
Süßigkeiten, Zigaretten oder Alkohol – in der Fastenzeit verzichten viele Menschen auf Genussmittel. Beim Katholischen Gemeindeverband Bremen geht man in diesem Jahr einen Schritt weiter – und verzichtet mit mehreren Jugendlichen und jungen Erwachsenen für sieben Wochen auf Plastik. "Unsere FSJlerin hatte die Idee, auf Plastik zu verzichten und das haben wir dann in ein Projekt umgewandelt", erzählt Fabienne Torst, Jugendbildungsreferentin beim Gemeindeverband. Jeden Freitag bieten Torst, ihre Kollegin Monica Merkel und die Freiwilligendienstlerin Franziska Neumann unterschiedliche Kurse für Jugendliche an, um auf den Plastikkonsum aufmerksam zu machen - am kommenden Freitag findet die Veranstaltungsreihe ein vorläufiges Ende.
Ein Vortrag der Umweltorganisation Sea Shepard über Plastikmüll in den Weltmeeren, ein Besuch in einem Unverpackt-Laden oder auch das Häkeln von eigenen Einkaufsnetzen stand auf dem Programm. Und das kam gut an, denn bis zu 20 Jugendliche kamen zu den wöchentlichen Kursen. „Das Thema ist nicht zuletzt durch die Fridays-for-Future-Demonstrationen in den Köpfen“, sagt Torst. Und es werde zunehmend präsenter. „Es melden sich ganz viele Jugendliche bei uns und fragen nach, wie sie Plastik vermeiden können“, erzählt die Jugendbildungsreferentin. Auch im Bekanntenkreis habe man mit dem Projekt für Aufsehen gesorgt. Sie werde mit Nachrichten von Freunden bombardiert, die ihr Tipps für das Projekt schicken, berichtet Torst. „Ich habe eine Freundin, die absoluter Konsummensch ist. Jetzt schickt sie mir immer Nachrichten, wo sie Plastik gespart hat“, freut sich Monica Merkel. Bei Einkäufen auf dem Wochenmarkt sei sie von anderen Kunden auf ihre selbst gehäkelten Obstnetze angesprochen worden, berichtet Fabienne Torst.
Dass der Verzicht auf Plastik aber gar nicht so leicht fällt, mussten auch die drei Organisatorinnen feststellen. „Wenn man mit einem anderen Blick durch einen Supermarkt geht, fällt einem erst auf, wie viel Plastik es dort gibt. Dann ist es wichtig, dass man aus seiner Bequemlichkeit rauskommt“, sagt Torst. Sie habe gemerkt, dass sie dadurch in den vergangenen Wochen viel weniger Fleisch aber dafür mehr Obst und Gemüse gegessen habe. Vor ganz anderen Problemen stand Franziska Neumann: „Meine Familie hat beim Plastikverzicht nicht mitgemacht, dadurch musste ich viel mehr planen.“ Auch sie habe das Essen umstellen müssen. „Kleine Snacks zwischendurch gehen nicht mehr, weil die immer in Plastik verpackt sind. Ich musste viel mehr gucken, dass ich jetzt richtig esse“, erzählt die FSJlerin. Bei allen dreien habe sich aber mittlerweile was verändert. „Man geht mit anderen Augen durch die Stadt. Müll fällt einem sofort auf oder auch Menschen, die Plastikdeckel auf ihrem Kaffee-Becher haben“, erzählt Monica Merkel.
Mit einem Aktionsabend, in dem feste Seife hergestellt wird, endet am Freitag das Plastikfasten für die drei Organisatorinnen und die Jugendlichen. Aber auch danach soll der Plastikverzicht weitergehen. „Es ist eine Gewohnheitssache, aber man achtet auch mehr auf Qualität und merkt, dass es einem nicht schadet“, findet Fabienne Torst. Gerade im Alltag sei die Umstellung einfach und schnell. Auch bei Veranstaltungen im Gemeindeverband habe man schon etwas geändert. Getränke gibt es aus der Glasflasche, statt Keksen gibt es frisches Obst. „Natürlich muss man kreativ sein, aber bislang hat sich noch niemand darüber beschwert“, sagt Torst mit einem Grinsen. Und auch für die Jugendlichen soll es weiterhin Angebote von der Kirche geben. „Die Jugendlichen fragen viel und interessieren sich für das Thema“, so Torst. Sie habe registriert, dass sich auch etwas bei den Menschen geändert habe. „Früher war man als Öko ein Außenseiter, heute kann Öko auch cool sein.“
job4u ist die regionale Plattform, wenn es um Lehren und Lernen geht. Neben dem WESER-KURIER, der Handelskammer und der Handwerkskammer Bremen machen sich hiesige Firmen für junge Leute stark.