
Manches erinnert an Microsoft und Tesla: Zwei junge Münchner Garagenbastler wollen ein neues Elektroauto auf den Markt bringen. Bemühungen wie diese gibt es einige, doch der Sion besticht mit einem besonderen Feature. Er kann durch Solarstrom – in Grenzen – kostenlos fahren. Das Fahrzeug, das kein normales Elektro-, sondern ein Solarauto ist, soll ab Ende 2019 zu kaufen sein.
Die Idee liegt nahe und ist nicht neu: Solarzellen auf der Karosserie sollen die Batterie nachladen, wenn die Sonne scheint. Doch bisher hat nur ein japanischer Hersteller einen zaghaften Versuch in diese Richtung unternommen. Bei den großen Autobauern heißt es bisher: nette Idee, aber kaum umsetzbar. Das bisschen Strom, das über die Solarzellen auf dem Auto produziert wird, reiche gerade einmal für das Radio oder die Innenraumbeleuchtung.
Man muss nicht alles glauben, auch wenn es von hoch bezahlten Ingenieuren kommt, meinten zwei Teenager und begannen vor wenigen Jahren, in der elterlichen Garage an einem Renault Twingo herumzubasteln. Heute sind Elektroingenieur Laurin Hahn (24) und Computerfachmann Jona Christians (25) zusammen mit Navina Pernsteiner (30) hoffnungsvolle Gründer eines noch hoffnungsvolleren Start-up-Unternehmens namens Sono Motors. Und die Firma kann wesentlich mehr vorweisen als ein paar kühne und klimapolitisch korrekte Ideen und Pläne: Es existieren Prototypen des Sions, die bereits für Probefahrten auf Tournee waren. Zudem haben sich die Gründer unter anderem die Dienste eines veritablen Automanagers gesichert: Thomas Hausch (52), bis Ende 2017 Nissans Europa-Geschäftsführer, wird als Vorstand dafür sorgen, dass Vertrieb und Verkauf in die Gänge kommen. Der Einstieg Hauschs in das „Weltverbesserer-Start-up“, wie das „Manager Magazin“ schrieb, sorgte in der Fachwelt für einiges Aufsehen.
Für den Sion liegen bereits 6000 Bestellungen vor, die jeweils mit 500 bis 16.000 Euro hinterlegt sind. Mit dem Kapital von 100 Millionen Euro wollen die Münchener im kommenden Jahr Nägel mit Köpfen machen: Ein nicht genannter Partner soll das Auto im Auftrag produzieren. Ziel für die erste Auflage: 260.000 Einheiten über acht Jahre.
Was Hahn und Christians ihren Kunden versprechen, klingt zunächst ein wenig zu schön, um wahr zu sein. Auch Automobilwirtschaftsexperte Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen sagt ihnen einen steinigen Weg voraus: „Das wird kein Sonntagsspaziergang.“ Vor allem deshalb, weil die großen Automobilbauer mit ihren milliardenschweren Forschungs- und Entwicklungsbudgets nun voll in die E-Auto-Entwicklung eingestiegen seien. Die Zeit der Pioniere sei vorbei, meint er. Und 6000 bestellte Einheiten seien im Automobilgeschäft eigentlich nichts.
Immerhin gibt Dudenhöffer dem Start-up-Unternehmen eine Chance. Ihr Plan, im Auftrag fertigen zu lassen und möglichst wenig neu zu entwickeln, sei gut. Die Macher des Sions wollen sich ungeniert bei allen möglichen Zulieferern bedienen und auf teure Eigenentwicklungen verzichten. Außenspiegel, Sitze, Lenkung – wo es nicht erforderlich ist, wird das Rad nicht neu erfunden.
Das rein elektrisch betriebene Auto ist kein rollender Verzicht, erinnert etwas an einen Kompaktvan und bietet Platz für bis zu fünf Personen plus Gepäck. Seine Besonderheit sind die Solarzellen, mit denen knapp acht Quadratmeter der Karosserie bestückt sind. Sie sollen laut Theorie die Batterie so weit aufladen, dass man den Sion maximal 30 Kilometer zum Nulltarif bewegen kann. Genug für die meisten Pendelfahrten zum Job. Das ist freilich ein Maximalwert. Im dunklen Winter sinkt die Ausbeute stark, sodass die Unternehmer für Dezember einen Wert von nur vier Kilometern mit reinem Sonnenstrom angeben. Selbstverständlich ist der Sion auch an Schnellladestationen oder der heimischen Steckdose aufladbar. Seine Reichweite mit vollem Akku wird mit mehr als 250 Kilometern angegeben.
Die Herzen der umweltfreundlich denkenden Autofahrergemeinde möchten die Gründer auch über den Geldbeutel erobern – besser gesagt, mit dessen Schonung: Der Preis soll bei nicht mehr als 16 000 Euro liegen. Dazu kommt allerdings noch der Akku für etwa 4000 Euro.
Sono Motors legt Wert auf die Feststellung, dass man ein Mobilitätsunternehmen sei, kein Autobauer. Mit ihrem Wagen wollen die Münchener das Teilen pushen – nicht nur für das Auto selbst, sondern auch für Fahrten und den erzeugten Strom. Die Welt, heißt es, brauche nicht mehr, sondern weniger Autos. Der Sion soll zudem einen Beitrag leisten, um das Problem der Stromspeicherung zu lösen. Wird das Auto nicht gebraucht, kann es als Speicher für überschüssigen Strom aus erneuerbaren Energien dienen. Steckdosen im Auto machen es zudem zu einer Art Powerbank, mit der beispielsweise auch andere E-Fahrzeuge geladen werden können. Als Gag hat man sich einen Luftfilter aus Moos einfallen lassen, der den Feinstaub aus der Luft holt.
Manches erinnert an Microsoft und Tesla: Zwei junge Münchener Garagenbastler wollen ein neues Elektroauto auf den Markt bringen. Bemühungen wie diese gibt es einige, doch der Sion, besticht mit einem besonderen Feature: Er soll durch Solarstrom völlig kostenlos fahren können – in Grenzen. Das Fahrzeug, das kein normales Elektro-, sondern ein Solarauto ist, soll ab Ende 2019 zu kaufen sein.
job4u ist die regionale Plattform, wenn es um Lehren und Lernen geht. Neben dem WESER-KURIER, der Handelskammer und der Handwerkskammer Bremen machen sich hiesige Firmen für junge Leute stark.