Jahrelang haben die "Revolutionären 1. Mai-Demos" in Hamburg zu Krawallen geführt - auch wenn es die letzten Male deutlich ruhiger zuging. Im Jahr nach den schweren Ausschreitungen rund um den G20-Gipfel in der Hansestadt ist die Demonstration der extremen Linken an diesem Dienstag dennoch etwas Besonderes.
"Leider befinden sich weite Teile der Zivilgesellschaft immer noch in einem Distanzierungsmodus", sagt Halil Simsek. Er ist Anmelder des Demonstrationszuges, der in diesem Jahr vom Hauptbahnhof nach Wandsbek führen soll. Im Interview mit der "Jungen Welt" spricht er über die Spätfolgen der gewaltsamen Krawalle rund um den G20-Gipfel im vergangenen Juli und einer daraus resultierenden "Schockstarre", die sich aber auch "irgendwann wieder lösen" werde.
Auch die Hamburger Polizei spannt den Bogen von G20 zum 1. Mai: "Die Gewalteskalation bei G20 hat die linke Szene Unterstützung gekostet", meint Sprecher Timo Zill. Eine erneute Eskalation wäre da wohl nicht hilfreich. "Auch deshalb gehen wir von einem gleichermaßen friedlichen Verlauf der Demonstration wie im letzten Jahr aus."
Simsek vertritt als Sprecher den Roten Aufbau, der vom Hamburger Verfassungsschutz als "gewaltorientierte Gruppierung" eingeschätzt wird. Dort sieht man das mit der Gewalt und ihren Ursachen naturgemäß anders: "Letztes Jahr sind wir seit vielen Jahren zum ersten Mal nicht von der Polizei angegriffen worden und konnten unsere Route zu Ende laufen. Dies hoffen wir in diesem Jahr zu wiederholen, um unsere politischen Inhalte in den Vordergrund zu stellen", sagt Simsek.
Er hofft am Dienstag auf über 3000 Teilnehmer, mehr als im vergangenen Jahr kurz vor dem G20-Gipfel, der "schon ein starker Mobilisierungsfaktor" gewesen sei. Angemeldet hat er in diesem Jahr laut Polizei 1500 Teilnehmer. "Wir gehen mit einer professionellen Gelassenheit in den Einsatz, werden die Demonstration aber mit den nötigen Kräften begleiten", sagt Zill.
Ein wachsames Auge werde die Polizei auch auf "gewaltbereite Partytouristen" haben. Die hatten auch bei den G20-Ausschreitungen im Juli im Schanzenviertel kräftig mitgemischt.
Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) hat zu friedlichen Demonstrationen rund um den 1. Mai aufgerufen. Der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft, Oliver Malchow, erklärte am Sonntag, Zehntausende Kollegen würden "mit Besonnenheit und Augenmaß" dafür sorgen, dass Gewalt gegen Menschen und Sachen verhindert, zugleich aber das Demonstrationsgeschehen nicht unnötig eingeschränkt werde. Gewalttätern sollte jedoch klar sein, dass die Einsatzkräfte konsequent gegen jegliche Ausschreitungen vorgehen werden. (dpa)