
Herr du Mont, Sie spielen in Theater-, Kino- und Fernsehfilm-Produktionen, sind Werbegesicht von Pralinen bis Telekom und arbeiten als Buchautor und Sprecher. Wer oder was ist Sky du Mont? Charakterkopf oder Werbemarke?
Ich würde sagen, ein bisschen von allem. Ich mag die Abwechslung und habe das große Glück, dass ich immer wählen und unterschiedliche Dinge machen konnte.
Sie waren, auch für People-Magazine wie „Bild“ oder „Bunte“, immer der „schöne Sky“. Dann besetzte Sie Bully Herbig 2001 im „Schuh des Manitu“ und Sie erweiterten Ihr Charakterfach um das Komödiantische . . .
. . . das war nicht Bully. Ich habe schon vorher in Komödien am Theater gespielt und mein erster, sehr erfolgreicher Komödienfilm war „Otto - der Film“. Bully hat nur das weiter gesponnen, was ich damals schon an mir entdeckt hatte.
Und das ist?
Ich kann ziemlich lustig sein.
Liegt Ihnen das komödiantische Fach inzwischen mehr als das ernste Fach?
Das ist schwierig zu sagen. Meine großen Erfolge waren komödiantischer Natur. Es liegt mir schon, aber genauso hat die Folge der amerikanischen Serie „War and Remembrance“, in der ich die Rolle des Hitler-Attentäters Graf Stauffenberg spiele, einen Golden Globe gewonnen. Doch, es stimmt, in Deutschland waren meine komödiantischen Rollen die größten Erfolge.
Apropos Erfolge. Nervt Sie das Image des ewigen Beaus?
Natürlich nervt es, auf das Äußerliche reduziert zu werden. Wenn man das bei einer Frau macht, wird man sofort als Macho beschimpft, aber umgekehrt nervt es genauso. Was mich betrifft, so sind diese Zeiten vorbei. Heute steht der Respekt vor meiner Arbeit als Schauspieler im Vordergrund. Und ab einem gewissen Alter erledigt sich das mit den Äußerlichkeiten ja sowieso von selbst. (lacht)
Seit dem vergangenen Jahr touren Sie mit Ihrem achten Buch „Jung sterben ist auch keine Lösung“. Was heißt Älterwerden für Sie?
Nun ja, das sind halt die Jahre. Ich selber fühle mich nicht wie 71, sondern vielleicht wie 60. Es ist immer eine Frage der Perspektive. Für meine Kinder bin ich ein alter Mann. Ich persönlich habe aber keine großen Probleme mit meinem Alter, weil ich noch voll im Berufsleben stehe.
Steht Alter denn für Beschwerlichkeit und wackelige Gesundheit?
Noch habe ich Glück und kann so schnell laufen wie mein Sohn. Aber ich mache auch Sport und versuche mich gesund zu ernähren. Aber wenn man das Leben mit einem Lineal misst, weiß man, dass man am Ende angekommen ist. Man weiß, dass man langsam anfangen sollte aufzuräumen. Aber wie gesagt: Ich fühle mich wie 60.
Was ist besser im Alter?
Nichts. Die Toleranz nimmt vielleicht zu, weil man schon so viele Dinge erlebt hat, dass man weiß: So ernst ist das alles nicht. Aber sonst fällt mir nichts ein.
Heute wirken Ältere fitter und jünger als früher. Stimmt das?
Ja, das stimmt. Das thematisiert auch Christine Schütze in einem ihrer Lieder in unserem gemeinsamen Programm. Das Alter wird heute anders eingeschätzt. Die Gefahr ist aber, dass man glaubt, wirklich so jung zu sein, wie man sich fühlt und macht sich lächerlich, indem man sich mit 70 eine Harley kauft oder in Turnschuhen rumläuft.
Sie sind Kosmopolit, sind in Argentinien aufgewachsen, haben Ihre Schulzeit in London verbracht, Ihr Abitur in der Schweiz gemacht und in Amerika gelebt. Warum leben Sie in Hamburg?
Das lag an meiner damaligen Frau Mirja. Sie wollte nach Hamburg ziehen. Und mir war es egal, weil ich überall arbeiten kann. Inzwischen fühle ich mich hier äußerst wohl. Hamburg ist eine wunderbare Stadt.
Was ist für Sie Heimat?
Das ist eine gute Frage. Eigentlich ist Deutschland für mich zur Heimat geworden, weil es für mich das liebste Land ist, in dem ich leben möchte. Deutschland ist ein politisch stabiles, gerechtes Land, in dem du auch als Benachteiligter die Chance hast, etwas zu erreichen. Amerika zum Beispiel lehne ich total ab. Wenn du da kein Geld hast, bist du ein armes Schwein. Deutschland ist eines der besten Länder, in denen man leben kann. Das Klima könnte besser sein, aber wir haben ja Heizung (lacht).
Liegt Ihnen die deutsche Mentalität?
Als ich jünger war, fand ich das Deutschsein spießig. Doch mit den Jahren hat sich das komplett verändert. Deutschland ist ein tolles Land und ich bin stolz, einen deutschen Pass zu haben.
Was gefällt Ihnen speziell an Hamburg?
Die Liberalität der Leute. Sie sind großstädtisch und voller Humor. Das Besondere an Hamburg lernt man aber erst, wenn man länger hier lebt und arbeitet. In anderen Großstädten bekommt man zum Beispiel als Autofahrer im Straßenverkehr schnell mal einen Vogel gezeigt oder wird angehupt, das ist mir hier schon sehr lange nicht mehr passiert. Hamburg ist eine sehr angenehme Stadt, fast englisch.
Was muss besser werden in Hamburg?
Ich finde Hamburg wird nicht besonders gut regiert. Wir haben zum Beispiel lauter Baustellen, Staus bis nach Quickborn, aber niemand kommt auf die Idee, dass auf den Baustellen rund um die Uhr gearbeitet werden könnte. Das würde in München nicht passieren, weil die Leute ausflippen und sich sofort beschweren würden. Der Hamburger ist zu höflich, um sich zu wehren. Aber das macht ihn auch wieder sympathisch.
In Hamburg will der Senat ja nun ein neues Stau- und Verkehrsmanagement einführen. . .
Ja, aber nur damit die Sympathiewerte der Verantwortlichen steigen. Sie ändern gar nichts, egal, wer das Sagen hat.
Im Hamburger Bürgerschaftswahlkampf 2008 traten Sie in einem Wahlwerbespot der FDP auf. Anfang 2018 sind Sie aus der Partei ausgetreten. Warum?
Ich bin befreundet mit Christian Lindner und halte ihn für einen sehr fähigen Politiker. Aber ich, wie auch viele aus meinem Bekanntenkreis, haben sich extrem darüber geärgert, dass damals die FDP nach der Bundestagswahl aus den Koalitionsverhandlungen ausgestiegen ist, und damit ihre Wählerstimmen für die FDP verloren gegangen sind. Sie fühlten sich betrogen. Und ich bin zum Beispiel anders als die FDP auch der Meinung, dass wir mehr Überwachung etwa durch Kameras brauchen. Verschiedene Dinge haben dazu geführt, dass ich heute kein FDP-Mitglied mehr bin, aber deshalb bin ich immer noch liberal. Wenn morgen Bundestagswahl wäre, wüsste ich heute noch nicht, was ich wählen sollte.
Warum sind Sie selbst nie in die Politik gegangen?
Weil man sich nur lustig machen würde. Ein Schauspieler, der politisch aktiv ist, gilt in diesem Lande gar nichts. Ich wüsste zwar nicht, warum ein Schauspieler weniger Ahnung von Politik haben sollte, als ein Chefchirurg vom UKE, aber so ist die Gesellschaft.
Machen Ihnen der bei uns und international wachsende Rechtspopulismus oder die Autokraten in Venezuela und in der Türkei eigentlich Angst?
Angst macht es mir nicht, weil ich in einem der stabilsten Länder dieser Erde lebe. Aber es schockiert mich zutiefst.
Was würden Sie als Kanzler von Deutschland sofort ändern?
Es gibt unzählige Beispiele, wie wir in Deutschland das Alter vernachlässigen. Wir haben zum Beispiel einen gravierenden Pflegenotstand. Und wir haben Rentner, die ihr Leben lang geschuftet haben und von ihrer Rente nicht einmal ihre Heizkosten bezahlen können. Das geht nicht. Alte Menschen werden in dieser Gesellschaft vergessen. Das habe ich aber auch schon vor 20 Jahren gesagt, nicht erst jetzt, wo ich selbst alt bin.
Was geben Sie Ihren Kindern mit auf den Weg?
Ich versuche, Ihnen gute Erziehung, gute Manieren und angemessene Umgangsformen beizubringen. Das ist mir wichtig.
Glauben Sie, nach vier Ehen, immer noch an die Liebe?
An die Liebe: ja!
Aber nicht mehr an die Ehe?
Ich habe immer an die Ehe geglaubt. Doch für jede Scheidung, die ich hinter mir habe, gibt es leider immer auch eine sehr gute Erklärung. Mehr möchte ich nicht dazu sagen.
Ist ein großer Altersunterschied, wie bei Ihnen und Ihrer früheren Frau Mirja, irgendwann auch ein Problem in einer Beziehung?
Natürlich, aber das wusste ich vorher. Ich würde mich im Alter nie von der Frau, die ich Liebe, pflegen lassen. Das käme für mich nie in Frage. Ein Altersunterschied von 25 Jahren ist einerseits kein Problem, wenn man jünger ist. Mit zunehmendem Alter wird das schwieriger. Andererseits gibt es auch keine Garantie dafür, dass gleichaltrige Paare ein Leben lang zusammen bleiben. Wichtig ist, dass beide sich verstehen und tolerieren.
Die Elbphilharmonie . . .
... ist akustisch ein wenig zu perfekt, klanglich zu kühl. Selbst große Musiker treten dort nicht mehr so gern auf und gehen lieber in die Laeiszhalle.
Ich kann mich ärgern. . .
... über die Fehlplanung des Verkehrs. Jeder hat heute einen Computer, aber so etwas Einfaches wie die digitale Ampelsteuerung bekommt niemand in den Griff.
Eine Schwäche von mir ist. . .
... Ungeduld.
Vorbilder. . .
... habe ich nicht. Ich kann eine Leistung bewundern, aber nicht eine Person.
Meine Stärke ist. . .
... ach, das sollen andere sagen. Eigenlob stinkt.
In Hamburg wollte ich längst mal wieder. . .
... an der Elbe spazieren gehen.
Mein Lieblingsplatz in Hamburg. . .
... ist der Elbstrand.
Ich halte mich fit mit. . .
...Sport. Ich rudere im Fitness-Studio.
Sky du Mont wurde als Marco Claudio Cayetano Neven du Mont am 20. Mai 1947 in Buenos Aires (Argentinien) als Sohn eines Deutschen und einer Britin geboren. Die Familie war in den 1930er und 1940er Jahren vor dem Nazi-Regime nach Südamerika geflüchtet. Nach dem Besuch einer Schauspielschule in München übernahm er 1971 erste Rollen am Theater und beim Fernsehen. Er wirkte danach in zahlreichen Fernseh- und Spielfilmen mit, wie „Otto – Der Film“ oder „Der Schuh des Manitu“. 2003 veröffentlichte er seinen ersten Roman mit dem Titel Prinz und Paparazzi. Sky du Mont ist als Sprecher in Werbespots und Kinotrailern zu hören. 2016 gab er nach 16 Jahren die Trennung von seiner vierten Ehefrau Mirja bekannt. Das Paar hat einen Sohn und eine Tochter.
job4u ist die regionale Plattform, wenn es um Lehren und Lernen geht. Neben dem WESER-KURIER, der Handelskammer und der Handwerkskammer Bremen machen sich hiesige Firmen für junge Leute stark.