MI5 ist Arbeitgeber des Jahres in Großbritannien Schwule finden Geheimdienst geil

London. In Großbritannien wurde der Inlandsgeheimdienst MI5, sozusagen die Schwester von James Bonds MI6, zum homosexuellen-freundlichsten Arbeitgeber gekürt. Dabei ist es Schwulen und Lesben erst seit 25 Jahren erlaubt, für den MI5 zu arbeiten.
21.01.2016, 00:00 Uhr
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Schwule finden Geheimdienst geil
Von Katrin Pribyl

In Großbritannien wurde der Inlandsgeheimdienst MI5, sozusagen die Schwester von James Bonds MI6, zum homosexuellen-freundlichsten Arbeitgeber gekürt. Dabei ist es Schwulen und Lesben erst seit 25 Jahren erlaubt, für den MI5 zu arbeiten. Während jener Wochen, als kein Tag ohne Meldungen zum neuen James-Bond-Film „Spectre“ verging, arbeiteten sich Medien auf der ganzen Welt an möglichen Nachfolgern für den aktuellen 007, Daniel Craig, ab. Ex-Darsteller wurden befragt, allerlei Schauspieler-Namen in den Raum geworfen, fast auf philosophische Weise erörtert, ob der Geheimagent auch schwarz, weiblich oder gar schwul sein könnte. Pierce Brosnan, Hobby: ehemaliger Bond, mochte die Idee. Roger Moore, Hobby: ehemaliger Bond, mochte die Idee weniger. Ein homosexueller Agent, der für den Auslandsgeheimdienst MI6 die Welt rettet? Vielleicht gefielen ihm die Bilder in seinem Kopfkino nicht. Vielleicht vermisste er schon halb nackte Blondinen.

Dabei dürfte dieser Ansatz deutlich näher an die Realität herankommen als etwa Bonds spektakuläre Filmstunts oder sein aus der Zeit gefallener Frauenverschleiß. Denn die Nachrichtendienste in Großbritannien scheren sich außerordentlich um die Chancengleichheit. So gilt der MI6 als guter Arbeitgeber, wenn es um die Gleichstellung ihrer Angestellten geht. Eine Organisation für die Rechte von sexuellen Minderheiten wählte ihn gerade erst auf Platz 36 des sogenannten Workplace Equality Index. Der Geheimdienst MI5, mehr oder weniger die Schwester von Bonds Laden, wurde gar zum Arbeitgeber des Jahres gewählt. Der Inlandsgeheimdienst des Vereinigten Königreichs betreibe eine sehr gute Personalpolitik und fördere sexuelle Minderheiten besonders, hieß es vom Verein Stonewall, der die Liste aufstellt und sich für die Rechte von Homo-, Bi- und Transsexuellen auf der Insel einsetzt. Vielfalt sei für den MI5 lebenswichtig, sagte dessen Chef Andrew Parker. „Nicht nur, weil es richtig ist, dass wir die Gesellschaft repräsentieren, der wir dienen, sondern auch, weil wir auf die Fähigkeiten der talentiertesten Menschen angewiesen sind – wer auch immer sie sind.“ Bei der Wahl seien rund 60 000 Mitarbeiter der Unternehmen interviewt worden, hieß es.

Dabei, man mag es kaum glauben, dürfen Schwule und Lesben erst seit 25 Jahren für den MI5 arbeiten. Vor dem Kulturwandel gab es in der Organisation ein Verbot, offen zu ihrer Sexualität stehende Menschen anzuwerben und einzustellen. Der Grund ist so antiquiert wie absurd und natürlich spielt Russland eine Rolle. Wie könnte es in einem britischen Nachrichtendienst auch anders sein? Jedenfalls hatte man zu Zeiten des Kalten Kriegs die offenbar äußerst ausgeprägte Paranoia, dass ein schwuler Agent oder – so viel Zeit muss sein – eine lesbische Agentin, aufgrund der Sexualität von den Russen erpresst werden könnte. Für Laien dürfte diese vor Befangenheit triefende Denkweise nicht einfach zu erschließen sein. Was hätte es dem Feind gebracht?

Aber die Welt der Geheimdienste hat es ja an sich, dass sie gemeinhin als undurchdringlich verstanden oder besser nicht verstanden wird. Siehe James Bond. Aber wäre das nicht mal Stoff für einen neuen 007?

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