Suizidgedanken niedergeschrieben Ermittler entdecken 18-seitigen Brief von Jens R.

Der Amokfahrer von Münster ist nach Angaben der Polizei bereits mit suizidalen Gedanken aufgefallen. Der 48-Jährige hat diese in einem langen Schreiben festgehalten haben.
08.04.2018, 18:22 Uhr
Lesedauer: 2 Min
Zur Merkliste

Der Amokfahrer von Münster ist nach Angaben der Polizei bereits mit Suizid-Gedanken aufgefallen, er war zudem in Kontakt mit dem Gesundheitsamt in Münster. Der 48-Jährige habe sich Ende März mit einer E-Mail unter anderem an einen Nachbarn gewandt, teilte die Polizei am Sonntag mit. "Aus dem Inhalt ergaben sich vage Hinweise auf suizidale Gedanken, aber keinerlei Anhaltspunkte für die Gefährdung anderer Personen."

Nach Informationen von WDR, NDR und "Süddeutscher Zeitung" soll der Mann in dem Schreiben an Bekannte aufgearbeitet haben, was in seinem Leben schiefgelaufen sei und wer daran Schuld trage. In der Wohnung des 48-Jährigen im sächsischen Pirna sei außerdem ein älteres, 18-seitiges Schreiben entdeckt worden. Darin verarbeite der spätere Amokfahrer Kindheitserlebnisse und frühe, von ihm als demütigend empfundene Erfahrungen. Dazu zählten laut WDR, NDR und "Süddeutscher Zeitung" gravierende Problemen mit seinen Eltern, Schuldkomplexe, nervliche Zerrüttung und wiederkehrende psychische Zusammenbrüche.

Die Polizei bestätigte den Fund des Schreibens nicht. Sie teilte aber mit, dass Polizisten wegen der Mail die Wohnungen des Mannes in Sachsen und Münster aufgesucht, den Mann aber nicht angetroffen hätten. Es sei nun wichtig, "ein möglichst umfassendes Bild über das Verhalten des Täters in den Vorwochen zu erhalten". So hofften die Ermittler auf eine Spur bei der Suche nach einem Motiv für die Tat.

Nach Recherchen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ wollte sich der Amokfahrer schon einmal das Leben nehmen. Ende März mailt der Münsteraner Amokfahrer Jens Alexander R. einen Abschiedsbrief an Freunde und Angehörige. Doch der Suizidversuch misslingt, beim psychisch-sozialen Dienst der Universitätsstadt ist er seither als Patient aktenkundig. Finanziell scheint Jens R. keine Probleme gehabt zu haben. Immerhin besaß er vier Autos, die Bonität des Industriedesigners bewerten Wirtschaftsdienste positiv. Nach dpa-Informationen stammt der Mann aus dem sauerländischen Olsberg und wuchs in Brilon auf.

Bei der Amokfahrt waren am Samstagnachmittag insgesamt drei Menschen ums Leben gekommen, darunter der Fahrer, der sich nach der Tat erschoss. Dabei besaß der Mann keinen eigenen Waffenschein. "Es war keine ordnungsgemäß erworbene Waffe", sagte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) am Montagmorgen dem Sender WDR 5. Im Campingbus hatten Ermittler neben der Tatwaffe auch eine Schreckschusspistole und rund ein Dutzend sogenannter Polenböller gefunden. Etwa 20 Menschen wurden bei der Tat verletzt, drei Verletzte schweben weiter in Lebensgefahr.

(dpa/berger/spilcker)

Jetzt sichern: Wir schenken Ihnen 1 Monat WK+! Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Einwilligung und Werberichtlinie

Ich erkläre mich damit einverstanden, dass die von mir angegebenen Daten dazu genutzt werden, regelmäßig per E-Mail redaktionelle Inhalte des WESER-KURIER seitens der Chefredaktion zu erhalten. Die Daten werden nicht an Dritte weitergegeben. Ich kann diese Einwilligung jederzeit formlos mit Wirkung für die Zukunft widerrufen, z.B. per E-Mail an widerruf@weser-kurier.de.
Weitere Informationen nach Art. 13 finden Sie unter https://www.weser-kurier.de/datenschutz

Schließen

Das Beste mit WK+