Eigentlich lagen alle Zutaten bereit. Eigentlich. Und trotzdem ist "Dreams", der neue München-"Tatort" (Sonntag, 20.15 Uhr, ARD), im besten Fall Geschmackssache. Hätte man nicht einfach eine spannende Handlung rund um den Leistungsdruck in professionellen Orchestern spinnen können, oder um das Thema "bewusstes Träumen"? Hätte man sicherlich. Das Drehbuch-Duo Johanna Thalmann und Moritz Binder hat sich für seinen ersten "Tatort" aber entschieden, beides zu vermengen. Herausgekommen ist ein klassischer Fall von zu viel gewollt.
Lucy Castaneda (Dorothée Neff) ist verschwunden. Ihre Freundin und Konkurrentin um einen Orchester-Platz, die ehrgeizige Violinistin Marina Eeden (Jara Bihler), vermutet, dass sie Lucy getötet hat. Sicher ist sie sich allerdings nicht, denn es könnte sein, dass sie lediglich geträumt hat, Lucy zu erstechen. Nun ist die Verwirrung natürlich groß. Wie kann man sich da nicht sicher sein, fragen sich auch die Kommissare Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) und Ivo Batic (Miroslav Nemec).
"Tatort" aus München ist (immerhin) filmisch gut umgesetzt
Doch sowohl Marina als auch Lucys Noch-nicht-Ex-Freund, der Leistungsturner Mats Haki (Theo Trebs), nehmen an einer Studie zum sogenannten luziden Träumen teil. Um ihre Leistungsfähigkeit zu steigern haben sie gelernt, ihre Handlungen im Traum bewusst zu steuern. Doch im Mix mit Konkurrenzkampf, Beziehungskrise und Rauschmitteln fällt es ihnen immer schwerer, Traum und Realität auseinanderzuhalten.
Filmisch gut umgesetzt ist all das allemal (Regie: Boris Kunz), auch die Musik des Münchner Rundfunkorchesters beeindruckt. Doch so richtig fesselnd wird es lange Zeit nicht. Dafür erfährt man eine Menge über Traumforschung und ein bisschen über den gnadenlosen Konkurrenzkampf im Orchesterwesen. Erst zum Finale wird es dramatisch, und nicht alle Protagonisten werden den Konzertsaal des Münchener Gasteig lebend verlassen. Oder etwa doch? Nun ja.