Die Figur des trotteligen Inspektors Clouseau wurde zu Peter Sellers’ Paraderolle. Vor 50 Jahren, am 19. Dezember 1963, begann auf deutschen Kinoleinwänden seine Jagd nach einem seltenen Diamanten („Der rosarote Panther“). Im Vorspann tauchte neben der einprägsamen Filmmelodie auch eine pastellfarbene Comic-Katze auf, die später mit einer eigenen Zeichentrickserie für Furore sorgte.
Blake Edwards Kriminalkomödie um einen raffinierten Juwelendieb und einen verwirrten Inspektor gehört zu den Klassikern des Genres. Wilde Slapstick-Einlagen wechseln sich mit spitzfindiger Ironie ab. Die Handlung des Films beinhaltet eigentlich nichts Außergewöhnliches: Schmuckdiebe, schöne Frauen und dazwischen ein einfältiger Kriminalist. Aber die leichte Geschichte wird nicht seicht und sprüht vor Situationskomik, trotz oder gerade wegen der haarsträubenden Verwicklungen. Beliebter Aufhänger für Verwechslungen sind Verkleidungen und Masken, die in einem pompösen Kostümball enden. Die Mischung macht’s. Das liegt neben der großartigen Inszenierung auch an den hervorragenden Schauspielern. Vor 50 Jahren kam der erste Film der Reihe in die Kinos.
Der Plot: In einem italienischen Nobelskiort ist Inspektor Clouseau hinter dem „Phantom“ her, das schon seit langem reichen Frauen den Schmuck stiehlt. Die schöne Maharadscha-Tochter Dala (Claudia Cardinale) verbringt hier ihren Winterurlaub und hat den „rosaroten Panther“ im Gepäck. Der sagenhafte Diamant wird so genannt, weil er pink schimmert und ein kleiner Schatten in seiner Mitte einem springenden Panther ähnelt. Der charmante Gentleman-Einbrecher Sir Charles Lytton (David Niven), nach außen beliebtes Mitglied der High Society, möchte die Gelegenheit nutzen und ihn stehlen. Ebenfalls vor Ort erscheint sein Neffe George (Robert Wagner). Auch der ist ein Dieb und will den Stein an sich bringen und danach die Tat dem „Phantom“ in die Schuhe schieben. Am Ende gerät der Inspektor selbst unter Verdacht, das „Phantom“ zu sein.
„Wer hat an der Uhr gedreht?“
Ursprünglich war die Figur des Inspektors Clouseau für Peter Ustinov vorgesehen. Der sagte aber kurz vor Drehbeginn ab. Daraufhin wurde dem bis dahin international eher unbekannten Sellers die Rolle angeboten, der für eine Gage von „lediglich“ 90000 Britischen Pfund zusagte. Zunächst waren die Auftritte des Polizeibeamten nur als Nebenhandlung geplant. Erst die überwältigende Resonanz des Publikums brachte Edwards auf die Idee, dem tollpatschigen Inspektor in weiteren Filmen mehr Raum zu bieten.
So begann unter seiner Regie eine der langlebigsten Komödienserien. Bis 1982 entstanden noch fünf weitere Filme: „Ein Schuss im Dunkeln“ (1964), „Der rosarote Panther kehrt zurück“ (1974), „Inspektor Clouseau, der ,beste’ Mann bei Interpol“ (1976), „Inspektor Clouseau – Der irre Flic mit dem heißen Blick“ (1978) und „Der rosarote Panther wird gejagt“ (1982).
Die Rolle des Interpol-Inspektors Clouseau hatte für Peter Sellers den internationalen Durchbruch gebracht, übrigens in der deutschen Version synchronisiert von Georg Thomalla. Obwohl er auch in anderen Rollen wie 1955 als Nebendarsteller in der Kriminalgroteske „Ladykillers“ an der Seite von Sir Alec Guiness oder 1964 in Stanley Kubricks Kriegssatire „Dr. Seltsam oder: Wie ich lernte, die Bombe zu lieben“ brillierte, war er nach seinen Auftritten als „Clouseau“ aufs komische Fach abonniert. Von der britischen Presse wurde er häufig als der größte englische Komiker seit Charly Chaplin bezeichnet.
Zu seiner populärsten Rolle hatte Sellers eine regelrechte Hassliebe entwickelt. Durch jeden weiteren Auftritt war er stärker auf diese komische Figur festgelegt, auf der anderen Seite konnte er sie dann aber auch immer wieder nutzen und im Rampenlicht glänzen. Selbstironisch sagte er einmal, er habe sich seine Identität operativ entfernen lassen.
Bereits 1961 hatte Edwards mit dem Komponisten Henry Mancini zusammengearbeitet, der für den Song „Moon River“ aus dem Film „Frühstück bei Tiffany“ einen Oscar gewann. Sein „Pink Panther Theme“ wurde ebenfalls zum Evergreen, das Lied mit der markanten Saxofon-Melodie wurde 2010 vom American Film Institute auf Platz 20 der besten Filmmusiken gewählt. Daneben nahm die amerikanische National Film Registry „Pink Panther“ als einen „besonders erhaltenswerten Film“ auf. Auf Basis des legendären Filmvorspanns entstanden schon in den 1960er-Jahren in den USA erste Zeichentrickfilme. Ab 1973 zeigte das ZDF unter dem Namen „Paulchen Panther“ die animierten Filme mit der rosaroten Raubkatze. Die legendären Reime und die Titelmelodie „Wer hat an der Uhr gedreht?“ sowie die Worte „Heute ist nicht alle Tage – ich komm wieder, keine Frage“ klingen heute noch vielen in den Ohren und sind in die Alltagssprache übergegangen.
In jüngster Zeit hat der Panther ohne eigenes Zutun jedoch auch Negativschlagzeilen produziert. Der rechtsextreme Nationalsozialistische Untergrund (NSU) pervertierte die Comicfigur und missbrauchte Ausschnitte aus den Trickfilmen für seine Bekenner-DVDs.