Um Schutzmaßnahmen bei einem möglichen Chemie-Unfall zu trainieren, hat auf der ostfriesischen Insel Wangerooge am Freitag eine Großübung begonnen. Rund 130 Einsatzkräfte von Feuerwehren, Technischem Hilfswerk (THW), Rettungsdiensten und Küstenschutz üben bis Sonntag den Ernstfall und setzen dafür auch schweres Gerät ein, wie das Havariekommando mit Sitz in Cuxhaven mitteilte.
Das Übungsszenario sieht ein Schiffsunglück vor Wangerooge vor, bei dem verpackte, aber möglicherweise giftige Chemikalien an den Nordost-Strand gespült werden. „Geübt wird vor allem das Auffinden, Bestimmen und Beseitigen der Gefahrstoffe“, teilte das Havariekommando mit, das die Übung leitet. Aber auch die Organisation, die Logistik und das Zusammenspiel verschiedener Behörden soll trainiert werden. Im Ernstfall würde auch das Havariekommando die Gesamteinsatzleitung und die Koordinierung der verschiedenen Kräfte übernehmen.
Bereits am Donnerstag waren Ketten- und Spezialfahrzeuge mit Frachtern auf die Nordseeinsel gebracht worden. Darunter etwa Kettenfahrzeuge vom Typ Hägglund, die in Jever und Wittmund stationiert sind sowie ein Erkundungsfahrzeug aus Cuxhaven. Auch die Ölbekämpfungs- und Transportschiffe „Leyhörn“ und „Leysand“ des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) sind an der Übung beteiligt.
Das Havariekommando führt nach eigenen Angaben jährlich mehr als 100 Übungen in unterschiedlicher Größe und Ausrichtung an der deutschen Nord- und Ostseeküste durch. Die Übung auf Wangerooge ist demnach aber die erste Großübung zur Chemikalienunfallbekämpfung an Ufern, Stränden und im Watt. Größere Übungen zur Bekämpfung von Ölunfällen gibt es alle zwei Jahre. Die Landeswasserbehörden proben den Ernstfall darüber hinaus noch mit eigenen, kleineren Übungen.
Wangerooges Bürgermeister Marcel Fangohr (parteilos), begrüßte in einer Mitteilung, dass die Übung auf der Insel stattfindet. „Bisher ist Wangerooge in Bezug auf Havarien immer glimpflich davongekommen, aber insbesondere die Nähe zu den drei großen Schifffahrtswegen erhöht das Risiko für unsere Insel“, sagte Fangohr. „In der Vergangenheit hat sich bereits auf anderen Inseln gezeigt, dass bei Havarien Schadstoffe an den Strand gespült wurden und eine schnelle Reaktion zwingend erforderlich ist.“
Auch vor Wangerooge hatte es in den vergangenen Jahren Havarien gegeben, sie liefen aber glimpflich ab. Im vergangenen Jahr fuhr etwa das 400 Meter lange Containerschiff „Mumbai Maersk“ vor der Nordseeinsel auf Grund und musste mühsam freigeschleppt werden.