
Bei Luxusjachten rechnet man nach einer Faustregel mit rund einer Million Euro Baukosten pro Meter Rumpflänge. Für Kriegsschiffe, gefertigt aus den neuesten Werkstoffen und vollgestopft mit Hightech, kann man locker das Dreifache veranschlagen. Beim Segelschulschiff „Gorch Fock“, Baujahr 1958 und keine 90 Meter lang, ist man nun alleine für die Überholung bei 135 Millionen Euro angelangt – und ein Ende dieser Irrfahrt scheint nicht absehbar. Nun hat auch noch die Werft in Elsfleth schwer Schlagseite.
Da darf der brave Steuerzahler schon ein paar Grundsatzfragen stellen. Müsste nicht das ganze Controlling bei der Bundeswehr mal von Grund auf überholt werden? Und wozu braucht man im Zeitalter hoch technisierter Stealth-Fregatten überhaupt noch Segelschulschiffe? Angehenden Panzerkommandeuren wird ja auch nicht erst einmal Reitunterricht erteilt, damit sie Kürassier-Attacken üben, bevor sie endlich in einen Leopard-II klettern.
Doch wenn es um Militär und Tradition geht, verlässt man das sichere Terrain nüchterner Erwägungen, wo Reichweite, Bewaffnung oder Durchhaltefähigkeit zählen. Traditionen werden mit schwer fassbaren Begriffen wie Gemeinschaftserlebnis, Kameradschaft, Charakterbildung begründet. Ohne Zweifel sind die wichtig, gerade im Soldatenberuf. Aber müssen deshalb künftige Marine-Offiziere in die Wanten eines betagten Dreimasters steigen?
Die US-Marine und die Royal Navy kommen ohne solche Extravaganzen aus. Lediglich die US-Küstenwache hält sich noch einen Großsegler, die „Eagle“. Sie ist ein wesentlich älteres Schwesterschiff der aktuellen „Gorch Fock“. 2014 wurde sie für 25 Millionen Dollar grundüberholt, im April kommt sie nach Kiel. So kann es also auch gehen, und dann ist gegen Traditionspflege nichts zu sagen. Das „Gorch Fock“-Desaster lässt sich jedoch nur beenden, indem man die Reste entweder abwrackt oder an einen Enthusiasten verkauft. Alles andere ist Verschwendung.
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was auf den tisch kommt.
und wer greift vorher ins regal ?
de muddi ...