
Die Royals stecken in der Krise, darüber können auch die liebevollen und diplomatisch äußerst geschickten Statements von Königin Elizabeth II. nicht hinwegtäuschen. Die Großmutter in ihr respektiert den Wunsch ihres Enkels Harry nach Unabhängigkeit. Die Monarchin dagegen bedauert, mit dem Herzog und der Herzogin von Sussex zwei beliebte Mitglieder der Firma, noch dazu aus der jungen Generation, ziehen lassen zu müssen. Der Rücktritt der beiden aus dem royalen Zirkus wirkt wie eine Verzweiflungstat dieses verletzlichen Paares, das nie mit dem Druck, mit der Zensur persönlicher Meinungen, mit der schonungslosen Boulevardpresse auf der Insel zurecht kam.
Allein dass Teile der Blätter von „Megxit“ sprechen und damit der Herzogin alle Schuld für den radikalen Schritt zuschieben, zeugt von Sexismus und einem antiquierten Frauenbild. Vielmehr deutet vieles, auch Harrys kurze Rede am Sonntagabend, darauf hin, dass der Prinz die treibende Kraft ist. Er schien nie glücklich mit seiner Rolle qua Geburt, die als Nummer sechs der Thronfolge noch dazu jene des Ersatzmanns ist. Und man darf es getrost als sein Versäumnis bezeichnen, die Angelegenheit harmonischer zu regeln. Harry wusste aus lebenslanger Erfahrung, welche Auswirkungen die Verkündung des Rückzugs als Senior-Royals via Instagram haben würde.
Auch wenn es Harry und Meghan keineswegs leicht hatten, sie hangelten sich von einem Fehler zum nächsten. Ja, die US-Amerikanerin war naiv, als sie strahlend ihrer Liebe folgte und ins Königshaus einheiratete. Es scheint, als habe die ehemals leidenschaftliche Aktivistin die Rolle als Mitglied der Windsors verkannt. Das Königshaus bietet sich keineswegs als Plattform an, von der aus man die eigene Sicht auf politische Belange – und seien sie noch so ehrenhaft und gesellschaftlich wichtig – äußern kann.
Und wer die Monarchie modernisieren will, kann dies zwar versuchen, muss sich aber mit Minischritten begnügen. Vielmehr heißt es lächeln und winken und Hände schütteln und Kindergärten einweihen. Noch viel weniger ist es möglich, ein privates Leben in der Öffentlichkeit zu führen. Im Privatjet in den Urlaub zu fliegen oder als sogenannte Privatperson Veranstaltungen zu besuchen, sorgt unausweichlich für Ärger, wenn der britische Steuerzahler für Sicherheit oder kostspielige Renovierungen aufkommt. Man mag den Fokus auf das Oberflächliche hinsichtlich der Royals genauso bemängeln wie die strengen Standards, die an sie gelegt werden. Doch am Ende des Tages speist sich der Erfolg der Monarchie aus den verstaubten Traditionen, den anachronistischen Strukturen, der gespielten heilen Welt. Der Monarch dient dem Volk – und die Mitglieder der Königsfamilie unterstützen den Monarchen in dessen Dienst. Nicht mehr, nicht weniger.
Dass Prinz Harry und Herzogin Meghan aus diesem engen Korsett ausbrechen, ist bedauerlich, weil sie durch Meghans Hintergrund und Hautfarbe das Königshaus gesellschaftsrelevanter, inklusiver, vielfältiger erscheinen ließen. Es ist jedoch ihr gutes Recht. Dass das Paar zunächst das Beste aus beiden Welten wünschte, einen Status als Teilzeit-Royals, hat die Queen abgelehnt. Lediglich ein konsequenter Abtritt, der auch den Verzicht auf die königlichen Titel sowie die finanziellen Privilegien bedeutet, soll weiteren Schaden von der Monarchie abwenden. Auch wenn etliche Briten den Freiheitsdrang des Paares nachvollziehen können, sie würden es kaum verzeihen, aus geschäftlichen Interessen heraus die Monarchie zur Trademark zu degradieren und damit die Krone als Milchkuh zu nutzen.
Die Queen hat jetzt eine Regelung gefunden, die auch für Generationen gelten kann, die ebenfalls keinerlei Aussicht auf den Thron haben und deshalb ein selbstbestimmtes Leben führen möchten. Das immerhin ist mehr Modernisierung des Königshauses, als man lange Zeit erwarten konnte.
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