
Was kann ein Weihnachtsmann tun, wenn ein Kind Angst vor ihm hat? Um diese und weitere Fragen zu klären, sind 27 Weihnachtsmänner und -frauen, St. Nikoläuse und Christkinder aus ganz Europa in die kleine Stadt Celle in Niedersachsen gefahren. Dort gab Willi Dahmen, der schon fast sein halbes Leben als Miet-Weihnachtsmann im Einsatz ist, am Sonnabend eine Schulung. „Bei schüchternen Kindern rede ich zuerst mit den Eltern, mit Oma und Opa. So sehen alle, dass ich nicht böse bin“, sagte der 65-Jährige seinen Kursteilnehmern in einem weihnachtlich geschmückten Saal.
„Ich mag es, wenn Leute lachen"
Die meisten Kursteilnehmer sind ältere Männer mit dicken Bäuchen. Aber auch zwei dänische Weihnachtsfrauen in rotem Rock und Bommelmütze sind nach Celle gekommen. „Hier in Deutschland werde ich als Weihnachtsfrau etwas komisch angeschaut“, sagte Lene Otzen, die fließend Deutsch spricht und schon auf deutschen Weihnachtsmärkten aufgetreten ist. „Aber bei uns in Skandinavien oder in den USA sind Weihachtsfrauen ganz normal.“ Das Weihnachtsehepaar Otzen beglückt Familien und Firmen seit 15 Jahren zusammen und besucht regelmäßig Weihnachtsmannkongresse und -weiterbildungen auf der ganzen Welt. Von Dahmens Schulung haben sie auf einer Facebook-Gruppe für Weihnachtsmänner gelesen.
Der jüngste Weihnachtsmann-Azubi ist der 22 Jahre alte Otto Schmidt aus Soltau. Normalerweise betreut er Demenzkranke. Dieses Jahr ist er zum ersten Mal als Weihnachtsmann im Einsatz. In Kostüm, mit Bauchkissen, falschem Haar und Bart sieht man ihm sein Alter nicht an. „Ich mag es, wenn Leute lachen – auch über mich“, sagt er in einer tiefen, ruhigen Stimme. Und Dahmen findet: „Als Weihnachtsmann muss man nicht alt und dick sein, sondern nur alt und dick aussehen.“ Dahmen selbst hat mit Ende 30 in einem billigen Kostüm aus dem Supermarkt begonnen und ist damit beim Nachbarn aufgetreten, wie er erzählt. Inzwischen hasst er solche Aufmachungen. „Das überzeugt doch kein Kind.“ Er will mehr Qualitätsweihnachtsmänner und bietet daher wie einige Berufskollegen seit zwölf Jahren kostenlose Schulungen an.
Seine Kostüme kosten inzwischen 800 bis 1000 Euro. Einige sind solche mit Bommelmütze und langen weißen Handschuhen im Stil des amerikanischen Santas, wie sie in Norddeutschland beliebt sind. Für St.-Nikolaus-Kleider hat er einen goldenen Bischofsstab mit dazugehöriger spitzer Bischofsmütze, wie sie Menschen im katholischen Süden bevorzugen. „Vor Kindern dürft ihr im Kostüm weder essen, trinken, fluchen, telefonieren noch rauchen“, sagt Dahmen, der in Alltagskleidung gerne raucht, zu seinen Kursteilnehmern. „Das ist Weihnachtsmann-Ehrenkodex.“ Denn den Kindern sollten Weihnachtsmänner immer ein Vorbild sein.
Seit drei Jahren ist Dahmen Rentner, aber ans Aufhören denkt er nicht. Er vermarktet sich im Internet und dreht im Sommer Werbefilme als Weihnachtsmann. Im Herbst und in der Adventszeit hat er Auftritte bei Firmenfeiern und in Kaufhäusern. Daneben vermittelt er einige seiner selbst geschulten Weihnachtsmänner in ganz Deutschland und besucht Weiterbildungen. „Man lernt schließlich immer was Neues.“ Dahmens langer weißer Bart ist echt und so fragen ihn Kinder, selbst wenn er in Badehosen im Sommer am Strand liegt, ob er der Weihnachtsmann sei. „Dann sage ich: Ja klar, ich muss doch sehen, ob die Kinder auch im Sommer brav sind.“ In der Weihnachtszeit besucht er jeden Tag von morgens bis abends Familien. Auch seine Frau arbeitet oft an Heiligabend – in einem Heim für Behinderte. „Aber wir haben trotzdem Zeit für Zweisamkeit“, sagte Dahmen. Nach der Arbeit kocht seine Frau ein festliches Abendessen für sie beide, dann packen sie Geschenke aus und besuchen die Mitternachtsmesse in Celle.
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