
Vor uns liegt der Hafen von Santo Tomás in Guatemala. Chefoffizier Jovan hatte versprochen, mich rechtzeitig zu wecken. Das tat er auch. Ursprünglich sollte die „CFS Panjang“ gegen vier Uhr einlaufen, nun ist es sieben Uhr nach jamaikanischer Zeit. Guatemala liegt nochmals eine Stunde zurück – sieben Stunden gegenüber Bremen.
Bei Sonnenaufgang gehe ich nach oben an die frische Luft. Deckkadett Emre steht an der Reling und genießt die Einfahrt in den Hafen. Der 22-Jährige kommt zum ersten Mal nach Guatemala – für ihn ist es zudem das erste Mal, so lang von Zuhause weg zu sein. Entsprechend mache sich seine Mutter Sorgen, sagt er. Derweil sitzt Schiffsingenieur Sergiy in der Offiziersmesse. Sein Handy hat sich bereits in das örtliche Netz eingeklinkt, er ruft seine Familie an. Das will auch Emre tun.
Als der Lotse an Bord kommt, hat sich Kapitän Cristian seine Uniform angezogen. Steuern der Kapitän und die Offiziere das Schiff auf dem Meer, besteht kein Uniformzwang. Bei den karibischen Temperaturen geht die Arbeit auf der Brücke auch in kurzen Hosen gut von der Hand. An der Kaimauer braucht es das geübte Augenmaß des Kapitäns, um in die Lücke zwischen den zwei anderen Containerschiffen zu manövrieren.
Zuletzt war ich vor 20 Jahren für einen Spanischkurs in Guatemala. Damals war ich etwa im gleichen Alter wie Emre heute, und noch nie war ich allein so weit weg von meiner Heimat. Emre berichte ich, dass man in Guatemala Papayas, Ananas und guten Kaffee zu erschwinglichen Preisen kaufen kann. Doch er gehört zu denjenigen, die an Bord bleiben müssen. Nach dem Anlegen kommen neun Guatemalteken an Bord. Sie sind von der Hafen- und der Immigrationsbehörde sowie vom Zoll.
Ich verlasse das Schiff mit meinem Crewpass. Ein Reisepass ist nicht notwendig, der bleibt beim Kapitän. Ansonsten wäre er auch binnen weniger Wochen vollgestempelt. Vielmehr hinterlegt der erste Seemann, der von Bord geht, am Eingang zum Hafen die Crewliste. So können die Sicherheitsbeamten die Namen abgleichen.
Gegen neun Uhr erreiche ich die Hauptstraße von Santo Tomás. Vor einem Geldautomaten steht ein militärisch gekleideter Aufpasser mit Pumpgun. Gut beschützt ziehe ich einige Quetzal, die Währung Guatemalas, die nach dem Nationalvogel des Landes benannt ist. Im Supermarkt kaufe ich mir eine frische Papaya und eine Ananas sowie ein kleines Paket Kaffee. Auf dem Rückweg bereiten zwei Frauen an einer Straßenecke mexikanische Fladenbrote vor. Sie schenken mir einen Fladen, als ich danach frage, was einer kostet. So komme ich mit der jüngeren ins Gespräch. Sie fragt mich, ob ich verheiratet bin. Danke, aber gegen zwölf Uhr sollen alle wieder an Bord sein. Für eine Hochzeit ist zu wenig Zeit.
Zurück an Bord stelle ich mich an die Gangway, um das Treiben am Kai zu beobachten. Das Laden der Container übernimmt die örtliche Terminalgesellschaft. Containerkräne, wie sie aus Bremerhaven bekannt sind, gibt es dort nicht, sondern Stückgutkräne. Damit lassen sich die Container zwar schnell vom Schiff holen. Aber das Beladen dauert länger, weil die Container nicht so passgenau aufgesetzt werden können. Dann ist da wieder diese Hitze, wie ich sie von meinem ersten Aufenthalt in Guatemala bereits kenne. Allein das Herumstehen regt die Schweißproduktion an. Deshalb zieht es mich nach dem Ablegen in die von der Klimaanlage wohltemperierte Kabine. Es geht weiter nach Belize.
Gegen 20.30 Uhr ist nicht mehr auszumachen, in welche Richtung das Schiff schwankt. Mir kommt es so vor, als ob es alle Richtungen sind. Die Konstruktion des Zweiten Offiziers, die die Neigung des Schiffes anzeigen soll, scheppert unkontrolliert gegen die Kabinenwand. Es schwankt so stark, dass meine Einkäufe aus Santo Tomás vom Kühlschrank heruntergefallen sind. Nun liegt Kaffeepulver auf dem Teppichboden. Zwar riecht das gut, aber ich bin angehalten, in meiner Kabine für Ordnung zu sorgen. Ich besorge mir einen Staubsauger.
|
job4u ist die regionale Plattform, wenn es um Lehren und Lernen geht. Neben dem WESER-KURIER, der Handelskammer und der Handwerkskammer Bremen machen sich hiesige Firmen für junge Leute stark.
die seute deern wurde schon lange vorher 'abgewrackt'.
was jetzt kommt, ist leichenfledderei.