
Soweit ich mich erinnern kann, haben mir meine Eltern ein großartiges rotes Rad geschenkt. Laut meiner Mutter wollte ich ziemlich schnell ohne Stützräder fahren und habe wohl auch so lange gequengelt bis ich meinen Willen bekommen habe. Tatsächlich habe ich das auch recht gut hinbekommen, was aber vorrangig daran lag, dass ich recht stur bin und Dinge ungern lernen, sondern können will.
Das aktuelle FahrradHauptsächlich benutze ich im Alltag mein Vaterland-Damenrad. Das war vor sieben Jahren ein grandioses Geschenk von meinem Freund, der das recht heruntergekommene Schätzchen liebevoll wieder für mich fit gemacht hat. Es hat einen tollen Originalzustand und ist dabei nicht zu schön, um es vor der Kneipe draußen stehen zu lassen, ohne gleich zu fürchten, dass es geklaut wird oder Teile abgeschraubt werden. Mein NSU-Damensportrad ist dafür zum Beispiel zu schade, das wird nur sonntags ausgeführt. Ein weiteres Alltagsrad steht als Projekt schon in den Startlöchern, ein alter französischer Halbrenner. Die Garage ist voll mit alten, erhaltungswürdigen Rädern, an denen wir herumbasteln.
Die schönste TourWir machen jedes Jahr mit Freunden und Bekannten eine Oldtimer-Fahrradtour, was immer ein netter Ausflug ist und Spaß macht. Auch wenn am nächsten Tag der Hintern etwas schmerzt. Ansonsten fahre ich weniger Fahrradtouren, sondern benutze das Rad eher im Alltag.
Die VorgängermodelleTatsächlich gab es die nicht wirklich. Ich bin auf dem Land groß geworden, da war spätestens mit 18 und dem Führerschein das Fahrrad nicht mehr interessant. Erst mit dem Vaterland habe ich die Liebe zum Fahrradfahren wiederentdeckt. Was zuerst einmal daran lag, dass ich meinen Freund nicht enttäuschen wollte, da er sich mit dem Rad so viel Mühe gegeben hatte. Jedoch habe ich recht schnell festgestellt, wie leichtläufig das alte Fahrrad ist und wie viel Spaß es macht in Bremen Fahrrad zu fahren, da man ruckzuck von A nach B kommt.
Der letzte DiebstahlIm Hausflur wurde mein altes, bordeauxfarbenes Miele-Fahrrad aus den 50ern in tollem Zustand geklaut.
Die LieblingsstreckeDie meist gefahrene Strecke ist die zur Arbeit über den Stern die Wachmannstraße hoch nach Riensberg. Allerdings ist das nicht unbedingt meine liebste Strecke, dazu müsste ich einen kleinen Umweg durch den Bürgerpark einbauen.
Der ausgefallenste FahrradschmuckIch finde Fahrradschmuck eigentlich ziemlich unnötig, was aber hauptsächlich an den schönen 50er-Jahre-Fahrrädern liegt. Die sind mit Steuerkopfschild und Schutzblechreitern eigentlich schon geschmückt genug, eventuell kann man es durch ein hübsches Rocknetz noch ergänzen.
Die am häufigsten gefahrene StreckeDie zur Arbeit, aber durchaus auch ins Viertel oder eben zum Eis-Italiener um die Ecke. Das Fahrradfahren rechtfertigt die extra Portion Sahne.
Der schlimmste UnfallTatsächlich hatte ich bisher Glück und keinen schlimmen Unfall erlebt. Jedoch hatte ich an der Kreuzung Bismarckstraße eine unschöne Begebenheit: Mir ist recht spät abends die Hose in die Kette geraten, ich habe es rechtzeitig gemerkt und bin nicht gefallen. Heidewitzka, ich stand dann mitten auf der Kreuzung und konnte weder vor noch zurück, da die Hose eingeklemmt war. Nix half, bis ich dann dachte, was soll's, Hose aus und runter von der Kreuzung. Bei meinem Glück wäre dann sicher die Polizei vorbei gefahren. Zum Glück hatte das Schicksal erbarmen und die Hose war auf einmal dann doch frei und ich bin heil nach Hause gekommen.
Oldtimerfahrradfahrer sind…Menschen, die gute Qualität noch zu schätzen wissen und Lust haben, schöne alte Dinge zu erhalten anstatt sie durch neue, oftmals kurzlebige Sachen zu ersetzen. Man fährt keinem Trend hinterher, sondern bleibt sich selbst treu. Ich sage übrigens lieber Oldtimer, als Vaterland, da die Marke spätestens seit 1945 vom Namen her vorbelastet ist.
Ich fahre gerne Fahrrad, weil …... ich ungern im Stau stehe, ich ab und zu das Gefühl habe, als recht fauler Mensch trotzdem ein wenig für die Fitness zu machen und weil ich dann ein nicht ganz so schlechtes Gewissen habe, da ich sonst mit alten Zwei-Takt-Mopeds durch die Gegend fahre.
Fahrradfahren in Bremen ist…... superkomfortabel, da es jede Menge gut ausgebaute Radwege gibt und die Autofahrer durchaus Rücksicht nehmen, auch wenn es zur Rushhour auch zu anarchistischen Zuständen auf den Fahrradwegen kommt.
Die Fragen stellte Pascal Faltermann.Annika Schierenbeck
ist 38 Jahre, stellvertretende Geschäftsführerin im Hotel Heldt und Präsidette im hiesigen Mofaklub „Heisse Kette“. Sie sammelt unmotorisierte sowie motorisierte Zweiräder der 50er- bis 70er-Jahre und besitzt fünf Fahrräder und sieben Mopeds.