
Das war mit einem orangefarbenen Bonanzarad. Das klappte auch ganz gut, jedenfalls so lange, bis ich feststellte, dass meine Mutter das Rad nicht mehr an der Sattelrücklehne festhielt. Da bin ich auf der Stelle umgekippt. Es hat danach eine Zeit gedauert, bis ich es wieder versucht habe, ich war nicht das allersportlichste Kind... . Aber offenbar habe ich es doch noch irgendwann gelernt.
Das aktuelle FahrradAktuell müsste ich ungefähr 16 Fahrräder haben. Vielleicht sind es sogar noch mehr, das weiß ich gar nicht so genau. Meine letzten Neuzugänge waren ein Lastenrad und ein Bauer-Sportrad von 1954. Grundsätzlich sind alle meine Räder vor 1970 gebaut worden. Mein Alltagsrad ist ein Wanderer-Fahrrad aus dem Jahr 1939. Ich wollte schon immer ein Vorkriegsrad haben. Leider ist das Rad erst im September 1939 gebaut worden. Also beläuft sich die Chance, dass es tatsächlich ein Fahrrad aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg ist, auf fünf Stunden und 40 Minuten.
Der größte ErfolgDer größte Erfolg war für mich, als ich mein erstes Rad repariert hatte. Das war vor ungefähr neun Jahren. Ich bin auch vorher schon alte Räder gefahren, habe aber außer Reifen aufpumpen und mal die Kette zu ölen nie daran herumgebastelt. Und dann wollte meine Freundin auch ein altes Rad haben. Ein Freund von uns hat mir eins gegeben, allerdings in Teilen in Kisten. Das war ein altes Vaterland-Rad, es sah aus wie gerade aus der Weser gefischt. Ich habe dann herumgefragt, im Internet recherchiert und irgendwann gemerkt: Hey, ich bekomme das hin! Das Rad fährt noch und ich finde es großartig, so etwas zu neuem Leben zu erwecken. Außerdem muss man sagen, dass sich der technische Aufwand in Grenzen hält. Fahrräder zu restaurieren, ist keine Raketentechnik. Schade, dass viele heutige Räder so gebaut werden, dass sie irgendwann weggeworfen werden müssen. Das ist bei den historischen Modellen anders. Da kann man zum Beispiel einen Dynamo noch auseinanderbauen und Teile ersetzen. Das geht bei neuen nicht.
Die VorgängermodelleOh, das waren einige. Ich denke immer noch mit Wehmut an mein Stricker-Rad aus den 50er-Jahren. Das war ein ganz großartiges Fahrrad, bordeauxfarben und mit extralangem Rahmen. Es fuhr sich toll und hatte eine wunderschöne Lampe. Es wurde mir natürlich geklaut.
Der letzte DiebstahlAlso normalerweise bezahle ich für meine Räder... . Okay, manchmal bekomme ich auch welche geschenkt.
Die LieblingsstreckeIch fahre sehr gerne über das Weserwehr ins Niemandsland beim Werdersee. Das dauert keine fünf Minuten und man ist in einer komplett anderen Welt.
Der ausgefallenste FahrradschmuckDie kleinen Metalldeckel für die Ventile an den Reifen mit Kettchen. Das I-Pünktchen bei historischen Rädern.
Die am häufigsten gefahrene StreckeMein Arbeitsweg von der Wachmannstraße bis zum Atelier Am Schwarzen Meer. Da fahre ich die Bismarckstraße entlang und dann über das Krankenhausgelände.
Der schlimmste UnfallNicht der schlimmste Unfall, aber mit Sicherheit der dümmste: Ich bin mal freihändig gefahren, als ich schon leicht beschwipst war. Die Hände hatte ich in den Hosentaschen. Und weil das noch nicht dumm genug war, war ich der Meinung, dass ich dazu mal richtig in die Pedalen treten müsste. Ich bin dann natürlich schön mit dem Kinn auf den Asphalt geknallt. Es gab aber immerhin keine bleibenden Schäden, außer der Lehre für mich, dass Ideen, die man bedüdelt hat, nicht immer die besten sind...
Wanderer-Fahrradfahrer sind …... Leute, die historische Fahrzeuge im ganz normalen Alltagseinsatz nutzen. Jedenfalls hier in Bremen.
Ich fahre gern Fahrrad, weil …... es einfach ein großartiges Konzept ist. Zwei Räder, eine Kette und, schwupps, ist man locker und leicht unterwegs. Und wenn man dann auch noch was Altes fährt, muss man sich auch nicht sonderlich viel darum kümmern.
Fahrradfahren in Bremen ist …... manchmal ziemlich abenteuerlich. Wobei die größte Gefahr oft von anderen Radfahrern ausgeht. Die Ignoranz von Straßenverkehrsregeln ist eine Sache, aber die ersten beiden StVO-Paragrafen sollten eigentlich für jeden eine Selbstverständlichkeit sein. Sie heißen: Die Teilnahme am Straßenverkehr erfordert ständige Vorsicht und gegenseitige Rücksicht. Und: Wer am Verkehr teilnimmt, hat sich so zu verhalten, dass kein anderer geschädigt, gefährdet oder, mehr als nach den Umständen unvermeidbar, behindert oder belästigt wird.
Aufgezeichnet von Nina Willborn.Lars „Maura“ Kalusky
ist 51 Jahre alt und kommt aus Verden. Der freiberufliche Diplom-Grafikdesigner lebt seit 27 Jahren in Bremen, derzeit in Schwachhausen. Kalusky ist ein großer Fan von historischen Zweirädern und restauriert sie auch.