
Nach der Kleinigkeit von 13 Jahren hat Fiat seinen Retroflitzer 500 neu aufgelegt. Auch wenn er beim knuffigen Äußeren ganz in der Tradition seines Vorgängers steht, ist er ein Typ der Moderne: Der Kleine surrt fortan rein elektrisch und mit beachtlicher Reichweite durch die Welt.
Fiat traut sich was. Bringt den Liebling aller Fiat-Freunde, den kleinen 500er, neu auf den Markt – aber nur elektrisch. Das ist mal eine Ansage in Richtung E-Mobilität. Wer den schnuckeligen Herzensbrecher weiterhin mit Verbrenner fahren will, der geht zwar nicht leer aus – muss sich dann aber mit dem Vorgänger begnügen, der weiterhin gebaut wird.
Wobei: Ganz neu ist die Idee mit einem elektrischen Fiat 500 nicht. Bereits 2013 stellten die Italiener unter Chrysler-Regie für die USA einen Fiat 500e vor, der eine umgebaute E-Variante des bekannten Bestsellers war. Diesem Verdacht muss sich der Nuovo Cinquecento, so sein offizieller Name, nicht aussetzen. Denn der elektrische 500er wurde komplett neu entwickelt; mit dem mittlerweile 13 Jahre alten, benzingetriebenen Namensvetter hat er nicht mehr viel gemein.
So steht der 500e auf einer neuen Plattform – sie macht den Neuen sechs Zentimeter breiter (nun 1,68 Meter) und sechs Zentimeter länger (3,63 Meter). Auch der Radstand wuchs um zwei Zentimeter auf 2,32 Meter. Das sieht ein bisschen so aus, als hätte man Luft in das alte Modell geblasen, doch insgesamt verbirgt der Fiat sein Größenwachstum gut. Die Front steht jetzt etwas steiler im Fahrtwind und trägt statt des Fiat-Signets nun stolz ein markantes „500“-Logo. Und ja, er ist ja auch ein moderner Kerl geworden, das zeigt sich schon beim Einsteigen. So versteckt sich in der Griffmulde eine Taste, mit der die Türen via Knopfdruck elektrisch öffnen. Auch innen gibt es statt eines mechanischen Griffs einen Knopf; nebenan in der Türverkleidung ist die Silhouette mit dem Ur-Fiat-500 eingestanzt, dazu der Hinweis „Made in Torino“. Auf dass es auch ja niemand vergisst.
Das Cockpit wirkt modern und die Materialien fallen hochwertiger aus als bei vielen Konkurrenten in diesem Segment. Gut, dass nicht alles in den Touchscreen gepackt wurde und am Armaturenbrett die wichtigsten Knöpfe geblieben sind – etwa für die Heizungseinstellung. Auch die Automatik wird über Tasten gesteuert. Der bis zu 10,25 Zoll große Touchscreen des neuen Bediensystems UConnect (die Basisversion hat keinen Bildschirm) lässt sich übrigens ohne große Eingewöhnungszeit einwandfrei bedienen.
Sehr angenehm ist zudem, dass zumindest vorn deutlich mehr Bewegungsfreiheit vorhanden ist als im Benziner-Modell und es mehr Verstaumöglichkeiten für Kleinkram gibt. Hinten und im Kofferraum wird dann allerdings schnell klar, dass aus einem kleinen Auto nun mal kein Tanzsaal werden kann. Ach ja: Neben Limousine und Cabrio wird nun auch eine Karosserievariante namens 3+1 mit einer kurzen hinteren Tür auf der Beifahrerseite angeboten, entgegen der Fahrtrichtung öffnet. Das ist ungewohnt, erleichtert aber den Einstieg in die hintere Reihe.
Was den elektrischen Fiat 500 im Umfeld der kleinen Stromer besonders macht: sein starker Akku. Fiat hat eine Batterie mit 42 kWh Kapazität eingebaut, wovon netto 37,3 kWh nutzbar sind. Das soll je nach Version eine Reichweite zwischen 298 und 320 Kilometern nach dem realitätsnahen WLTP-Zyklus ermöglichen. Das ist bemerkenswert.
Zusätzlich im Angebot: eine Basisversion mit kleinerem Stromspeicher. Dessen 23,8 kWh Kapazität bewegen sich auf dem Niveau des Renault Twingo Electric und ermöglichen laut Hersteller gut 180 Kilometer Reichweite. In der Realität dürften das dann nicht mehr als 150 Kilometer sein, zumindest dann, wenn der 500e nicht nur in der Stadt bewegt wird. Für Pendler mit kalkulierbarem Arbeitsweg könnte der Basis-500er (70 kW / 95 PS) eine gute Alternative darstellen. Die meisten Kunden aber dürften sich der besseren Alltagstauglichkeit wegen für die 42-kWh-Version entscheiden.
Geladen werden kann serienmäßig mit der Schnellladefunktion per CCS-Stecker – ein Detail, das sich der Großteil der Konkurrenz extra vergüten lässt. Damit soll sich der Akku an entsprechenden Ladesäulen unter Idealbedingungen in 35 Minuten wieder auf 80 Prozent bringen lassen. An gewöhnlichen Wechselstromsäulen nimmt sich der Fiat bis zu elf kW, dann dauert eine Vollladung vier Stunden und 15 Minuten.
Doch nun los. Zweimaliger Druck auf den Startknopf, dann nur noch die Automatik auf „D“ – und schon stromert es. Ziemlich flott sogar: Der Druck aufs Fahrpedal wird sofort in Vortrieb umgesetzt, wobei sich die Beschleunigung so leichtfüßig wie gleichmäßig anfühlt. Bis Tempo 50 erreicht ist, vergehen 3,1 Sekunden, der Sprint auf 100 km/h ist nach glatten neun Sekunden erledigt. Auch mit 150 km/h Spitze fällt der 87 kW / 118 PS starke Elektro-500 nicht in die Kategorie Verkehrshindernis.
Im Fahrbetrieb lassen sich drei Fahrstufen wählen: Normal, Range und – nicht wundern, bitte – Sherpa. Im Modus Range (übersetzt: Reichweite) rekuperiert der Antrieb mehr Energie, indem er stärker abbremst, sobald der Fuß vom Strompedal geht. Dadurch ist das sogenannte One-Pedal-Fahren möglich, denn der 500e bremst dann bis zum Stillstand ab. Mit ein bisschen Übung wird das Bremspedal dann nur noch in den seltensten Fällen benötigt. Der Sherpa genannte Fahrmodus ist das Mittel der Wahl, wenn es um maximales Stromsparen und nur noch ums Ankommen geht. Dann erlaubt sich der 500er maximal 80 km/h, die Stromverbraucher Klimaanlage und Sitzheizung werden deaktiviert.
Stolz ist Fiat auf die Vielzahl an Assistenzsystemen, mit deren Hilfe der 500e autonom nach Level 2 fahren kann. Ein Kamerasystem und Sensoren erfassen die Fahrzeugumgebung, der adaptive Tempomat bremst und beschleunigt selbsttätig; ein Spurhaltesystem hält den Kleinen dabei auf Linie. Mit an Bord sind zudem Totwinkelassistent, 360-Grad-Überwachung sowie Müdigkeitserkennung.
Der Preis dafür? Die günstigste Version mit größerer Batterie steht ab 27.560 Euro in der Preisliste. 140 Kilometer mehr Reichweite kosten also 4000 Euro, denn das Basismodell mit kleinem Akku kostet nur 23.560 Euro. Die Umweltprämie macht daraus aktuell 14.080 Euro. Daran sollte das Vorhaben, einen ähnlichen Kultstatus wie das Benziner-Pendant zu erreichen, also schon einmal nicht scheitern.
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