
Was Digitalisierung angeht, hinkt Deutschland im europäischen Vergleich einigen Nachbarländern hinterher. Da behördliche Wege bekanntermaßen lang und mühsam sind, ist es auch um die Verwaltung in Bremen nicht gut bestellt.
„Von Datenautobahnen und papierlosen Büros ist die Bremische Bürgerschaft noch etwas entfernt“, sagte Carl Kau, ehemaliges Mitglied der CDU-Fraktion. Er begrüßte die Gäste am Dienstagabend zur Diskussionsveranstaltung im Festsaal der Bürgerschaft. Das Hamburgische Weltwirtschaftsforum (HWWI) hatte dazu gemeinsam mit der Jacobs University eingeladen. Das Thema des Abends war E-Government. Dahinter steht das Vorhaben, die Prozesse der öffentlichen Verwaltung moderner und digitaler zu gestalten.
Isabel Sünner vom HWWI erklärte in ihrem Vortrag, wo Europa im Hinblick auf E-Government steht. „Digitalisierung ist keine Lösung für Bürokratie, sondern nur ein Werkzeug“, betonte Oliver Berthod, Professor für Organisation und Management an der Jacobs University. Digitalisierung werde vor allem von der Privatwirtschaft vorangetrieben, da Verwaltungen keinen Konkurrenzdruck hätten. Anschließend diskutierten Experten die Frage, wie weit die staatlichen Verwaltungen auf die Erfordernisse der Digitalisierung vorbereitet sind. Auf dem Podium saßen Daniel Denker, Gründer des Practax Instituts Oldenburg, Carsten Meyer-Heder, Geschäftsführer von Team Neusta und Spitzenkandidat der CDU für die bremische Bürgerschaftswahl 2019, Finanzsenatorin Karoline Linnert (Grüne) sowie HWWI-Direktor Henning Vöpel. Offen zeigten sie sich auch für die Fragen aus dem Publikum. Moderiert wurde die Veranstaltung von Philipp Jaklin, Leiter des Wirtschaftsressorts des WESER-KURIER.
„Ich glaube, dass Bremen viel tut“, sagte Meyer-Heder. Aber Länder wie Estland seien beim Thema Digitalisierung schon viel weiter. Denker stimmte ihm zu: Viele Start-ups würden aufgrund der Bürokratie nicht mehr in Deutschland gründen wollen. „In Estland dauert eine Gründung 18 Minuten“, sagte er. Linnert widersprach: Anders als Bremen sei Estland zentralisiert und habe ein ganz anderes Rechtssystem.
job4u ist die regionale Plattform, wenn es um Lehren und Lernen geht. Neben dem WESER-KURIER, der Handelskammer und der Handwerkskammer Bremen machen sich hiesige Firmen für junge Leute stark.