
An diesem Donnerstag ist Weiberfastnacht, doch keiner soll feiern gehen. In der Karnevalshochburg Köln herrscht über die tollen Tage draußen ein striktes Alkoholverbot. Und ohnehin sind Kneipen, Bars und Restaurants aufgrund des Lockdowns geschlossen. Für die Wirte, Brauer und Getränkehändler in der Stadt am Rhein, aber auch bundesweit, wird das zunehmend zum Problem. Es sind nicht nur die Umsatzeinbußen. Je länger der Lockdown dauert, desto mehr droht beim eingelagerten Bier, dass die Fässer das Mindeshaltbarkeitsdatum überschreiten.
„Das ist der Alptraum“, sagt der Chef der Düsseldorfer Hausbrauerei „Füchschen“, Peter König. Bis zu 3000 Liter Altbier, das im Oktober abgefüllt wurde, werde er entsorgen müssen. „Das tut weh“, sagt König, der vor 20 Jahren Düsseldorfs Karnevalsprinz war. Ihm falle es schwer, im Geschäft zu sein, die Ruhe zu ertragen. Seine Kneipe befindet sich mitten in der Düsseldorfer Altstadt – an der als „längsten Theke der Welt“ bekannten Kneipenmeile.
Besonders Brauer, die auf den Ausschank und Feste ausgerichtet sind, müssten Bier im großen Stil vernichten, sagt der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Brauer-Bundes, Holger Eichele. Millionenwerte werden nach seinen Worten „in den Gully gekippt“. Weil Kneipen und Restaurants geschlossen sind und keine Großveranstaltungen über die Bühne gehen können, ist in den Fassbierabfüllungen der Brauereien das Licht aus. Großhändler bringen Fassbier zum Vernichten in die Brauerei zurück. „Das findet zurzeit überall in Deutschland statt“, sagt der Herausgeber des Branchenmagazins „Inside“, Niklas Other.
Haltbarkeitsdauer sowie Dauer des Lockdowns sind Faktoren, die auch in Deutschland eine Rolle spielen. Wie groß die vernichtete Menge ist, lässt sich laut Brauer-Bund nicht genau abschätzen. „Nicht alles Bier, das bisher zurückgeliefert wurde, musste vernichtet werden, und nicht alles Bier, das nicht getrunken wurde, wurde auch gebraut“, sagt Eichele. Brauer, Großhändler und Wirte seien vor dem zweiten Lockdown ab November zwar vorsichtig gewesen, erklärt Branchenexperte Other. „Bis zum erhofften Ende des Lockdowns im Frühling werden es in Deutschland trotzdem einige Hunderttausend Hektoliter sein.“
Die Großbrauerei Veltins hat im ersten, kürzeren Lockdown eigenen Angaben zufolge so gut wie kein Bier vernichten müssen. Nun geht das Unternehmen davon aus, dass es ein paar Tausend Liter sein werden. Auch der Kölner Brauerei-Verband berichtet, dass die Branche nach dem ersten Lockdown die Absatzmengen vorsichtiger kalkuliert habe. „Das Problem ist die Ungewissheit, wie lange das dauert“, sagt Geschäftsführer Christian Kerner. Er ergänzt: „Der Karneval als Faktor, gerade jetzt im Januar und im Februar, fällt komplett weg. Das ist enorm.“ Die Wirte dürfen kein abgelaufenes Bier verkaufen. Doch eigentlich ist es über das Mindesthaltbarkeitsdatum hinaus noch genießbar – vor allem, wenn es die ganze Zeit kühl und dunkel gelagert wurde. Über die Monate könne der Hopfengeschmack nachlassen.
Heineken streicht Tausende Stellen
Der niederländische Braukonzern Heineken will laut Medienberichten bis 2023 weltweit 8000 Arbeitsplätze abbauen. So will die Nummer Zwei nach AB Inbev zwei Milliarden Euro einsparen. Als Grund nannte der Konzern bei der Vorstellung der Jahresbilanz. 2020 sei ein „noch nie dagewesenes Jahr des Umbruchs“ gewesen“, wird Firmenchef Dolf van den Brink zitiert. So verbuchte Heineken den Angaben zufolge im vergangenen Jahr einen Nettoverlust von 204 Millionen Euro. 2019 gab es noch einen Gewinn von 2,1 Milliarden Euro.
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