Seine erfolgreichsten Solo-Hits heißen "Stuff Like That", "I'll Be Good To You" und "The Secret Garden". Und auch seine bekannteste Komposition, die swingende Instrumental-Nummer "Soul Bossa Nova" (unter anderem als "Austin Powers"-Titelmelodie berühmt), wird eher selten mit ihm in Verbindung gebracht. Kein Wunder, dass ihn sein Wikipedia-Eintrag nicht zuallererst als Jazz-Trompeter und Musiker, sondern als "Musikproduzent" und "Komponist" führt. Denn Quincy Jones wirkte in den 70 Jahren seiner Karriere meistens im Hintergrund. Das jedoch mit unfassbarem Erfolg.
Von seinen Arrangements und seinem Gespür für die richtige Melodie profitierten nicht nur Jazz-Pianist Ray Charles und der ewige Gentleman Frank Sinatra, sondern auch die Soul-Ikone Aretha Franklin und ganz besonders der "King Of Pop". Doch den "Paten der schwarzen Musik", wie ihn einst der amerikanische "Rolling Stone" taufte, lediglich auf die Zusammenarbeit mit Michael Jackson zu reduzieren, wird Quincy Jones, der am 14. März seinen 90. Geburtstag feiert, nicht gerecht. Er ist Produzent, Philanthrop, Pate und Förderer von musikalischem Talent - bis heute.
Zwichen Duke Ellington und Michael Jackson
"Wenn Quincy ruft, lassen die Leute alles stehen und liegen", erzählte die Disco-Queen Donna Summer einst in einem Interview über den Produzenten, der 1982 ihr selbstbetiteltes Album aufnahm. Denn seine Schützlinge konnten sich auf eines verlassen: Wer mit Quincy Jones zusammenarbeitet, erhält maßgeschneiderte Musik mit absoluter Hitgarantie. Mit Michael Jackson nahm der Produzent nicht nur dessen drei größte Alben-Erfolge auf, sondern lieferte, was seine Qualitäten als Arrangeur angeht, auch seine eigenen Meisterwerke ab. "Off The Wall" (1979), "Thriller" (1982) und "Bad" (1987) gelten heute noch als Meilensteine des Pop und krempelten die komplette Musikwelt um.
Doch die Aufnahmen zu "Bad" sollten die letzten gemeinsamen des Duos sein: Der perfektionistische Jackson monierte, dass sich das Album "lediglich" 25 Millionen Mal verkaufte und nicht an die Verkaufszahlen von "Thriller" herankam. Bezeichnenderweise sollte Jones danach nur noch in Ausnahmefällen (zuletzt 2013 bei der Jazzmusikerin Emily Bear und "Diversity") komplette Platten für andere Künstlerinnen und Künstler produzieren - die Arbeiten an "Bad" kosteten ihn einfach zu viel Kraft. Quincy Jones und Michael Jackson blieben aber bis zum Tod des "King Of Pop" 2009 weiterhin enge Freunde.
Dass der ausgebildete Trompeter, der mit Jazz-Legenden wie Duke Ellington und Count Basie spielte und in seiner Schulzeit mit Ray Charles befreundet war, aber nie die Finger von der Musik lassen konnte, spricht für seinen Charakter und für seine Professionalität. Er produzierte weiterhin Solo-Alben und nahm bis zuletzt immer wieder einzelne Songs mit jüngeren Künstlern auf. "Seid offen, neugierig und vertraut euren Instinkten. Wenn dann noch harte Arbeit hinzukommt, kann nichts schiefgehen", gab Jones talentierten Musikern in einem Interview in der "Zeit" mit auf den Weg. Er äußerte aber auch Bedenken, dass die heutige Generation die klassischen Grundkenntnisse des Musikmachens verlernt hätte und sich nur noch auf die moderne Studiotechnik verlassen würde.
Immer noch am Puls der Zeit
Zwar ist Jones im Grunde seines Herzens ein analoger Musikschaffender, weiß aber dennoch, in welchen Momenten er auf moderne Gerätschaften zurückgreifen muss. So entwickelte er in Zusammenarbeit mit dem Pianisten David Sides die App "Playground Sessions", die es Lernwilligen jedes Alters ermöglichen soll, das Klavierspielen zu lernen. "Es war so wichtig, dass so etwas auf den Markt kommt", erzählte Jones vor einigen Jahren in einem Interview über das Produkt.
Sein Engagement geht aber weit über die Vermittlung von Musik hinaus. So unterstützte er schon in den 60er-Jahren aus Leibeskräften den Menschenrechtler Martin Luther King. Später nutzte er seine Popularität, um humanitären Hilfsorganisationen unter die Arme zu greifen. Er unterstützt verarmte Kinder und Jugendliche in Los Angeles und Südafrika, ist Mitgründer der "Global Gumbo Group", die sich für Völkerverständigung zwischen der westlichen Welt, Nordafrika und dem Nahen Osten einsetzt. Und nicht zuletzt war Jones Mitinitiator und Produzent der Hymne "We Are The World", deren Erlös an die Opfer der äthiopischen Hungersnot ging, die Mitte der 80er-Jahre das ganze Land bedrohte.
Jones hat ein Lebenswerk erschaffen, das immer wieder neu geehrt und anerkannt wird. 2021 erst erhielt er seinen Platz auf dem neu gegründeten Black Music & Entertainment Walk of Fame in Atlanta. Immer wieder taucht Jones in Dokumentationen auf, um über seine große Leidenschaft oder alte Weggefährten zu sprechen. Und irgendwie mischt er, auch wenn er es in den letzten Jahren spürbar ruhiger angehen ließ, immer noch in der Musikwelt mit. Natürlich nah am Puls der Zeit. 2020 etwa trat Jones in einem Video der Rap-Superstars Travis Scott und Young Thug auf ("Out West"). 2022 war er mit einem Spoken-Word-Beitrag auf dem Album "Dawn FM" von The Weeknd zu hören. Ein bisschen Support für Kollegen, für andere Vollblut-Musiker, um ihnen dabei zu helfen, das Beste aus sich herauszuholen. So wie Quincy Jones es immer schon getan hat, auch wenn sein Name dabei meist im Hintergrund stand.