
Nicht nur akute Symptome, sondern auch die Angst vor monatelangen Beschwerden treibt viele um, die sich mit dem Coronavirus infizieren. Es gibt wissenschaftlich belegte Fälle, in denen Patienten noch nach Monaten etwa über Beschwerden klagen. Wir geben eine Übersicht der Symptome, Häufigkeit und Behandlung von Langzeitfolgen einer Corona-Infektion, auch als Long Covid oder Post-Covid-Syndrom bekannt.
Erschöpfung, Atemnot, Gelenk- und Brustschmerzen, Husten oder Geruchsverlust gehören zu den Symptomen, über die manche Covid-Kranke noch Wochen später klagen. Fest steht: Das Virus greift nicht nur die Lunge an, sondern auch andere Organe und Nerven. Es gibt Berichte von Patienten, die lange nach einer Infektion am Guillain-Barré-Syndrom leiden, einer entzündlichen Nervenerkrankung mit Muskellähmungen. Das Robert-Koch-Institut (RKI) spricht auch von ungewöhnlichen Symptomen wie plötzlichem Erbrechen und starkem Schwindel.
Experten befürchten, dass mit der Corona-Pandemie auch die Zahl der Patienten mit dem Chronischen- Fatigue-Syndrom steigen könnte. „Wir sehen seit dem Sommer vermehrt Patienten in unserer Ambulanz, die auch Monate nach einer durchgemachten Infektion mit Sars-CoV-2 noch über anhaltende Erschöpfung und viele weitere Beschwerden klagen“, sagte die Leiterin des Fatigue-Zentrums an der Charité, Carmen Scheibenbogen. Viele dieser Patienten erfüllten die Kriterien, allerdings seien weitere Studien notwendig.
Über den langfristigen Verlauf nach sehr milden Krankheitsverläufen oder asymptomatischen Infektionen ist bislang wenig bekannt. Beobachtet werden Langzeitfolgen aber selbst bei symptomfreier Infektion - etwa Müdigkeit, Gedächtnisprobleme oder Wortfindungsstörungen. Zudem können nach Entzündungsvorgängen durch eine überschießende Immunreaktion Organe wie Lunge, Niere oder Herz Schäden davontragen.
In einer ersten Vorab-Publikation von mehreren Forschern aus London hatten 13,3 Prozent der Erkrankten länger als vier Wochen Symptome, 4,5 Prozent länger als acht Wochen und 2,3 Prozent länger als zwölf Wochen. Verlässliche, repräsentative Daten zum Anteil der Erkrankten mit Langzeitfolgen liegen laut RKI aber noch nicht vor. „Etwa einer von zehn Covid-19-Betroffenen fühlt sich auch nach zwölf Wochen unwohl und viele noch viel länger“, sagt der Direktor des WHO-Regionalbüros Europas, Hans Kluge.
Menschen im hohen Alter oder mit Übergewicht sowie Frauen haben laut der Studie aus London ein höheres Risiko für Langzeitfolgen nach einer Infektion. Die Daten aus England deuten darauf hin, dass etwa 40 Prozent der Erkrankten, die stationär im Krankenhaus behandelt werden mussten, längerfristige Betreuung benötigen. Die Weltgesundheitsorganisation WHO wirbt um mehr Aufmerksamkeit für Menschen, die an den Langzeitfolgen leiden.
Aufgrund der sehr unterschiedlichen Langzeitfolgen ist ein einheitliches Therapiekonzept schwierig. "Bei den Patienten, die Probleme mit der Lunge haben, kann man auf bewährte Behandlungsmethoden zurückgreifen. Da hat man einen Ansatz. Beim Post-Covid-Syndrom ist es dagegen deutlich komplizierter, weil die Symptome so vielfältig sind", sagt Tobias Welte, kommissarischer Vizepräsident der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH). Die MHH hat dafür eine Nachsorgesprechstunde für ehemalige Corona-Patienten eingerichtet.
In einer Übersichtsstudie wurde laut RKI vorgeschlagen, Langzeitfolgen nicht als einheitliches Phänomen zu betrachten, sondern verschiedene Krankheitsbilder zu beschreiben, die sowohl zeitversetzt als auch parallel in verschiedenen Ausprägungen auftreten können.
Immer aktuell informiert: Der Corona-Liveticker für Bremen und Niedersachsen
Langzeiteffekte gibt es laut RKI auch bei anderen Infektionskrankheiten, sie sind also nicht ungewöhnlich. Auch bei ihnen kann es wie bei Covid-19 teilweise Monate dauern, bis der Körper wieder die Form aus der Zeit vor der Ansteckung erreicht. Die Grippe dauert in der Regel fünf bis sieben Tage, doch kann es auch lange und lebensgefährliche Verläufe bis hin zum Tod geben - vorwiegend bei älteren Menschen und Kleinkindern. Eine Impfung bietet oft Schutz.
In der Regel ist man nach einer ersten Erkrankung lebenslang gegen Windpocken immun. Doch bleiben die Erreger im Körper. Noch Jahrzehnte später können sie reaktiviert werden und bei Erwachsenen mit abnehmender Immunität etwa eine Gürtelrose auslösen. Ungeschützte stecken sich sehr leicht bei einem Erkrankten mit Windpocken an. Daher wird bereits im Kleinkindalter eine Zweifach-Impfung empfohlen.
Etwa sechs Wochen lang ist das Immunsystem nach einer Infektion mit dem hochansteckenden Masernvirus geschwächt. Dabei können weitere Erreger in den Körper eindringen und etwa Mittelohrentzündungen, Bronchitis und Lungenentzündungen auslösen. In den meisten Fällen heilen Masern problemlos aus.
job4u ist die regionale Plattform, wenn es um Lehren und Lernen geht. Neben dem WESER-KURIER, der Handelskammer und der Handwerkskammer Bremen machen sich hiesige Firmen für junge Leute stark.