
Erst habe ich mich verlesen und gedacht, es gehe um Feinstaubwesen, was an der Dauer-Debatte um Feinstaub liegen muss. Der Text handelte aber nicht von Dieselmotoren, sondern von Erdgeistern.
Meine Schwester, der ich vor Jahren ein Buch über Silvesterbräuche geschenkt habe, behauptet, ich müsse nur 13 Wünsche auf Zettel notieren, diese in einen Sack stecken und dann, in den Raunächten zwischen dem Heiligen Abend und den Heiligen drei Königen, einen nach dem anderen im Garten anzünden. Und zwar in der Dämmerung und ohne nachzusehen, welcher Wunsch da gerade in Rauch aufgeht. Dies ist offenbar eine althergebrachte Methode, wenn man Erdgeister rufen und mit der Erfüllung von Wünschen beauftragen will.
Am 6. Januar verbleibt dann noch ein letzter Zettel im Sack. „Und um diesen Wunsch musst du dich im neuen Jahr selbst kümmern, wenn er sich erfüllen soll“, sagt meine Schwester.
Wir haben eine kleine Feuerschale im Garten. Es dürfte also kein Problem sein, schon im Januar in meiner nagelneuen Outdoor-Küche ein paar Gäste zu bekochen. Ich schreibe den Erdgeistern aus meinem Garten vorsichtshalber ein paar gängige Marken für Luxusgrills auf den Zettel.
„Was machst du da?“, fragt mein Mann Michael. „Ich schreibe Wünsche auf“, erkläre ich. Michael nimmt sich auch einen Zettel. „Mehr Ruhe“, schreibt er darauf. Mein Sohn wünscht sich ein Computerspiel ab zwölf Jahren, das aber alle anderen Kinder schon mit elf Jahren spielen dürfen. Meine Tochter holt sich auch ein Blatt. War ja klar, dass alle etwas haben wollen, wenn ich mal aus dem Vollen schöpfen kann.
Mal sehen. Outdoor-Küche ist schon gut, ein Gewächshaus auch nicht schlecht. Und was wünsche ich mir noch für meinen Garten? Viele Gartenbesitzer wollen gern andere Nachbarn haben. Das muss nicht sein. Wenn ich es recht bedenke, brauche ich im Januar eigentlich doch keine Outdoor-Küche. Es liegt an der Vorstellung, dass meine Finger beim Salatschnippeln unter freiem Himmel zu Eisklumpen gefrieren. Ich stehe eigentlich ganz gern in der mollig warmen Küche und sehe zu, wie der Schafskäse im Ofen schmilzt. Ich zerknülle den ersten Zettel und werfe ihn in den Papierkorb.
Ich muss auch nicht unbedingt ein Gewächshaus haben. Wer wird denn im Sommer Kanne um Kanne hinein schleppen, um die Zucchinis zu bewässern?
Es ist sowieso die Frage, ob man sein Glück herausfordern und Feinstoffwesen in den Raunächten unbedingt mit komplizierten Wünschen wie dem richtigen Aufsitzrasenmäher behelligen sollte.
Vielleicht erfülle ich mir lieber gleich nur den einen letzten Wunsch selbst: Silvester einfach mal zu Hause bleiben. Ich wollte nämlich schon immer ausprobieren, was passiert, wenn ich in gelber Unterwäsche mit einem leeren Koffer in der einen und meinem Reisepass in der anderen Hand ums Haus renne.
Das ist ein argentinischer Brauch und könnte mich 2019 nach Mexiko und in andere Länder bringen, die ich schon immer einmal bereisen wollte. Also bitte nicht wundern, falls Sie 2019 erst mal nichts von mir hören: Schuld sind die Feinstoffwesen.
Martin Renz von der
Stadtbibliothek Bremen empfiehlt:
Die Zeit „zwischen den Jahren“ scheint Menschen ja schon seit jeher auf komische Ideen zu bringen. Wer zum Beispiel lieber räuchert als in gelber Unterwäsche vom nächsten Urlaub zu träumen, findet in „Vom Zauber der Raunächte“ von V. Griebert-Schröder und Franziska Muri (München: Irisiana 2015) noch eine Reihe weiterer Bräuche, mit denen man sich die Zeit vertreiben kann. Den besten Zeitvertreib für diese Tage liefert aber vielleicht Michael Endes Kinderbuchklassiker „Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch“: Der Magier Beelzebub Irrwitzer und die Hexe Tyrannja Vamperl haben an Silvester ihr Soll an bösen Taten noch nicht erfüllt. Mit einem Zaubertrank wollen sie in letzter Minute noch möglichst viel Unheil anrichten. Wird es Kater Maurizio und Rabe Jakob gelingen, die beiden aufzuhalten?
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