
Die Erschließung von Gewerbegebieten erfordert viel Geduld – von der Idee über die Planung bis zur Umsetzung dauert es Jahre. Beim Gewerbegebiet Achim-West zeichnet sich ab, dass noch mehr Zeit als sonst schon üblich vergehen wird. Problem beim 90 Hektar großen Areal direkt an der A 27 am Bremer Kreuz auf niedersächsischen Gebiet: Das Projekt wird nicht aus einer Hand geplant, sondern an der Umsetzung sind mit der Stadt Achim, dem Landkreis Verden, Niedersachsen, Bremen und der Deutschen Bahn gleich mehrere Akteure beteiligt, die im Detail dann doch unterschiedliche Interessen haben.
Was die die eigentliche Idee angeht, die schon vor mehr als 20 Jahren politisch diskutiert wurde, sind sich alle Beteiligten einig: Bei Achim-West geht es nicht einfach um die Ausweisung zusätzlicher Gewerbefläche. Vielmehr ist das Vorhaben als Infrastrukturprojekt zur Verkehrsentlastung in Uphusen und am Bremer Kreuz initiiert worden. Seit Jahren bemängeln die Gewerbebetriebe am Bremer Kreuz nach wie vor Wettbewerbsnachteile durch die verkehrlichen Beeinträchtigungen.
Und wenn schon eine neue Autobahn-Anschlussstelle gebaut werden soll, dann lässt sich das auch gleich mit der Ausweisung eines neuen Gewerbegebietes kombinieren. Zumal das bestehende Gewerbegebiet „Am Bremer Kreuz“ überläuft und einige dortige Unternehmen ihre Expansionspläne in unmittelbarer Nachbarschaft umsetzen wollen. Das haben die Betriebe schon mehrfach geäußert, jüngst zu Beginn dieses Jahres. So hebt der Tierfutterhersteller Vitakraft in einem Schreiben, das an Achims Bürgermeister Rainer Ditzfeld ging, noch einmal auf die Dringlichkeit hinsichtlich der Umsetzung des Projekts ab. Die Flächenkapazitäten an den Standorten in Bremen und Niedersachsen seien ausgeschöpft, man würde sich gerne in Achim-West erweitern. „Wir präferieren unseren heutigen Standort und würden uns nur ungern einer anderen Region öffnen, die dann auch in einem anderen Bundesland liegen könnte.“
2019 hatte der Bremer Senat „aufgrund der hohen Bedeutung des Projektes in einem Beschluss dokumentiert, dass eine Beteiligung an einer gemeinsamen Entwicklungsgesellschaft, maximal zu gleichen Anteilen wie die Stadt Achim anzustreben ist“, so Kristin Viezens, Sprecherin im Wirtschaftsressort. Dabei sei anzustreben, das neu entstehende Gewerbegebiet Achim-West gemeinsam zu vermarkten und entsprechende Erträge gemeinsam für die Projektpartner zu generieren.
Warum das Projekt trotzdem nicht vorankommt? Aus Achimer Sicht scheint das eindeutig zu sein: Man stehe kurz vor dem Abschluss, man sei sich aber noch nicht handelseinig, was die Rückführung der Mittel an Bremen betreffe, hatte Projektleiter Bernd Kettenburg für die Achimer Stadtverwaltung die Situation Anfang dieses Jahres dargestellt.
Es geht dabei darum, auf welchem Wege die Investitionen zurückgeführt werden. Die Kalkulation fußt darauf, dass die 90 Hektar Gewerbefläche für insgesamt 63 Millionen Euro veräußert werden können, das Land sich mit 30 Millionen Euro beteiligt, die Bahn mit 1,3 Millionen Euro und der Landkreis Verden mit knapp zwei Millionen Euro. Laut Stadtverwaltung würden von den inzwischen auf 150 Millionen Euro kalkulierten Gesamtprojektkosten 97 Millionen Euro durch Beiträge Dritter und Vermarktungserlöse der gewerblichen Grundstücke getragen. Klar ist demnach, dass Achim und Bremen nur die Netto-Erträge teilen dürfen, unklar ist, zu welchen Teilen sie das tun und über welchen Zeitraum. Dass Bremen Geld, das es auf niedersächsischem Grund investiert, wieder reinbekommen will, ist für die Stadt Achim insgesamt unstrittig.
Sollten die prognostizierten Kosten am Ende Bestand haben, würde im Best Case-Szenario dieses Infrastrukturprojekt für Achim erst 2040 rentabel sein. Würde Bremen, wie aktuell von ihr angestrebt, eine dauerhafte Beteiligung an den Gewerbesteuereinnahmen erwirken, wäre das Projekt für Achim laut seinem Kämmerer erst im Jahr 2058 rentabel. Das will man in Achim natürlich nicht, zumal aus Achimer Sicht die Bremer offenbar die positiven Effekte aus der Wertschöpfungskette ausblenden: Diese hat die Interessengemeinschaft Industrie- und Gewerbegebiet Bremer Kreuz in ihrem Schreiben an die Bürgermeister mit etwa 503 Millionen bis 1,06 Milliarden Euro für Bremen beziffert.
Das Kooperationsprojekt werde vom Bremer Senat auf jeden Fall als Leuchtturmprojekt bewertet und „gemeinsam von den Städten Bremen und Achim vorangetrieben“, so Kristin Viezens. Das Projekt Achim-West biete Entwicklungsmöglichkeiten für die gesamte Region, die neben erheblichen wirtschaftlichen Potenzialen auch verkehrliche Verbesserungen mit sich bringen werde.
Aufgrund der umfangreichen Infrastrukturmaßnahmen handele es sich um ein sehr komplexes Unterfangen, heißt es von Bremer Seite. Die Landesgrenzen überschreitende Kooperation befördere die Komplexität. „Vor diesem Hintergrund hat der Senat das Wirtschaftsressort im vergangenen Jahr gebeten, in Abstimmung mit dem Verkehrs-, Bau- sowie Finanzressort und der Senatskanzlei, die weitere konkrete Ausgestaltung einer Beteiligung Bremens fortzuführen“, so Kristin Viezens. Dies umfasse die Prüfung einer gesellschaftsrechtlichen Beteiligung der Stadt Bremen an der bereits bestehenden Achim-West Entwicklungsgesellschaft mbH. Wann es zu Vertragsunterzeichnungen kommt? Eine konkrete Antwort ließ das Wirtschaftsressort offen: Die Verträge zwischen den Kooperationspartnern seien aber weitestgehend finalisiert.
Geht es nach der Grünen-Fraktion im Verdener Kreistag und der Bürgerinitiative Uphusen dann sollten die Verhandlungen schnell abgeschlossen werden, mit dem Ergebnis Achim-West zu beerdigen: Achim-West sei kein Beitrag zum Klimaschutz, sondern führe zu einem zu hohen Flächenverbrauch und zu keiner Verkehrsentlastung.
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was auf den tisch kommt.
und wer greift vorher ins regal ?
de muddi ...