
Mit dem Renegade 4 XE startet jene Marke ins hybride Zeitalter, die seit jeher für den Geländewagen steht wie der Golf fürs Kompakte. Benzin trifft Stromkraft, ja. Aber dazu diese Wattiefe. Damit stiefelt der Jeep souverän durch so manches Feuchtgebiet des nordischen Flachlands. Wohl dem, der Lust auf die Wäsche danach hat. Kopfschmerzen beschert der Hang zum Tauchgang allerdings auch auf andere Weise.
Autofahren ist wie Liebe – entscheidend ist das Timing. Der falsche Partner zur richtigen Zeit, das richtige Auto zur falschen, oder andersrum: So manches Mal ist das nicht mehr als eine Ausrede, um Schluss zu machen – zumeist jedoch eine Frage der Lebensumstände.
Wer hätte schon ernsthaft damit gerechnet, dass es im Februar dermaßen schneit. Und das gar so stark, dass die Medien bereits nach ein paar Tagen Schnee in jenem von gestern schwelgen. Bibberwinter, Schneekatastrophe, Jahrhundertereignis – so wie 1978 / 1979? Nun denn, wer weiß, was noch kommt. Der Jeep Renegade jedenfalls hätte im Bremen blanca dieser Tage eine gute Figur gemacht.
Als der 4 XE, das Plug-in-Modell des amerikanischen Geländewagens, vor wenigen Wochen am Pressehaus vorfährt, ist noch keine Spur von weißen Straßen. So bleibt es bei ein paar Probeläufen abseits befestigter Wege, ohne das Potenzial des Allwetterautos aus dem Maintal nur annähernd auszuschöpfen.
Nichtsdestotrotz, mit seinen drei bewährten Fahrprogrammen (Schlamm und Sand, Schnee sowie Automatik) punktet der Renegade – im handzahmen Check – durchweg. Per Drehschalter in der Mittelkonsole lässt sich die gewünschte Gangart auswählen. Dazu ein Klick, und der Allradantrieb ist entweder auf eine ausgewogene Kräfteverteilung fixiert oder auf Kriechgang gepolt, der das Fahrzeug niedertourig aus dem Dreck wühlt.
All das ist aus den Verbrennern der Modellreihe bekannt. Der Hybrid kommt jedoch mit einer vierten Marschroute daher. Das Sportprogramm steuert das Zusammenspiel der beiden Motoren so, dass Antritt, Straßenlage und Agilität deutlich zulegen. Auf diese Art macht auch die rasantere Fahrt über Land Freude. Mit für seine Gattung erstaunlich viel Bodenhaftung meistert der Renegade die Biegungen – dank des überarbeiteten sechsgängigen Automatikgetriebes beschleunigt er flink heraus.
Auf der Autobahn tönt er indes ziemlich schnell recht laut. Zu den Abrollgeräuschen gesellen sich deutlich vernehmbare Windverwirbelungen. Bei einer derartig kastigen Karosserie liegt das allerdings auf der Hand. Für Geschwindigkeiten jenseits Tempo 150 ist dieser Wagen eben nicht gebaut. Dass 199 Kilometer pro Stunde möglich sind – so what.
Querfugen, Bodenwellen oder Schlaglöcher sind in solch einem Gefährt immer eine Sache für sich. So schaukelt auch der Jeep die Beifahrerin hier und da gemächlich in den Schlaf. Typisch Hochbeiner – und eine Geschmacksfrage, zweifelsohne. Dennoch bleibt es nach wie vor unverständlich, warum ein SUV – ob nun weichgespült oder alter Schule – nicht mal straff gefedert sein darf. Ein adaptives Fahrwerk, das die Behutsamkeit des Seins durch ein bisschen Härte ersetzt? Willkommen wäre es auch abseits der halbwüchsigen Crossover.
Dem geneigten Hirten, Landwirt oder Waldarbeiter ist das vollkommen schnuppe – wie wohl den allermeisten, die auf ein Fahrzeug wie dieses schwören. Ihre Wege führen sie schließlich regelmäßig über matschige Weiden, auf klaftertiefes Pflugland oder durch holprige Wälder. Und hier gilt es, andere Qualitäten in die Waagschale zu werfen.
Hat der Regen die eine oder andere Grube volllaufen lassen, ist keinerlei Scheu angesagt. Die Wattiefe von 40 Zentimetern lässt den Renegade schadlos durch die Feuchtgebiete stiefeln. Für den entsprechenden Grip hätte es im Fall dieses Autos allerdings einer anderen Bereifung bedurft.
Alle, die öfter im Gelände unterwegs sind, greifen daher anstelle der hier besprochenen S-Serie (Basispreis: 41.526 Euro) besser zum identisch bepreisten Modell Trailhawk. Die Leichtmetallfelgen fallen mit dann 17 Zoll zwei Nummern kleiner aus. Dafür ist der Trailhawk unter anderem mit ordentlich Profil, widerstandsfähigeren Schürzen an Front und Heck und dem zusätzlichen – Rock genannten – Fahrprogramm fürs Gebirgige bestückt.
So oder so, der hybride Antrieb macht die Zeiten kraftvoller Dieselmotorisierung geradezu vergessen. Gepaart mit den 250 Newtonmetern Drehmoment des E-Motors, sorgen die 270 Nm des Vierzylinders für beeindruckenden Schub. Die benzinseitig 132 Kilowatt (180 Pferdestärken) Leistung und die 44 kW (60 PS) des Stromaggregats liefern wahrlich zugstark ab.
Aber nun ja, trotz Strom und zeitgemäß kleinem Hubraum von 1,3 Litern kommt der 4 XE an die 2,1 Liter Super des Datenblatts nicht ran; realistischer ist das Zweieinhalbfache. Die elektrische Reichweite von 50 Kilometern passt indes. Ok, eine Handvoll sollte man auch hier abziehen. Allerdings ist der Akku schnell wieder voll – innerhalb von 1,6 Stunden bei Verwendung eines Schnellladegeräts, nach drei Stunden mittels maximaler haushaltsüblicher Leistung.
Wer also die Möglichkeit hat, die 11,4 Kilowattstunden über Nacht oder während der Arbeit nachzuladen, bekommt mit diesem Auto einen lokal emissionsfreien Pendler. Im Hybridmodus zieht er die Leistung aus beiden Motoren. Auf Electric gestellt, läuft er auf purem Strom. Im Modus namens E-Save hingegen lädt die Batterie während der Fahrt – Stichwort Rekuperation oder regeneratives Bremsen.
Gesamturteil: So wie der Golf der Kompaktklasse ihren Namen gibt, steht Jeep seit Jahrzehnten für den Geländegänger schlechthin. Diesen Status des automobilen Tempotaschentuchs bekräftigt der Renegade nachhaltig. Kurzum, ein wahrhafter Abenteurer.
Aber ist es nun tatsächlich Liebe? Jein. Klar, der Hybrid macht Freude. Zudem taucht er beachtlich ab: Tritt man auf die Bremse, springt gefühlt die gesamte Karosserie kopfüber in den Asphalt. Man könnte meinen, der Jeep wolle vor allem eines, die Unterwelt erkunden. Das Bild der Rückfahrkamera bekräftigt diesen Eindruck, wirkt es doch bereits bei leichter Dämmerung wie der Blick durch ein Nachtsichtgerät.
Ehen werden im Himmel geschlossen, im Auto geschieden – ein altes Sprichwort. Und so sorgt dieser Drang zum Tauchgang durchaus für Stunk an Bord. Zum Glück ist der Testkandidat wieder im Maintal. Ein Jammer nur, dass er das Schneegestöber verpasst hat.
Technische Daten
Modell: Jeep Renegade 4 XE S
Motoren: R4-Benziner und E-Motor
Leistung: 132 kW / 180 PS und 44 kW / 60 PS
Drehmoment: 270 Nm und 250 Nm
Höchstgeschwindigkeit: 199 km/h
Beschleunigung (0–100 km/h): 7,1 s
Kraftstoffverbrauch (NEFZ; WLTP): 2,0 l/100 km; 2,1 l/100 km
Stromverbrauch (NEFZ; WLTP): 22,9 kWh/100 km; keine Angabe
CO2-Ausstoß (NEFZ; WLTP): 46 g/km; 50 g/km
Energieeffizienzklasse: Euro 6d
Laderaumvolumen: 330–1277 Liter
Preis (Basis / Testwagen): 41.526 Euro / 45.570 Euro
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