
Als der Sportwagenhersteller Porsche Anfang der 1990er-Jahre finanziell am Abgrund stand, sollte und musste eine neue Baureihe den Konzern retten: der Boxster. Ein offener Zweisitzer, zunächst mit einem schmalbrüstigen Sechszylinder-Boxermotor ausgestattet, erledigte die schwere Aufgabe mit Bravour. 25 Jahre nach seinem Debüt steht fest: Ohne seinen Erfolg gäbe es Porsche heute so wohl nicht mehr.
Sollte es tatsächlich die Idee hinter dem Mazda MX-5 gewesen sein, die Porsche gerettet hat? Das wäre eine ziemlich steile These, die sich der stolze Hersteller aus Zuffenhausen, diese Ikone des deutschen Sportwagenbaus, wohl vehement verbitten würde. Doch blättern wir mal gut 30 Jahre zurück.
Anfang der 1990er-Jahre war die Porsche AG weit entfernt von jedem Stolz – vielmehr ein finanziell siecher Übernahmekandidat. Ja, man baute die Sportwagenlegende 911. Aber alle weiteren Versuche, das Angebot auf eine breitere und wirtschaftlich vertretbare Basis zu stellen? Fehlgeschlagen. Die Modelle 944 und 928 waren bereits zum Scheitern verurteilt. Sie trugen zwar das Porsche-Emblem, wurden aber nie als porschewürdig akzeptiert.
Irgendetwas musste also her, um Geld – und davon möglichst viel und schnell – in die Kassen zu spülen. Mazda schaffte das seit 1989 mit einem Modell, das die Welt verrückt machte: mit dem MX-5. Ein kleiner Roadster, überspannt von einer knappen Stoffkapuze, dessen relativ schmale Motorisierung vom geringen Gewicht egalisiert wurde. Eine Fahrspaßmaschine. Die Kunden rannten Mazda die Bude ein. Das, was Porsche 1993 auf der Detroit Motor Show als Studie präsentierte, darf durchaus als Reaktion auf den MX-5-Hype verstanden werden.
Da stand also: ein kleiner und wendiger Sportwagen, der die legendären Modelle 550 Spyder und den Rennsportwagen 718 RS 60 Spyder zitierte. Die Reaktion darauf? Schlicht überwältigend. Das Publikum verzehrte sich nach diesem Roadster, der so viel puristischer war als Porsches Elfer, der längst auch die Ansprüche der besserverdienenden älteren Kundschaft bedienen musste.
So schloss sich der Vorstand der öffentlichen Meinung an und urteilte: „Bitte die Studie genauso bauen!“ Und das war eine ziemlich kluge Entscheidung. Denn bis heute wurde daraus ein Verkaufsschlager, der sich in mehr als 357.000 Exemplaren mehr als nur gut verkauft hat. Und der Boxster stellte den ersten Schritt hin zu einer Modellpalette dar, die wirtschaftlich nicht mehr nur an der Nabelschnur des Elfers hing.
Diese Neuorientierung der Konzernpolitik spiegelte sich im nun wassergekühlten (für Markenfans eine Todsünde) Sechszylinder-Boxer ebenso wieder wie im Gleichteilekonzept. Das etwa brachte auch dem ein Jahr später debütierenden 911 der Generation 996 die Boxster-Scheinwerfer im Design eines triefenden Spiegeleis ein. Die gelten, mit aller Berechtigung, bis heute als Missgriff.
Als der Boxster im August 1996 – also vor 25 Jahren – an den Start ging, war Porsche ansonsten aber so klug, die Ähnlichkeit mit dem Messe-Highlight von 1993 zu bewahren. Es stand außer Frage: Dieses Auto war ein echter Porsche. Wobei man zugeben musste: Der mittig installierte, zunächst 2,5 Liter große und 150 kW / 204 PS starke Boxermotor riss nun wirklich keine Bäume aus. Jeder potente Sechszylinder-Turbodiesel – ob nun aus München oder Stuttgart – rannte dem kleinen Cabrio anfangs gnadenlos davon.
Das erkannten sie sehr schnell auch in Zuffenhausen. Schon 1999 folgte ein 2,7-Liter-Motor mit zunächst 162 kW / 220 PS, später dann 168 kW / 228 PS. Und die S-Varianten mit 3,2-Liter-Sechszylinder und alsbald 191 kW / 260 PS ließen auch nicht lange auf sich warten.
Blieb der Boxster – als Kunstname aus Boxer und Roadster bis heute immer wieder gern falsch als „Boxter“ geschrieben – zunächst ein Einzelgänger, erkannte Porsche schon mit zweiten Modellgeneration 987, dass sich aus dem Konzept wesentlich mehr herausholen ließe. Mit einem festen Dach versehen, wurde aus dem Boxster auch noch der Cayman. Und im Gegensatz zum klassischen 911er bemüht er sich nicht einmal um zwei (ziemlich unnütze) Notsitze im Fond, sondern will einfach ein reinrassiger Sportler für zwei sein. Vielen Markenfans gilt der leichte Cayman deshalb bis heute als der wahrhaftigste Porsche.
Und der Boxster? Durfte zwischendurch als 718 Boxster nur Vierzylinder-Turbomotoren tragen. Seit Kurzem, passend zum Jubiläum, gibt es nun aber auch wieder einen vier Liter großen Sixpack. Und das hat sich der Retter eines ganzen Konzerns: absolut verdient.
job4u ist die regionale Plattform, wenn es um Lehren und Lernen geht. Neben dem WESER-KURIER, der Handelskammer und der Handwerkskammer Bremen machen sich hiesige Firmen für junge Leute stark.