicht.
Allzu ungewöhnlich ist das nicht: "70 bis 80 Tonnen Raumfahrtschrott kommen durchschnittlich in einem ganzen Jahr unkontrolliert runter", sagt Krag.
China hatte "Tiangong 1" im September 2011 ins All geschossen, wo das Raumlabor über die Jahre sechs Kopplungsmanöver mit chinesischen Raumschiffen der "Shenzhou"-Reihe absolvierte. An Bord waren auch die beiden ersten chinesischen Astronautinnen.
Das Labor war nach offiziellen Angaben zweieinhalb Jahre länger im Einsatz als geplant. Seit 2016 besteht kein Kontakt mehr. Als Ersatz schoss China im gleichen Jahr ein neues Raumlabor ins All. In "Tiangong 2" können zwei Astronauten länger als im Vorgängermodell leben. Auch hat "Tiangong 2" eine höhere Ladekapazität und lässt sich erstmals auftanken.
Mit seinen Raumlaboren will China Erfahrungen für den Bau seiner ersten eigenen Raumstation sammeln, die um das Jahr 2022 fertig werden soll. Die zweitgrößte Wirtschaftsmacht der Erde verfolgt ein ambitioniertes Raumfahrtprogramm, das auch den Mond und den Mars im Auge hat. (dpa/rab)
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